Kurz nach der Geburt zeigt sich eine leuchtend rote Erhebung auf der Haut deines Säuglings? Das könnte ein Blutschwämmchen bei deinem Baby sein. Blutschwämmchen, im medizinischen Bereich besser als Hämangiome bekannt, treten bei einigen neugeborenen Babys nach wenigen Lebtagen oder Wochen auf. Dabei handelt es sich um gutartige Wucherungen, die durch ein erhöhtes Zellwachstum verursacht werden. Hier erfährst du alles Wichtige über Blutschwämmchen bei Babys.

Blutschwämmchen im Anfangsstadium: So entsteht ein Hämangiom beim Baby

Der medizinische Fachbegriff für eine Wucherung ist Tumor. Das klingt erschreckend, doch Blutschwämmchen bei einem Baby sind in der Regel ungefährlich. Es handelt sich um gutartige Wucherungen, die keine Metastasen bilden – sie werden also nicht in andere Körperteile verschleppt.

Da das Gefäßsystem von neugeborenen Babys noch unreif ist, kann es passieren, dass sich die innere Zellschicht der Blutgefäße verändert. So kann es zu einem erhöhten Zellwachstum kommen, das sich nach und nach als leuchtend roter, fühlbarer Fleck auf der Babyhaut zeigt. Aufgrund seiner Farbe und der scharfen Abgrenzung werden Blutschwämmchen auch als „Erdbeerflecken“ bezeichnet. Warum sich die Zellen in den Blutgefäßen verändern und vermehren, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

Häufigste Form beim Baby: Infantiles Hämangiom

Bei den meisten Babys entsteht ein Blutschwämmchen in den ersten vier Lebenswochen nach der Geburt. Das ist ein sogenanntes infantiles Hämangiom. Sie treten bei ungefähr vier bis fünf Prozent aller Säuglinge auf und bei bis zu 30 Prozent aller Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1000 Gramm. Bei Baby-Mädchen entwickeln sich Blutschwämmchen drei Mal häufiger als bei Baby-Jungen.

Ärzte teilen infantile Hämangiome nach ihrer Lage in den Hautschichten ein:

  • Kutan: Das Blutschwämmchen befindet sich in bzw. auf der Hautoberfläche. Es hat die charakteristische „erdbeerartige“ Form und die Konsistenz des markanten Flecks ist schwammähnlich.
  • Subkutan: Das Hämangiom sitzt tief unter der Haut – die Haut selbst ist nicht verändert oder rötlich gefärbt. Der Blutschwamm schimmert rötlich-bläulich und ist durch die Haut zu ertasten.
  • Kutan-subkutan: Das Blutschwämmchen befindet sich unter und auf der Haut.

Entwicklungsphasen des infantilen Hämangioms

Das infantile Hämangiom durchläuft während seiner Entwicklung drei verschiedene Phasen, ehe es sich wieder zurückbildet:

  1. Proliferationsphase (Wachstumsphase): Dauert ca. sechs bis neun Monate, in der die Blutschwämme unterschiedlich schnell an Größe zunehmen. Die Phase dauert bei Hämangiomen, die sich unter der Haut befinden, meist etwas länger. Bei Blutschwämmchen, die sich auf der Haut befinden, ist das Hauptwachstum häufig nach drei Monaten erreicht.
  2. Übergangsphase (Stillstandphase): Das Wachstum des Blutschwämmchens beim Baby verlangsamt sich und stoppt schließlich komplett. Oftmals ist das um den 6. Lebensmonat des Babys herum der Fall. Wie lange die Phase dauert, ist sehr unterschiedlich.
  3. Involutionsphase (Rückbildungsphase):  Das Blutschwämmchen bildet sich langsam zurück. Die Farbintensität nimmt ab und das Hämangiom wird kleiner und flacher. 80 bis 90 Prozent der Wucherungen bilden sich bei Kindern im Alter von vier Jahren zurück. Kleine Blutschwämmchen, die sich in der Haut des Babys befinden, verblassen häufig komplett und ohne Rückstände. Bei größeren Hämangiomen kann es allerdings Jahre dauern, bis sie sich zurückbilden. In manchen Fällen dauert es sogar bis zum Ende der Pubertät. Doch selbst dann können noch Narben oder kleine Schwellungen zu sehen und fühlen sein.

Verschiedene Arten von infantilen Hämangiomen beim Baby

Mediziner unterscheiden bei infantilen Hämangiomen zwischen lokalisierten und segmentalen Hämangiomen.

Lokalisierte Hämangiome

Ca. 90 Prozent der infantilen Hämangiome sind lokalisiert, d.h. sie gehen von einem zentralen Herd aus und entstehen an einer kleinen Stelle am Körper. Hierbei zeigt sich wenige Tage oder Wochen nach Geburt des Babys ein kleiner rötlicher Fleck oder Punkt, der scharf begrenzt ist.

Segmentale Hämangiome

Bei dieser Hämangiomform können Blutschwämme auf ganzen Körperarealen verteilt vorkommen und auch innere Organe beeinträchtigen. Sie haben oftmals eine längere Wachstumsphase als lokalisierte Blutschwämmchen und gehen häufig mit einer Störung des kindlichen Nervensystems und Fehlbildungen einher, weshalb weitere Untersuchungen zwingend notwendig sind. Segmentale Hämangiome kommen allerdings selten vor.

