Die meisten Eltern können wohl den Moment kaum erwarten, in dem ihr Säugling endlich das freie Sitzen beherrscht. Schließlich erleichtert es den Alltag um Einiges: Das Füttern im Hochstuhl ist möglich, die sperrige Babywanne für den Kinderwagen kann gegen den praktischen Sportaufsatz oder einen kompakten Buggy getauscht werden und es vereinfacht unter anderem das Baden des Babys. Doch ab wann können Babys sitzen? Und ist es wirklich so schlimm, es hinzusetzen, bevor es das aus eigener Kraft schafft? Alle Infos über das Sitzen lernen bei Babys.

Ab wann Babys sitzen können: Entwicklung im Überblick

Es ist von Baby zu Baby sehr unterschiedlich, ab wann sie letztendlich sitzen können. Grundsätzlich sind dafür verschiedene Entwicklungsschritte wichtig, die aufeinander aufbauen. Wann diese durchschnittlich erfolgen, hat das Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz in einer Studie abermals erforscht. Rund 2500 Eltern machten darin Angaben über wichtige Meilensteine ihres Babys. So auch, ab wann ihr Baby mit Unterstützung und schließlich frei sitzen konnte.

Welche Fähigkeiten ein Kind zunächst erlernen muss, bis es sich selbstständig hinsetzen kann und wann Babys durchschnittlich diese Meilensteine erreichen, siehst du in unserer Tabelle im Überblick.

MeilensteinAlter des KindesEntwicklung
Kopf heben2 bis 3 MonateDein Baby hält in der Bauchlage seinen Kopf selbstständig aufrecht.
Drehen4 bis 6 MonateDas Baby lernt, sich zuerst auf die Seite, dann vom Rücken auf den Bauch und schließlich vom Bauch auf den Rücken zu drehen.
Frei sitzen mit Unterstützung6 bis 7 MonateEinige Babys sitzen für ein paar Sekunden allein, stützen sich zusätzlich mit einem Arm ab. Viele Kinder haben außerdem das Robben für sich entdeckt, wodurch sie ihre Arme, Nacken- und Rückenmuskulatur stärken.
Selbstständig aufsetzenca. 8 MonateViele Babys können ohne Stütze für ein paar Sekunden frei sitzen. Über die „liegende Gartenzwerghaltung“ kommen viele Kinder in eine gestützte Sitzposition.
Frei sitzen8,5 bis 10 MonateDie meisten Kinder können nun frei sitzen: Sie halten den Kopf aufrecht und den Rücken gestreckt, ohne sich abstützen zu müssen. Sie können in dieser Position auch den Kopf schütteln oder nicken. Jetzt haben sie die Hände frei und können damit spielen. Viele Babys lernen kurz darauf (oder davor) auch das Krabbeln.
Babys Entwicklungsschritte bis zum freien Sitzen.

Da es sich in der Tabelle um Durchschnittswerte handelt, musst du dir keine Sorgen machen, wenn dein Kind bestimmte Meilensteine früher oder später erreicht. Abweichungen von ein bis zwei Monaten sind vollkommen unbedenklich. Manche Babys sind agiler und manche eben gemütlicher. Wichtig ist, dass dein Baby mit großem Interesse seine Umgebung erkundet.

Übrigens: Wie die Studie zeigt, ist das Tempo, in dem Babys neue Fähigkeiten erlernen, hauptsächlich genetisch bedingt. Eltern können ihr Kind nicht fördern, sondern – wenn überhaupt – nur an ihrem natürlichen Bewegungsdrang hindern, indem sie es beispielsweise zu lange und zu oft in einer Wippe oder in der Babyschale sitzen lassen.

Entwicklung der Wirbelsäule: Ausschlaggebend für das Sitzen

Ein Baby hebt das Köpfchen - der erste Schritt zum Sitzen und Laufen.
Durch das Heben des Köpfchens entwickeln Babys die Halslordose. © Ramona Heim – stock.adobe.com

Bei einem gesunden Erwachsenen hat die Wirbelsäule die typische Doppel-S-Form. Die Wirbelsäule eines gesunden Neugeborenen – so eingekrümmt, wie es im Mutterleib war – hat typischerweise eine eher gerade, leicht runde Form. Zusätzlich ist die Muskulatur eines neugeborenen Babys noch schwach. Es heißt also: Muskeln stärken und fleißig trainieren!

Und es ist beachtlich, mit welchem Ehrgeiz und Einsatz die kleinen Würmchen das machen:

  • Nach wenigen Wochen können sie bereits den Kopf anheben und mit ca. drei Monaten auf den Ellenbogen abstützen, wodurch die Halswirbel überstreckt werden. Dadurch entwickelt sich die sogenannte Halslordose – die erste Krümmung der Halswirbelsäule. Das ist der erste wichtige Schritt für das spätere Sitzen und schließlich das Stehen und Laufen.
  • Durch das Aufstützen auf die kleinen Händchen und das Drehen vom Rücken auf den Bauch und umgekehrt stärkt das Baby mit ca. vier bis fünf Monaten seine Brust- und Rumpfmuskulatur.
  • Ab ca. sechs Monaten kommen dann bei vielen Babys die ersten Fortbewegungsversuche hinzu. Durch das Robben werden Koordination und Gleichgewicht geschult.
  • Jetzt zeigen sich auch langsam die ersten Sitzversuche. Durch die Gewichtsverlagerung auf den Rücken entwickelt sich eine großbogige Kyphose an der Wirbelsäule: Sie zeigt nun eine gebogene Krümmung im Bereich der Brustwirbel. Baldige Krabbelversuche lassen die Kyphose langsam abflachen, da die Rückenmuskulatur immer stärker wird.
  • Ab acht bis zehn Monaten richtet sich ein Baby auf. Es zeigt die typische Hohlkreuzhaltung, wodurch sich die Lendenlordose entwickelt – die natürliche Krümmung der Lendenwirbel nach vorne.

