Gepuckte Babys sollen ruhiger und erholsamer schlafen. Gerade für Schreibabys, die in den ersten Lebensmonaten mit Anpassungsschwierigkeiten und großer Unruhe zu kämpfen haben, gilt Pucken als eine empfohlene Wickeltechnik, um den Säugling zu beruhigen. Während einerseits viele Eltern und Hebammen überzeugt davon sind, hagelt es andererseits viel Kritik. Ist es nun schädlich oder ungefährlich, das Baby zu pucken? Wir klären dich auf.

Was genau ist Pucken?

Beim Pucken handelt es sich um eine spezielle Wickeltechnik, bei der das Baby mit einem Tuch oder in einem Pucksack fest eingebunden wird. Dadurch, dass es seine Ärmchen nicht mehr frei bewegen kann, soll es gerade nachts in einen geruhsameren Schlaf finden, da unter anderem der sogenannte Moro-Reflex unterdrückt wird. Durch den Reflex ausgelöst schnellen die Arme des Babys nach oben und es spreizt die Fingerchen. Das Pucken verhindert, dass sich ein Säugling durch diese ruckartige Bewegung selbst aufweckt. Außerdem sollen sich Babys durch das Pucken an die Enge im Mutterleib zurückerinnert fühlen, was ihr Wohlbefinden steigert.

Das Pucken des Babys in der Kritik

Kinderärzte sehen das Pucken des Babys äußerst kritisch. Die Wickeltechnik würde die wohlige Wärme und enge des Mutterleibs nicht imitieren, da das Ungeborene dort weiterhin eine gewisse Bewegungsfreiheit hatte, seine Ärmchen strecken und mit den Füßchen treten konnte. Sie sehen das Pucken eher als überflüssig und gefährlich an.

Kinder- und Jugendärzte warnen vor folgenden Gefahren des Puckens:

  • Zu enges Pucken kann die Nerven des Säuglings abklemmen.
  • Sind die Beinchen fest und in Streckstellung eingewickelt, kann das zu einer Hüftgelenksdysplasie führen.
  • Bleibt das Baby lange und ungerührt in dieser Lage liegen, kann der Hinterkopf abflachen.
  • Ein zu eng gepucktes Baby kann Probleme haben, tief Luft zu holen.
  • Im Sommer kann der Säugling durch das enge Tuch seine Körperwärme nicht regulieren und es besteht die Gefahr einer Dehydrierung oder eines Hitzschlags.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. argumentiert weiterhin, dass viele Kinder sich zunächst gegen das Einwickeln wehren und sich nur zu beruhigen scheinen, da sie ihre Kraft verlieren und schließlich passiv reagieren. Die scheinbare Beruhigung seien in Wahrheit Stress und Frustration, denen sich Säuglinge hingeben würden, weil Eltern auf ihre abwehrenden Bemühungen nicht eingingen.

Ist das Pucken schädlich oder ungefährlich?

Die Kritik der Kinder- und Jugendärzte mag sehr eindeutig erscheinen, jedoch solltest du beachten, dass einige Gefahren nicht gegeben sind, sofern du auf eine lockere Wickeltechnik achtest. So solltest du davon absehen, die Beinchen in Streckstellung festzubinden und nur die Ärmchen eng an den Körper wickeln. Das Baby kann so weiterhin seine Beinchen anziehen und strampeln, was für deren gesunde Entwicklung wichtig ist. Viele Pucksäcke haben ein weites Unterteil, das einem Ballon ähnelt und deinem Baby viel Beinfreiheit bietet. Diese sind aus orthopädischer Sicht unbedenklich.

Außerdem solltest du diese Punkte für ein sicheres Pucken beachten:

  • Den Kopf deines Babys lässt du am besten frei und beginnst das Einwickeln erst ab den Schultern. So kann dein Baby in der empfohlenen Rückenlage weiterhin seinen Kopf drehen, was das Abflachen des Hinterkopfes verhindert.
  • In der warmen Jahreszeit kannst du dein Baby in leichte Tücher oder einen speziellen Sommer-Pucksack aus einem atmungsaktiven Material einwickeln. Unter dem Tuch trägt es dann – je nach Temperatur – einen Body oder nur seine Windel. Ist es sehr heiß und dein Baby fühlt sich beim Pucken sichtlich unwohl, solltest du auf das Einwickeln verzichten.

Grundsätzlich solltest du, wenn du dein Baby pucken möchtest, auf die Signale deines Babys achten. Wehrt es sich sehr gegen die Wickeltechnik, solltest du es nicht zwingen. Wenn es sich unter Protest einwickeln lässt und sich nicht zu beruhigen scheint, könnte es tatsächlich sein, dass es vor lauter Frust passiv reagiert und schließlich still wird. Diesen Zustand solltest du in jedem Fall vermeiden, damit das Pucken nicht schädlich für dein Baby ist.

Wie lange am Stück sollte ich mein Baby pucken?

Dein Baby sollte selbstverständlich nicht den ganzen Tag fest in einem Tuch eingewickelt sein. Du kannst das Pucken als Einschlafhilfe nutzen, sofern dein Baby nichts dagegen einzuwenden hat. Strampelt es sich schnell aus dem Tuch heraus, mag es die Enge des Tuchs oder Pucksacks vermutlich nicht.

Die typische Schlafstellung deines Kindes kann ebenfalls ein Zeichen dafür sein, ob es gepuckt werden möchte: Streckt es beim Schlafen die Ärmchen und Beinchen entspannt von sich, würde ihn das Pucken vermutlich sehr einschränken und stören.

In den ersten zwölf Wochen kann Pucken Babys beruhigen. Danach ist ihr Bewegungsdrang zu groß und du solltest auf das Einwickeln verzichten.

Pucken – ja oder nein?

Ob du dein Baby pucken möchtest, bleibt letztendlich dir überlassen. Viele Babys können sich dadurch beruhigen, fühlen sich geborgen und finden schneller in den Schlaf. Möchtest du die Wickeltechnik ausprobieren, solltest du unbedingt unsere Punkte für ein sicheres Pucken beachten, damit es nicht schädlich für dein Baby ist. Du wirst schnell merken, ob sich dein Neugeborenes damit wohl fühlt oder nicht.

Alternativ kannst du dein Baby, wenn es sehr unruhig ist, schreit und Schwierigkeiten beim Einschlafen hat, in einer Babytrage oder in einem Tragetuch tragen. Dort hat es ebenfalls nur begrenzte Bewegungsmöglichkeiten, sitzt in der korrekten Anhock-Spreiz-Haltung – was die Hüftentwicklung fördert – und spürt darüber hinaus noch dich und deine Körperwärme. Du kannst die Nähe deines Babys genießen und hast die Hände frei, um dich gleichzeitig noch um andere Dinge zu kümmern.

Quellen

Kinderärzte im Netz: Kinder- und Jugendärzte warnen vor Pucken: „Pucken ist überflüssig und gefährlich für Säuglinge“
Ärzte Zeitung online: Baby-Pucken – Gefährlicher Trend
Baby&Familie: Pucken kann für Babys schädlich sein

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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