„Süßes oder Saures“! Fast jedes Kind kennt hierzulande diese Worte. Sie gehen auf den keltischen Brauch „Trick Or Treat“ zurück, der insbesondere über die USA weltweite Bekanntheit erhalten hat. Kinder verkleiden sich als Hexen oder Gespenster und gehen in der Nachbarschaft von Haustür zu Haustür, rufen „Süßes oder Saures“, um Süßigkeiten zu bekommen. Doch was genau steckt hinter diesem Brauch? Wir verraten dir hier die Geschichte hinter dem weltbekannten Brauchtum und stellen dir auch weitere Halloween-Bräuche aus aller Welt vor, die mal mehr und mal weniger skurril sind.

Apfeltauchen

Apfeltauchen, oder auch Apple Bopping genannt, ist einer der bekanntesten Halloween-Bräuche. Dabei handelt es sich um ein Spiel, bei dem man nach Äpfeln tauchen muss. Für das Spiel füllt man eine große Schüssel oder ein Becken mit Wasser auf und lässt Äpfel darin schwimmen. Jetzt versucht jeder mit dem Mund einen der Äpfel zu schnappen und herauszuholen. Hände dürfen nicht verwendet werden und werden hinter dem Rücken verbunden. Das Spiel wird in der Regel als Wettkampf abgehalten. Der Ursprung des Spiels liegt in den Zeiten der römischen Eroberung Britanniens im Jahr 43 nach Christi Geburt. Laut Geschichte soll die Person, die zuerst einen Apfel schnappt und herausholt, als erstes die große Liebe finden und heiraten.

Nussorakel

Nicht überall ist die Nacht der Hexen und Gespenster als Halloween bekannt. So heißt in manchen Gegenden von Schottland und Nordengland Halloween „Nut-Crack-Night“. Denn in dieser Nacht wird das sogenannte Nussorakel in Sachen Liebe befragt. Traditionell beschriften bei diesem Brauch junge Männer mehrere Nüsse mit den Namen der als große Liebe in Frage kommenden Frauen. Anschließend werden die Nüsse in ein Feuer geworfen. Die Nuss, die am hellsten brennt, gibt an, welche Frau die Richtige ist. Mittlerweile gibt es viele Abwandlungen des Nussorakels. So können beispielsweise bereits bestehende Pärchen zwei Nüsse ins Feuer legen und abwarten, wie schnell die Früchte verbrennen oder explodieren. Bereits in der Antike sollen die Kelten zum ursprünglichen Halloween-Fest „Samhain“ so gedeutet haben. Ein ähnlicher Brauch ist das bei uns bekannte Bleigießen, dass in der Regel am Silvesterabend stattfindet.

Aschenorakel

Auf der Isle of Man heißt das Halloween-Fest „Hop-Tu-Naa“. Ein Besonderer Brauch, der auf der Insel Tradition hat, ist das Aschenorakel. Es wird versucht, mit Asche in die Zukunft zu schauen. So feuern in der Halloween-Nacht Inselbewohner ihr Herd- oder Kaminfeuer an. Sobald die Flammen erloschen sind und nur noch Asche zurückbleibt, wird diese geglättet und versucht am nächsten Morgen zu deuten. Ist dann in der Asche ein Fußabdruck zu erkennen, kann dies entweder ein gutes oder ein böses Omen sein. Denn je nachdem, in welche Richtung der Fußabdruckt zeigt, heißt es entweder Tod oder Geburt. Zeigt der Fußabdruck in Richtung Eingangstür, heißt es, dass jemand im Hause im nächsten Jahr sterben wird. Zeigt der Abdruck allerdings ins Innere des Hauses, wird es Familienzuwachs geben. Es wird angenommen, dass es einer der ältesten Halloween-Bräuche auf dem vom keltischen beeinflussten Isle of Man ist.

