Viele Babys fühlen sich anfangs nicht sehr wohl in der Bauchlage und fangen schnell an zu weinen. Oftmals ist das für Eltern ein Grund, das Baby nicht regelmäßig tagsüber auf den Bauch zu legen. Ein Fehler, denn die Bauchlage ist sehr wichtig für die Entwicklung der Rückenmuskulatur und die Streckung der Wirbelsäule. Wir geben dir Tipps, mit denen du stressfrei die Bauchlage mit deinem Baby üben kannst.

Warum ist es überhaupt notwendig, die Bauchlage zu „trainieren“?

In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren haben Verantwortliche in den USA die „Back-To-Sleep“-Kampagne (später „Safe to Sleep®“ genannt)  ins Leben gerufen – zu Deutsch: „Rückenlage zum Schlafen“. Mit dieser Kampagne bekamen Eltern Empfehlungen, in welcher Position und in welcher idealen Umgebung sie ihr Baby zum Schlafen hinlegen sollen, um sie vor dem plötzlichen Kindstod  (SIDS = Sudden Infant Death Syndrom) zu schützen. Mit Erfolg: Durch den Rat, dass Babys nachts auf dem Rücken schlafen sollen, plus weitere Empfehlungen wie

  • eine feste Matratze für das Baby zum Schlafen
  • der Verzicht auf Kuscheltiere oder flauschige Decken im Bettchen
  • sowie eine rauchfreie Umgebung

sorgten dafür, dass sich die Zahl der Kinder, die am plötzlichen Kindstod starben, von 1,34 pro 1000 Lebendgeborenen im Jahr 1991 auf 0,64 im Jahre 2008 reduzierte. In Deutschland lag die Zahl im Jahr 1998 bei 0,77 pro 1000 Lebendgeborenen und reduzierte sich bis 2008 auf 0,32.

Durch die allgemeine Empfehlung, das Baby nachts auf dem Rücken schlafen zu lassen, haben gerade viele junge Eltern Angst, ihr Baby besonders in den allerersten Lebensmonaten überhaupt auf den Bauch zu legen, wie unter anderem eine brasilianische Studie zeigte. Neue Aufklärungsprogramme zielten dann darauf ab, Eltern die Notwendigkeit der Bauchzeit für Babys im wachen Zustand aufzuzeigen.

Warum ist die Bauchlage so wichtig?

Aufgrund der Angst vieler Eltern ihr Baby tagsüber auf dem Bauch strampeln zu lassen, stellen Physiotherapeuten und Osteopathen seit einigen Jahren bei einigen Kindern Verzögerungen in der motorischen und sensorischen Entwicklung fest. Denn die Bauchlage bei Babys ist für folgende Dinge äußerst wichtig:

  • Die Kopf-, Hals-, Schulter- und Rückenmuskulatur wird gedehnt und gestärkt. Dadurch lernen Babys eher, den Kopf selbstständig zu halten. Zudem werden Wirbelsäulenasymmetrien verbessert. Eine starke Muskulatur bildet außerdem die Grundlage für weitere Meilensteine, wie das Aufstützen auf die Ärmchen, Umdrehen sowie das Sitzen und Krabbeln.
  • Sensorik, Gleichgewichtssinn sowie die Entwicklung der Augen und der Gehörsinn des Babys werden gefördert.
  • Der Babykopf erhält eine symmetrische Form und Kopfverformungen wird vorgebeugt. Denn liegen Babys fast ausschließlich auf dem Rücken, kann der Hinterkopf abflachen. Solche Schädeldeformitäten können Auswirkungen auf die gesamte Wirbelsäule haben und verwachsen sich nicht immer im Babyalter. Manche Kinder und Erwachsene haben mit den Folgeproblemen ihr Leben lang zu kämpfen.
  • Die Bauchlage unterstützt die Verdauung des Kindes.
  • Die Atemwege des Babys sind in Bauchposition freier und es kann tiefer durchatmen.

Ab wann soll ich anfangen, die Bauchlage mit dem Baby zu üben?

Am besten bereits ab Geburt. Es reicht schon, wenn es sich nur um ein paar Sekunden am Tag handelt, die dein Neugeborenes in Bauchlage liegt und sie übt. Anfangs wird dein Baby automatisch versuchen, den Kopf zu heben und von dieser enormen Anstrengung frustriert sein. Je früher du dein Baby auf den Bauch legst, desto eher wird es lernen, dass es den Kopf in dieser Position auch ablegen und sich ausruhen kann.