Verschiedene Arten des Sitzens

Babys lernen auf verschiedenste Art und Weise das Sitzen. Manche Kinder kommen über die Seitenlage – die Gartenzwergposition – in den Seitsitz. Andere richten sich zum Vierfüßlerstand auf und lassen den Popo auf die linke oder rechte Seite plumpsen. Es gibt auch Kinder, die sich aus der Bauchlage abstützen, die Beine in einem Spagat spreizen und sich mit den Händen zurückschieben, bis sie sich in Sitzposition befinden.

Ab wann können Babys im Hochstuhl sitzen?

Ein Baby sitzt im Hochstuhl.
Hat es das freie Sitzen gelernt, kann dein Baby im Hochstuhl sitzen. © Viktor Kochetkov – stock.adobe.com

Meist lautet die Angabe der Hersteller, dass ein Baby ab sechs Monaten im Hochstuhl sitzen darf. Wie die Tabelle zeigt, lernen viele Kinder allerdings frühestens mit sieben oder acht Monaten das freie Sitzen. Setze dein Kind nicht in den Hochstuhl, wenn es nicht aus eigener Kraft schafft, sich in die Sitzposition zu bringen und diese auch wieder zu verlassen.

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Setzt du dein Baby zu früh hin, kann das im schlimmsten Fall zu Schäden der Wirbelsäule führen und dein Baby könnte später einen Sitzbuckel davontragen. Setzt es sich nicht von selbst hin, lernt es außerdem nicht, dass es sich auf seinen Händchen abstützen muss, um sein Gleichgewicht zu halten. Durch das passive Hinsetzen bleibt zudem das Erfolgserlebnis und der Stolz aus, den dein Baby fühlt, wenn es diesen Meilenstein aus eigener Kraft erreicht.

Langes Sitzen vermeiden!

Hat dein Baby das freie Sitzen gelernt, solltest du es nicht länger als nötig im Hochstuhl sitzen lassen. Denn es benötigt weiterhin viel Bewegungsmöglichkeit, damit es seine Muskulatur stärken kann.

Schafft es dein Schatz, sich von selbst hinzusetzen und die Position auch wieder zu verlassen, kannst du auch einen praktischen Buggy anschaffen, in dem dein Baby sitzen kann.

Ist es schädlich, wenn Babys auf dem Schoß sitzen?

Quengelt der Nachwuchs und ist aber schon so mobil, dass er nicht mehr nur auf dem Boden liegen möchte, ist es praktisch, ihn auf den Schoß zu setzen. Zu oft und zu lange solltest du das allerdings nicht machen, denn auch darunter kann seine Wirbelsäule leiden. Wie im Hochstuhl wird dein Nachwuchs von dir passiv hingesetzt. Der Vorteil ist jedoch, dass du deinen Schatz mit den Armen stützen kannst und deine Beine nachgiebiger sind, als das harte Material des Hochstuhls. Idealerweise liegt dein Baby etwas nach hinten gebeugt, wenn es auf deinem Schoß sitzt.

Du kannst dein Baby ab ca. drei oder vier Monaten – wenn es seinen Kopf sicher halten kann – also für kurze Zeit gestützt auf deinen Schoß setzen. Solange es sich jedoch nicht selbständig hinsetzen kann, solltest du das so kurz wie möglich halten und nur ab und zu machen.

Ab wann ein Kind sitzen lernt, ist sehr unterschiedlich

Manche Babys sind motorische Überflieger, andere wirken gemütlicher – und schulen währenddessen in unauffälligerer Weise ihre sensorischen Fähigkeiten. Vielleicht hast du das Gefühl, dein Kind entwickelt sich nicht altersgerecht, wenn in Krabbelgruppe und Co. manche Knöpfe in Windeseile einen Meilenstein nach dem anderen erreichen. Lass dich dadurch jedoch nicht verunsichern und glaube mir, dass alles Vor- und Nachteile hat. Bei einem motorisch sehr geschickten Kind musst du schon früh hinterher sein, weil der Wille größer scheint, als es die kognitiven Fähigkeiten erlauben. Gesunde und neugierige Kinder sind irgendwann alle ähnlich entwickelt und haben unterschiedliche Talente. Und genau diese Einzigartigkeit ist es doch, was uns Menschen als Individuen ausmacht.

Quellen

Apotheken-Umschau.de: Wann sitzen, krabbeln, laufen Babys?
Gebauer-Sesterhenn, B., Pulkkinen, A., Edelmann, K. (2016). Die ersten 3 Jahre meines Kindes. Gräfe & Unzer.
Roth, A. & Krombholz, H. (2016). Meilensteine der motorischen Entwicklung. Panelstudie zur motorischen Entwicklung von Kindern in den ersten zwei Lebensjahren.
Deutsches Grünes Kreuz e.V.: Entwicklung der Wirbelsäule

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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