Das Baby schreit und schreit und schreit. Jedes Mal stürmt man in das Zimmer seines Schatzes und beruhigt ihn, doch bevor man sich wieder auf die Couch setzen kann, fängt das Geschreie wieder an. Oft bringen solche Situationen die Eltern an ihre Grenzen. Kein Wunder, dass dann Familie und Freunde – vor allem ältere – einem raten, das Baby einfach mal schreien zu lassen. Mit Argumenten wie „Das Schreien stärkt die Lungen“ oder „Dein Schatz sollte lernen, auch ohne die Eltern auszukommen“ versuchen diese dann ihren Ratschlag zu untermauern. Doch darf man das überhaupt? Kann es negative Folgen haben, wenn man sein Baby einfach mal schreien lässt oder tut es dem Kind tatsächlich gut, wenn man Mal nicht eilt, um es zu beruhigen und zu trösten? In diesem Artikel erfährst du alles, was du darüber wissen musst.

Warum schreien Babys überhaupt?

Babys schreien aus den verschiedensten Gründen. In den häufigsten Fällen fehlt ihnen etwas oder sie fühlen sich unwohl.

Folgende Gründe können eine Ursache von Babygeschrei sein:

  • Hunger: Kinder und Erwachsene kommen in den meisten Fällen mit drei vollwertigen Mahlzeiten gut durch den Tag, doch bei Babys ist das nicht so. Besonders Neugeborene haben großen Hunger. In der Regel müssen sie acht- bis zwölfmal am Tag gestillt werden. Daher kann es durchaus möglich sein, dass dein Kleines schreit, weil es gestillt werden möchte.
  • Reizüberflutung: Babys können sehr sensibel auf ihr Umfeld reagieren, wodurch sie durch beispielsweise laute Töne, zu vielen Menschen um sich herum und Co. schnell gereizt werden können. Als Reaktion auf solche Situationen fangen viele Babys dann an zu schreien.
  • Unwohlsein: Auch Unwohlsein kann ein Grund für Babygeschrei sein. Das Gefühl kann viele Gründe haben. Neben Schmerzen wie Bauchweh können beispielsweise Blähungen, zu heißes oder kaltes Wetter und eine zu enge Windel für ein unwohles Gefühl beim Baby sorgen.
  • Langeweile: Es muss nicht immer ein unwohles Gefühl, Hunger oder eine Überreizung der Grund fürs Schreien sein. Manchmal schreien Babys einfach aus Langeweile. So kann es vorkommen, dass sich dein Kleines beispielsweise allein in seinem Bettchen fühlt und sich nach Aufmerksamkeit von Mama und Papa sehnt. Die beste Möglichkeit, dies zu erreichen, ist mit Geschrei.

Das Baby schreien lassen: Hilft es dem Kind?

Es gibt viele, die behaupten, dass es dem Baby guttut, wenn man nicht immer zur Hilfe eilt, wenn es anfängt zu schreien. Das kann man auch an der Diskussion um die Ferber-Methode von Kinderarzt Richard Ferber sehen. Dabei handelt es sich um eine Art Schlaftraining, bei der Eltern nicht sofort zu ihrem Baby eilen, wenn es nach dem Schlafenlegen anfängt zu schreien. Stattdessen wartet man eine bestimmte Anzahl von Minuten und geht dann erst in das Zimmer des Schatzes, um es zu beruhigen. Allerdings darf man nur Zureden und gegebenenfalls sanfte Streicheleinheiten zur Beruhigung anwenden. Daraufhin verlässt man das Zimmer und lässt das Kind wieder allein. Laut der Methode soll man ein paar Wochen lang so verfahren, bis das Baby dann letztendlich lernt, alleine einzuschlafen.

Wie eine australische Studie 2016 gezeigt hat, funktioniert Ferbers Methode tatsächlich. In der Studie wurde die Ferber-Methode mit anderen Schlaflernhilfen verglichen und nach einer Woche gab es einen nachweislich positiven Effekt auf das Schlafverhalten. Die Babys, bei der die Ferber-Methode angewandt wurde, schliefen schneller ein und wachten seltener auf als die, die keine Schlaflernhilfe hatten. Allerdings zeigt eine andere Studie des „Department of Child and Adolescent Psychiatry des Sophia Children’s Hospitals“ in Rotterdam, dass das Schreien lassen des Babys den Cortisol-Spiegel stark verändert. Laut der Studie kann das Kind ängstlicher oder aggressiver werden und langfristig kann es auch zu Verhaltensstörungen kommen.

Baby schreien lassen: Ein umstrittenes Thema

Wie du lesen konntest, ist das Thema nicht nur bei Eltern, sondern auch in der Wissenschaft umstritten. Die meisten Experten raten Eltern allerdings, nicht zu solchen Methoden zurückzugreifen, nur damit das Kind besser allein zurechtkommt. Das Baby schreien zu lassen ist laut Expertenmeinungen ein absolutes No Go, vielmehr sollten Eltern in solchen Situationen das Kind umgehend beruhigen. Wir haben für dich einige Tipps zusammengestellt, die dabei helfen können, deinen kleinen Schatz während Schreianfällen zu beruhigen.

Baby schreit: Das kannst du tun, um dein Kind zu beruhigen

Bevor du dein Baby versuchst zu beruhigen, solltest du zunächst herausfinden, was die Ursache für die Unruhe deines Babys ist. Ist die Ursache unklar, können folgende Tipps bei einem Schreianfall helfen, dein Kind zu beruhigen:

  • Sanfte Streicheleinheiten auf das Händchen
  • Sanfte Bauch- und Rückenmassage
  • Schaukeln auf dem Arm
  • Beruhigendes Zureden mit Blickkontakt
  • Singen von beruhigenden Kinderliedern
  • Spaziergang an der frischen Luft

Nicht jedes Kind lässt sich mit Schaukeln oder einfachen Streicheleinheiten beruhigen. Probiere mehrere Methoden aus, um die beste für dein Baby zu finden. Wichtig dabei ist nur, dass du stets ruhig bleibst. Denn je ruhiger du dabei bist, desto leichter kann sich dein Kleines entspannen.

Wie schaffst du es, dein Baby bei Schreianfällen zu beruhigen? Wenn du noch weitere Tipps hast, die du mit anderen Eltern teilen möchtest, dann schreib sie gerne in die Kommentare! Wir freuen uns auf deine Tipps. 😊

Quellen: Studie: Letting babies cry will only end in more tears | Studie: Early neglect and abuse predict diurnal cortisol patterns in adults A study of international adoptees | Studie: Behavioral Interventions for Infant Sleep Problems: A Randomized Controlled Trial | Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Ein lautstarkes Signal: Schreien | Paul Suer: Wenn Babys viel schreien | Apotheken-Umschau: Schlafprobleme: Darf man Babys schreien lassen?

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Über den Autor

Ahmet Dönmez

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