Süßes oder Saures

Der wohl bekannteste Brauch an Halloween ist „Süßes oder Saures“. Kinder – und manchmal auch Erwachsene – verkleiden sich dabei als Geister, Skelette oder ziehen andere gruselige Kostüme an. Im gruseligen Outfit gehen sie dann von Tür zu Tür und fragen nach Süßem, denn sonst gibts Saures (in Form von Streichen)! Der Brauch ist in dieser Art vor allem in den USA ziemlich groß geworden und hat es mittlerweile auch nach Deutschland geschafft. Auch hier verkleiden sich vielerorts Kinder, um Süßigkeiten zu bekommen. Doch diese spaßige Tradition hat einen eher düsteren Hintergrund. Der Ursprung des Brauchs liegt in der walisischen Tradition „Cennad y Meirw“, was soviel wie „Botschafter der Toten“ bedeutet. An Samhain, dem Ursprung von Halloween, gingen die Armen von Tür zu Tür um eine milde Gabe in Form von Brot, Kuchen oder ähnlichem zu bekommen. An einigen Orten verwendete man den Begriff „Seelenkuchen“, bei der Bitte um Lebensmittel. Im Gegenzug versprachen die Armen Gebete für verstorbene Angehörige, was dessen Seelen helfen würde, schneller den Weg aus dem Fegefeuer zu finden, um dann in das Himmelreich heraufsteigen zu können.

Lagerfeuer für die armen Seelen

Im Mittelalter waren die Kelten von einer Sache ganz besonders überzeugt: Lagerfeuer wärmen die Seelen der Verstorbenen! Deshalb zündeten sie an Samhain an besonders hohen Orten wie Hügeln und Anhöhen große Lagerfeuer, damit sich arme Seelen daran wärmen können. Denn an Samhain steht laut der Legende die Grenze zwischen den Lebenden und Toten komplett offen, sodass viele Geister in der Nacht zum 1. November ihr Unwesen treiben.

Totengedenken

Kurz nach Halloween gedenken viele Katholiken an ihrem Feiertag Allerseelen den Verstorbenen. Im 16. Jahrhundert hat man an diesem Tag die Gräber mit Tannengrün abgedeckt, mit dem Glauben, dass dies ewiges Licht auf die Gräber bringt. Dadurch sollen sich die Seelen der Toten wärmen und böse Geister vom Grab ferngehalten werden.

Jack O‘ Lantern

Fast jedes Kind kennt die ausgehöhlten Kürbisse mit Gesichtern, die immer an Halloween gemacht werden. Dieser Halloween-Brauch geht auf die irische Legende von Jack O‘ Lantern zurück. Laut Legende soll ein geiziger Schmied und Dieb namens Jack Oldfield den Teufel ausgetrickst und gefangen haben. Jack ließ den Teufel erst raus, nachdem dieser ihm versprochen hat, dass er nie in der Hölle landen wird. Da Jack allerdings ein sehr sündhafter Mensch war, wurde ihm nach seinem Tod auch der Zutritt zum Himmel verwehrt, sodass seine Seele rastlos auf der Erde herumirren musste. Der Teufel warf ihm daraufhin aus Spott eine glühende Kohle aus der Hölle zu. Jack nahm die glühende Kohle, höhlte eine Rübe aus, platzierte die Kohle darin und zieht seitdem über die Erde umher. Aus dieser Geschichte entwickelte sich der Brauch in Rüben und Kürbissen (diese waren in Teilen von Amerika leichter zu bekommen) Fratzen zu schnitzen, um böse Geister abzuschrecken.

Kinder im Halloween Kostüm mit Kürbis-Laternen
Kinder mit Halloween-Laternen. © famveldman – stock.adobe.com

Striezelpaschen

In Österreich gibt es neben den altbekannten Traditionen auch ganz spezielle Halloween-Bräuche, wie zum Beispiel das „Striezelpaschen“. Dabei handelt es sich um einen Wettbewerb, der in vielen Gaststätten am 31. Oktober stattfinden. Die Besucher würfeln um einen Hefezopf, dem sogenannten Allerheiligen-Striezel. Bei dieser Tradition soll vor allem das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden.