7 Tipps, um die Bauchlage mit dem Baby zu üben

Ein Baby übt die Bauchlage auf einer Spieldecke.
Auf einer kuscheligen Spieldecke macht das Üben der Bauchlage viel Spaß. © yAOinLoVE – stock.adobe.com

Um die motorische und sensorische Entwicklung deines Babys optimal zu fördern, ist das Üben der Bauchlage obligatorisch. Damit die „Tummy Time“ möglichst entspannt für dein Baby und dich ist, helfen folgende Tipps:

Das Baby mehrmals am Tag für kurze Zeit auf den Bauch legen

Höchstwahrscheinlich wird dein Baby zu Beginn protestieren, wenn es die Bauchlage üben soll. Beende die Übung, wenn dein Baby dabei weint oder schreit. Wiederhole den Vorgang mehrmals täglich, wenn dein Baby wach ist. Osteopathen zufolge reichen in den ersten zwei Lebensmonaten bereits 20 bis 30 Sekunden. Verlängere die „Bauchzeit“ nach und nach, wenn sich dein Baby daran gewöhnt hat und sie länger toleriert. Ab dem dritten Monat sollten das schon mehrere Minuten sein, mit einem halben Jahr sollte dein Baby die Hälfte der Zeit, in der es wach ist, auf dem Bauch verbringen.

Das Neugeborene in Bauchlage auf die Brust legen

Die Tummy Time kann ganz gemütlich für dein Baby und dich sein. Du kannst die Bauchlage nämlich unter anderem mit deinem Baby üben, indem du dich flach aufs Bett oder auf das Sofa legst und dein Baby auf dem Bauch auf deiner Brust platzierst. Auf dir liegend fühlt sich dein Baby direkt wohl und wird in dieser Position nicht so schnell protestieren, wie auf dem Boden.

Im Fliegergriff die Bauchlage mit Baby üben

Der sogenannte Fliegergriff ist für viele Eltern ein Heilmittel, wenn das Baby Bauchschmerzen hat. Doch der Griff, bei welchem du dein Baby auf deinem Unterarm in Bauchlage festhältst, stärkt zudem die Muskulatur deines Kindes. Trage dein Baby daher immer wieder im Fliegergriff auf dem Arm statt aufrecht an der Brust.

Baby die Bauchlage auf einer Spieldecke üben lassen

Eine weiche und kuschelige Spieldecke mit interessanten Applikationen zum Fühlen und Bestaunen gestaltet die Bauchlage spannender für dein Baby. Lege es tagsüber mehrmals auf solch einer Decke ab und mache es dir neben deinem Baby gemütlich. Zusammen könnt ihr die lustigen Tiere, Formen und Farben auf der Spieldecke entdecken.

Baby in Bauchlage auf das Stillkissen legen

Hast du dir ein Stillkissen angeschafft? Dann kannst du auch das nutzen, um die Bauchlage mit deinem Baby auf angenehme Weise zu üben. Lege dazu dein Baby mit dem Bauch auf das Stillkissen und positioniere die kleinen Ärmchen deines Babys vor dem Kissen so, dass es sich auf seinen Unterarmen abstützt.

Das Baby über ein Bein oder eine Handtuchrolle legen

Du kannst dein Baby in Bauchlage unterstützen, wenn du entweder ein gerolltes Handtuch oder eine kleine gerollte Decke quer unter seiner Brust platzierst oder aber wenn du dich auf den Boden setzt und das Baby auf dein Bein legst.

Die Bauchlage auf einem Gymnastikball üben

Ein weiterer Tipp ist es, das Baby in Bauchlage auf einen großen Gymnastikball zu legen. Halte dein Baby dabei gut fest! Dann rollst du den Ball ganz langsam ein Stück vor und zurück. Schöner Nebeneffekt: Durch das Rollen erhält dein Baby eine sanfte Bauchmassage. Wenn du mit deinem Baby die Bauchlage auf einem Gymnastikball übst, stelle sicher, dass dein Kind nicht den Stöpsel des Balls herausziehen kann, sonst besteht Erstickungsgefahr!

Gymnastikbälle sowie schöne Kuschel- und Spieldecken findest du in einem guten Zustand gebraucht auf unserem Secondhand-Familienmarktplatz. Schau doch vorbei!

Darf das Baby tagsüber in Bauchlage schlafen?

Bei Babys ist es wie bei uns Erwachsenen: Manche liegen gerne auf dem Rücken, andere am liebsten auf der Seite und wieder andere sind absolute Bauchschläfer. So kann es sein, dass dein Baby auf dem Bauch ruhiger schläft als auf dem Rücken. Es ist in Ordnung, das Baby tagsüber auf dem Bauch schlafen zu lassen. Vorausgesetzt, du bist stets anwesend und kontrollierst, dass die Atemwege deines Babys frei sind und keine störenden Decken oder Plüschtiere im Bettchen liegen.

Quellen

Kinderärzte im Netz: – Tummy Time for Infants – „Bauchzeit“ für Säuglinge
Barbara Zukunft-Huber: Physiotherapeutischer Untersuchungsbogen zur Bewegungsentwicklung im ersten Lebensjahr
Noori Mitha: Patienteninfo: Warum ist die Bauchlage für Säuglinge so wichtig?
Ärzte Zeitung: Ein Rezept gegen plötzlichen Kindstod

Veröffentlicht: 24.04.21
Aktualisiert: 10.05.24

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Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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