Videospiele sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Zahlreiche Games wie Fortnite, Minecraft und Co. ziehen aktuell immer mehr Kinder in ihren Bann. Während Eltern Videospielen früher noch eher skeptisch gegenüber standen, sind die meisten Eltern heute viel toleranter was dieses Thema angeht. Besonders in Bezug auf die Videospielnutzung. Doch aufgrund dieser allgemeinen Gelassenheit ist es für viele Eltern schwerer geworden, eine exzessive Videospielnutzung klar zu erkennen. Es gibt einige Anzeichen, woran du erkennen kannst, ob dein Kind spielsüchtig ist. Wir erklären dir, worauf du achten musst und geben dir Tipps für einen gesunden Umgang mit Videospielen.

Wegen Corona-Lockdown: Videospielnutzung steigt um 75 Prozent

Eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) hat gezeigt, dass die Videospielnutzungszeit während des Corona-Lockdowns werktags um 75 Prozent gestiegen ist. Im Vergleich zu September 2019 stieg die Nutzungsdauer im Durchschnitt von 79 auf 139 Minuten an. Am Wochenende befassten sich Kinder und Jugendliche durchschnittlich 192 Minuten mit Videospielen, was im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von rund 30 Prozent entspricht. Das pathologische Spielen (Spielsucht) lag im Jahr 2019 bei Jungen bei 3,7 Prozent und bei Mädchen bei 1,6 Prozent. Hochgerechnet auf die gesamte Bevölkerung in Deutschland wären dies fast 700.000 Kinder und Jugendliche, deren Videospielnutzung riskant oder pathologisch ist. Experten sehen nun die Gefahr, dass die Anzahl der spielsüchtigen Kinder durch den allgemeinen Anstieg der Nutzung während des Corona-Lockdowns bald umso mehr steigt.

Spielsucht aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation

Die Studie vom DZSKJ wurde nach den ICD-11-Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durchgeführt. Der ICD-Kriterienkatalog (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) ist ein weltweiter Standard für verschiedenste Gesundheitsprobleme. Darin werden für die Diagnose einer Spielsucht drei Kriterien genannt, die über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr bestehen müssen (durchgängig oder episodisch) und die persönliche Lebensführung umfassend beeinflussen.

  • Kontrollverlust:
    Betroffene Personen verlieren die Kontrolle über ihr Spielverhalten. Insbesondere im Hinblick auf die Intensität, Dauer, Frequenz, Beginn und Beendigung des Spielens.
  • Zunehmende Priorisierung und Vernachlässigung:
    Das Spielen wird zunehmend priorisiert, sodass Betroffene sich immer mehr von der Außenwelt trennen. Dadurch werden andere Lebensinhalte wie das soziale Leben, Hobbys oder Pflichten zunehmend vernachlässigt.
  • Fortsetzung trotz negativer Konsequenzen:
    Betroffene können nicht aufhören zu spielen, obwohl es in einem oder mehreren Lebensbereichen zu erkennbar negativen Konsequenzen kommt.

Ist mein Kind spielsüchtig? Diese Anzeichen gibt es

Beim Thema Videospiele achten Eltern oft nur darauf, wie oft und wie lange ihr Kind spielt. Es stimmt zwar, dass übermäßiger Medienkonsum über einen längeren Zeitraum ein Symptom für eine Videospielsucht sein kann, aber wie die ICD-Kriterien zeigen, gibt es weitere Anzeichen. Wenn du bei deinem Kind gleich mehrere der folgenden Auffälligkeiten im Zusammenhang mit Videospielen feststellst, solltet ihr euch professionelle Hilfe holen.

Anzeichen für eine Videospielsucht:

  • Ein Großteil der Freizeit wird mit Videospielen verbracht.
  • Das Interesse an anderen Spiel- oder Beschäftigungsmöglichkeiten nimmt stetig ab.
  • Es wird versucht die Spielzeit immer weiter in die Länge zu ziehen.
  • Wenn das Spielen nicht möglich ist, treten Entzugserscheinungen auf (Unruhe, Depression, Aggression, Nervosität etc.).
  • Soziale Kontakte werden vernachlässigt.
  • Schulische Verpflichtungen werden vernachlässigt.
  • Die negativen Konsequenzen werden akzeptiert und das problematische Nutzungsverhalten geleugnet.

Es gibt viele Faktoren, die eine Videospielsucht begünstigen können. Mobbing in der Schule, ein mangelndes soziales Umfeld und kritische Lebenssituationen wie etwa die Trennung der Eltern sind einige davon. Daher solltest du nicht nur darauf achten, wie dein Kind sich verhält. Frage dich auch selbst, welche (Lebens-)Umstände zu solch einem Verhalten geführt haben könnten. Die Erkenntnis daraus kann dir bei der Lösung des Problems erheblich helfen.

Videospielsucht vorbeugen

Du kannst einer Videospielsucht vorbeugend entgegenwirken, indem du bereits früh einige Maßnahmen hinsichtlich der Mediennutzung deines Sprösslings triffst. Du kannst damit jedoch nicht hundertprozentig verhindern, dass dein Kind potenziell spielsüchtig wird, da, wie zuvor erwähnt, viele verschiedene Faktoren bei der Entwicklung einer Videospielsucht eine Rolle spielen können. Allerdings kannst du das Risiko dadurch minimieren. Einen Überblick über das, was du tun kannst, erhältst du im Folgenden.

Digitale Medien für Kinder unter drei Jahren Tabu

Kinder sollten im Allgemeinen nicht zu früh an digitale Medien gewöhnt werden. So ist es für Kinder unter drei Jahren wichtiger, die reale Welt mit all ihren Sinnen zu entdecken.

Gemeinsam spielen

Bist du der Meinung, dass dein Kind alt und reif genug ist für die digitale Spielwiese? Dann kannst du deinen Schatz langsam und kontrolliert an ausgewählte Spiele heranführen. Je jünger dein Sprössling ist, desto mehr Anleitung benötigt er. Bis du dir nicht sicher sein kannst, dass dein Nachwuchs allein mit dem Spielen klar kommt, solltest du stets an seiner Seite bleiben. Dadurch behältst du den Überblick darüber, was gespielt wird.

Zeitlimit vereinbaren

Ist dein Kind so weit, dass es allein spielen kann, solltet ihr ein festes Zeitlimit vereinbaren. Aktuelle Spielekonsolen verfügen über diverse Kinderschutz-Mechanismen. Darunter auch eine, der für die Zeitregulation dient. Aktiviere diese, falls dein Kind dazu neigt, das Spielen in die Länge zu ziehen.

Für genug Ausgleich sorgen

Sorge im Alltag deines Kindes für genug Ausgleich. Gehe zum Beispiel mit deinem Sprössling raus zum Spielen oder macht einen gemeinsamen Spaziergang. Dadurch hat dein Kind automatisch weniger Zeit für Videospiele.

Vorbild sein

Als ein Vorbild deines Kindes solltest du stets mit gutem Beispiel vorangehen. Du kannst nicht von deinem Kind etwas verlangen, was du selbst nicht einhältst. Kinder ahmen ihre Vorbilder oft nach und wenn du selbst einen Großteil deiner Freizeit mit Videospielen verbringst, will dein Kind das auch tun.

Du bist auf der Suche nach guten Lernspielen für dein Kind? Dann schau dir unseren Artikel „Digitale Lernspiele“ an. Dort findest du eine Auswahl an geeigneten Videospielen.

Quellen: Initiative Schau hin! | DAK | Netzpolitik.org

Über den Autor

Ahmet Dönmez

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