Tag der Toten (Día de los Muertos)

Mit „Día de los Muertos“ feiert man in Mexiko Halloween auf eine ganz eigene Art und Weise. In Mexiko glaubt man nämlich, dass tote Angehörige am 31. Oktober auf die Erde zurückkehren. Aus diesem Anlass feiern die Mexikaner ein großes, farbenfrohes Fest, um ihren wiederkehrenden Angehörigen einen großartigen Empfang bieten zu können. Häuser und ganze Straßen werden farbenfroh mit Blumen, Totenaltare mit Erinnerungsstücken an die Verstorbenen und mehr geschmückt. Der Tag der Toten hat einen sehr wichtigen Stellenwert für die Mexikaner und das ganze Fest wird vom 31. Bis 2. November gefeiert.

Totenschädel aus Zucker

Ein weiterer Bestandteil des Halloween-Brauchtums in Mexiko stellt der Totenschädel aus Zucker dar. Am Tag der Toten werden zahlreiche Totenschädel, Gräber und Co. als Naschwerk hergestellt und bunt verziert. Um damit verstorbene Angehörige zu gedenken, tragen die Totenschädel die Namen der jeweiligen Verstorbenen auf der Stirn. In Mexiko nennt man sie „Calavera de Dulce“.

Grußkarten

Die meisten Halloween-Bräuche der USA sind hierzulande bekannt. Einer der weniger bekannten ist das Versenden von Grußkarten an Freunde und Bekannte. Was wir üblicherweise eher an Weihnachten versenden, machen die Amerikaner auch gerne am Tag der Hexen und Geister. Dabei landen dann Grußkarten in den Briefkästen, die mit schaurigen Symbolen und Figuren ziemlich kreativ geschmückt sind.

Hexenkult von Salem

Ein weiterer Halloween-Brauch, der in den USA Tradition hat, ist das Hexenfest. Einige Menschen in den USA glauben daran, dass sich an Halloween alle Hexen versammeln, um Unheil über das Land zu bringen. Diesen Glauben nutzen wiederum andere aus, um sich an Halloween extra als Hexen zu verkleiden und große Hexenumzüge und Hexenpartys zu veranstalten. Die größten Feiern dieser Art finden in Massachusetts statt, wo 1692 in der Stadt Salem die berühmten Hexenprozesse stattgefunden haben.

Hell Houses

Evangelikale Christen nutzen Halloween in den USA aus, um dort Werbung für ihre Kirchen zu machen. Bei ihnen ist es ein Brauch geworden, an Halloween sogenannte „Hell Houses“ zu kreieren. In diesen Räumlichkeiten bekommen Besucher Inszenierungen von schweren Sünden vorgeführt. Damit möchte man vor allem Kindern und Jugendlichen Angst vor der Hölle machen.

Riabagoaschtern (Rübengeistern)

Im bayrischen Schwaben, Baden-Württemberg und anderen Regionen Deutschland, ist es ein Brauch, aus Rüben Fratzen zu schneiden und ähnlich wie Jack o’Lantern, diese als Laternen zu verwenden. Die Laternen aus Rüben werden Rübengeister genannt. Damit gehen Kinder von Tür zu Tür und Fragen nach Süßem. Auch hier gibt es eine Ähnlichkeit zum amerikanischen „Trick or Treat“, allerdings verkleiden sich die Kinder nicht und es werden auch keine Streiche gespielt.

Huesos de Santo

In Spanien wird am Abend von Halloween an verstorbene Angehörige gedacht. Dafür wird ein bestimmtes Gebäck namens „Huesos de Santo“ (dt. Knochen der Heiligen) gebacken. Die Gebäcke werden auf die Gräber der Verstorbenen gelegt. Zusätzlich dazu werden Altare mit Wasser, Süßigkeiten und Blumen ausgestattet, damit sich die Verstorbenen Seelen wohlfühlen.

Kennst du noch weitere Halloween-Bräuche oder habt ihr in der Familie Bräuche, die es so nicht woanders gibt? Dann verrate sie uns doch in den Kommentaren!

Quellen: Halloween.de | Sprachreisen.de | Creoven.de | Abenteuerfreundschaft.de

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Über den Autor

Ahmet Dönmez

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