Kongenitales Hämangiom: Baby wird mit Blutschwamm geboren

In manchen Fällen ist schon bei Geburt erkennbar, dass sich ein Blutschwämmchen ausbilden wird. Zunächst kann der leicht rötliche Fleck jedoch mit einem Storchenbiss verwechselt werden. Nur selten kommen Babys mit einem bereits ausgeprägten Blutschwamm auf die Welt. Diese werden als kongenitale (angeborene) Hämangiome bezeichnet.

Diagnose eines Blutschwämmchens beim Baby

Zu 60 Prozent treten infantile Hämangiome bei Babys am Kopf und im Halsbereich auf. Stellst du eine rötliche Hautveränderung bei deinem Schatz fest, solltest du sie ärztlich abklären lassen. Dein Kinderarzt / deine Kinderärztin kann vermutlich bereits Aufschluss darüber geben, ob es sich bei dem roten Fleck auf dem Kopf deines Babys um ein Blutschwämmchen handelt. Ist das der Fall, kann es sein, dass er bzw. sie dich und deinen Schatz an einen Hautarzt / eine Hautärztin überweist.

Um die genaue Größe des Blutschwämmchens unter der Haut bestimmen zu können, kann eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll sein.

Blutschwämmchen beim Baby: Behandlung des Hämangioms

Ein Baby mit einem Blutschwämmchen (Hämangiom) am Ohr.
Hat dein Baby ein großes Blutschwämmchen an Ohr, Nase, Auge oder Mund, solltest du es behandeln lassen. © Miguel Granero – stock.adobe.com

Je nach Größe und Lage des Blutschwämmchens beim Baby ist eine Therapie notwendig. Infantile Hämangiome, die sich im Gesichtsbereich befinden, können als kosmetisch störend empfunden werden. Sitzen sie jedoch direkt auf Nase, Mund, Auge oder Ohr deines Babys, können sie dort zu Funktionseinschränkungen führen: Wächst der Blutschwamm, behindert er die Sicht, erschwert das Atmen oder bereitet Probleme beim Essen oder Hören. Sie sollten daher möglichst frühzeitig behandelt und das Wachstum gestoppt werden. Diese komplizierteren infantilen Hämangiome machen jedoch lediglich 10 bis 15 Prozent aller Blutschwämmchen aus. Die meisten (85 bis 90 Prozent) sind unkompliziert und daher ungefährlich.

Beachte allerdings, dass Blutschwämmchen bei Babys aufgrund der dünnwandigen Blutgefäße stärker bluten. Zieht sich dein Schatz genau an der Stelle einen Kratzer zu, solltest du die Stelle gut beobachten – auch, um eine mögliche Infektion zu verhindern.

Je nach Art des Blutschwämmchens kommen folgende Behandlungen bei Babys zum Einsatz:

  1. Behandlung mit Propranolol: Die Behandlung mit Propranolol ist derzeit die Therapie der Wahl bei komplizierten Blutschwämmchen bei Babys. Der Betablocker hemmt das Wachstum der Wucherung und hat darüber hinaus nur wenige Nebenwirkungen. Dennoch sollte jedes Baby vor einer Behandlung mit Propranolol ein EKG machen, um mögliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen auszuschließen.
  2. Kryotherapie: Bei kleineren Blutschwämmchen und Hämangiomen im Anfangsstadium, die sich zu großen Blutschwämmchen entwickeln würden, kann durch eine Kältebehandlung ein Wachstumsstopp erfolgen. Ein Kältestift vereist dabei mit einer Temperatur von -32 °C das Hämangiom. Die Kryotherapie ist jedoch nur bei Blutschwämmchen mit einem Durchmesser von max. einem Zentimeter und einer Dicke von ca. drei Millimetern erfolgreich und kann in seltenen Fällen zu Narbenbildung und Hypopigmentierung an der vereisten Stelle führen.
  3. Laserbehandlung: Hat sich nach dem vierten Lebensjahr ein Blutschwämmchen noch nicht vollständig zurückgebildet, können Rückstände durch einen Laser behandelt werden. Welche Art von Laser zum Einsatz kommt, hängt von der Tiefe des Blutschwämmchens ab.
  4. Operation: Eine Operation kommt bei einem Blutschwämmchen nur noch selten zum Einsatz. Aus kosmetischen Gründen können Überreste eines Blutschwamms bei Kindern nach dem vierten oder fünften Lebensjahr operativ entfernt werden.
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Handelt es sich bei deinem Baby jedoch nur um ein kleines Blutschwämmchen, musst du dir um die Behandlung zunächst keine großen Sorgen machen. Höchstwahrscheinlich wird es nach einiger Zeit von selbst wieder ganz verschwinden.

Quellen
S2k-Leitlinie 006/100: Infantile Hämangiome im Säuglings- und Kleinkindesalter. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie, der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Dermatologie und der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. AWMF-Register Nr. 006/100, Überarbeitung von 10/2020.
Kinderchirurgische Sektion Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg (2012): Infoletter 13.
Kinder- & Jugendärzte im Netz: Hämangiom (Blutschwämmchen)

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Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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