Es ist mitten in der Nacht. Du hörst plötzlich Schritte im Zimmer deines Nachwuchses. Sofort eilst du in das Kinderzimmer und traust deinen Augen nicht mehr: Dein Kind geistert umher, es schlafwandelt! Schlafwandeln ist ein Phänomen, dass viele Eltern in Angst und Schrecken versetzt. Wie gefährlich Schlafwandeln bei Kindern sein kann und was du dagegen tun kannst, verraten wir dir in diesem Artikel.

Was ist Schlafwandeln?

Als Schlafwandeln bezeichnet man ein Phänomen, bei dem sich wiederholende Episoden komplexer Verhaltensweisen auftreten. Typische Verhaltensweisen sind Handlungen wie: Aufrichten aus dem Bett, Umherblicken mit ausdruckslosem Gesicht und automatisierte Handlungen wie das Herumzupfen an der Bettdecke, lautes Reden oder Essen. Es kann auch vorkommen, dass die Betroffenen aufstehen und in der Wohnung umhergehen – das passiert allerdings nur in seltenen Fällen. Obwohl ihre Augen geöffnet sind, nehmen die Betroffenen nichts wahr. Die Aktionen geschehen nämlich aus dem Schlaf heraus, ohne dass die Betroffenen sich dessen bewusst sind. Sie können sich am nächsten Morgen auch nicht daran erinnern. Schlafwandeln tritt meist ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen auf und dauert in der Regel einige Sekunden bis Minuten. Nur in seltenen Fällen kann es eine Stunde oder länger andauern. Das Phänomen wird in der Medizin mit den Fachbegriffen Somnambulismus oder Somnambulie beschrieben.

Warum schlafwandelt mein Kind?

Die meisten Schlafwandler sind Kinder. Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) zufolge schlafwandeln etwa 15 bis 30 Prozent aller Kinder zwischen vier und zwölf Jahren mindestens einmal. Mit fortschreitendem Alter nimmt die Häufigkeit des Schlafwandelns ab. Nur etwa ein Prozent der Betroffenen schlafwandelt auch im Erwachsenenalter.

Den Grund, warum gerade Kinder so stark vom Schlafwandeln betroffen sind, sehen Forscher im kindlichen Gehirn. Beim Schlafwandeln befindet sich das Gehirn in einem Schlafstadium wie dem REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement) oder dem Tiefschlaf. Während dieser Schlafphasen ist die Hirnaktivität üblicherweise gering. Aufgrund der Unreife des Gehirns von Kindern kann es jedoch vorkommen, dass bestimmte Areale des Gehirns auch in der Nacht noch aktiv sind. Grund dafür sind die nächtliche Verarbeitung von Eindrücken, Erlebtem und Gelerntem sowie Synapsen (Verbindungspunkt, worüber zwei benachbarte Nervenzellen verbunden sind) und die ständige Neuverknüpfung von Nervenzellen im kindlichen Gehirn. Oft kommt nachts auch das Bewegungszentrum der Betroffenen nicht zur Ruhe, sodass Muskelimpulse entstehen, die für die nächtliche Aktivität sorgen. Zudem können weitere Faktoren wie Stress, Schlafmangel und Fieber das Schlafwandeln begünstigen.

Es handelt sich beim Schlafwandeln Forschern zufolge um einen neurologisch bedingten Vorgang. Dieser sei normal in der kindlichen Entwicklung und es liege diesem in der Regel auch keine ernsthafte Erkrankung zugrunde. Es gibt also keinen Grund zur Sorge, wenn dein Kind schlafwandelt. In der Regel ist Schlafwandeln nicht gefährlich. Meistens bleiben Schlafwandler-Kinder im Bett. Gefährlich werden kann es nur, wenn dein Kind sich schlafend aus dem Bett begibt. Daher solltest du vor allem darauf achten, dass deine Wohnung kindersicher ist.

Mein Kind schlafwandelt: Was kann ich tun?

Wenn dein Kind zum Schlafwandeln neigt, solltest du dafür sorgen, dass deine Wohnung sicher für deinen kleinen Sprössling ist. Folgendes solltest du zu Zubettgehzeiten tun bzw. beachten:

  1. Kein Hochbett für den/die Schlafwandler:in!
  2. Keine giftigen Gegenstände in der Nähe des Kindes (das Kind kann es im Schlaf für Essen oder Trinken halten).
  3. Sorge dafür, dass dein Kind vor dem Schlafengehen nicht viel trinkt – eine volle Blase trägt nämlich zum Schlafwandeln bei.
  4. Räume Stolperfallen wie Spielzeug und Hindernisse aus dem Weg.
  5. Polster scharfkantige Möbelstücke und andere Gegenstände ab.
  6. Verschließe alle Fenster, Balkon und Wohnungstüren.
  7. Sichere Treppen mit Gittern ab.

Du kannst zudem auch Glöckchen oder Ähnliches im Kinderzimmer anbringen. So weißt du Bescheid, falls dein Kind schlafwandelt.

Ein Treppenschutzgitter schützt Kinder vor einer Sturzgefahr, wenn das Kind schlafwandelt.
Treppenschutzgitter können Schlafwandler-Unfälle verhindern. © ronstik – stock.adobe.com

Beim Schlafwandeln erwischt

Wenn du dein Kind beim Schlafwandeln außerhalb des Bettes erwischst, lautet die wichtigste Regel: Ruhe bewahren! Auch wenn dein Sprössling nichts mitbekommt, hilft es, wenn du leise und beruhigend auf ihn einsprichst. Nähere dich langsam an und versuch dein Kleines so ruhig wie möglich wieder zurück ins Bett zu führen. Du kannst dein Kind auch aufwecken, aber davon raten wir ab. Es wirkt sich zwar nicht negativ auf die Gesundheit aus, allerdings ist dann meist das erneute Einschlafen erschwert.

Medikamentöse Behandlung nur im Ausnahmefall

Es gibt verschiedene Medikamente, die das Schlafwandeln verringern oder gänzlich unterdrücken können. Allerdings raten Ärzte, nur in Ausnahmefällen eine medikamentöse Behandlung durchzuführen. Hole dir nur ärztlichen Rat ein, wenn dein Kind sehr häufig und lange schlafwandelt. Für eine optimale Beratung und Therapie kann dir am besten ein/e Schlafmediziner:in helfen. Dabei wird überprüft, ob es sich tatsächlich um Schlafwandeln handelt oder eine andere Schlafstörung das eigentliche Problem ist. Nach der Diagnose werden die nötigen Schritte für die Behandlung eingeleitet.

Hast du dein Kind schon mal beim Schlafwandeln erwischt? Falls ja, wie war deine Erfahrung damit? Wie konntest du die Situation lösen? Teile es uns doch im Kommentarbereich mit. Wir freuen uns auf deine Nachricht!

Quellen: Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) | Kinderärzte im Netz | Apotheken-Umschau

Über den Autor

Ahmet Dönmez

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