Viele Kinder erschaffen sich im Laufe ihrer Kindheit einen Fantasiefreund. Der imaginäre Freund des Nachwuchses verunsichert viele Eltern und man hat Angst, dass ein imaginärer Freund dem Sprössling schadet. Ein unsichtbarer Freund bedeutet meist nicht, dass man sich um sein Kind sorgen muss – im Gegenteil. Ein imaginärer Freund kann dein Kind positiv beeinflussen. Was du über den Fantasiefreund deines Kindes wissen musst und wie du damit umgehen solltest, verraten wir dir hier.

Was ist ein imaginärer Freund?

Ein imaginärer Freund ist ein Freund, der nur in der Fantasie des Kindes existiert. Der unsichtbare Freund kann viele unterschiedliche Erscheinungsformen annehmen. Je nach Fantasie des Kindes kann der imaginäre Freund beispielsweise ein Mensch, ein sprechendes Tier oder ein Fabelwesen sein. Zudem kann es größer, kleiner, älter oder jünger als das Kind sein. Experten gehen davon aus, dass rund 35 Prozent aller drei- bis siebenjährigen Kinder einen solchen Fantasiegefährten haben.

Es gibt viele Gründe, warum sich Kinder im Laufe ihrer Kindheit einen imaginären Freund erschaffen. Meist soll allerdings schlicht Langeweile der Grund sein. Dennoch gibt es in der Wissenschaft verschiedene Hypothesen, die erklären, warum ein imaginärer Freund erschaffen wird:

  • Begabungs-Hypothese: Laut dieser Hypothese erschaffen besonders begabte oder kreative Kinder einen imaginären Freund.
  • Defizit-Hypothese: Diese Hypothese besagt, dass Kinder zu wenig soziale Kontakte haben und sie sich deshalb einen Fantasiefreund erschaffen.
  • Hypothese der Impulskontrolle: Laut dieser Auffassung hilft der imaginäre Freund dem Kind, seine Impulse zu kontrollieren (Erlernen von Selbstkontrolle).

Es gibt viele weitere Auffassungen, die eine Erklärung zu diesem Phänomen liefern wollen. Bei unserer Auswahl handelt es sich um einige der geläufigsten Hypothesen.

So kann ein imaginärer Freund deinem Kind helfen

Häufig tauchen die Fantasiebegleiter in Phasen auf, in denen Kinder ihr Sozialverhalten entwickeln. Während Experten diese Freunde früher für eine gefährliche Sache hielten, sieht es heutzutage ganz anders aus. Studien zeigen, dass ein Kind mithilfe eines imaginären Freundes seine sozialen Fähigkeiten trainieren kann. Außerdem kann ein imaginärer Freund dem Kind dabei helfen, Grenzen auszutesten. So kann der unsichtbare Begleiter beispielsweise als Sündenbock dienen, wenn das Kind etwas kaputt macht oder dem Nachwuchs dabei helfen, seine Wünsche und Bedürfnisse gegenüber seinen Eltern zu äußern, wenn er sich nicht traut, diese offen anzusprechen. Studien zeigen auch, dass Kinder mit imaginären Freunden empathischer sind und sich so besser in andere Personen hineinversetzen können.

Eine Gruppe von Kindern auf einer Geocaching-Schnitzeljagd
Ein Imaginärer Freund kann dabei helfen, besser in sozialen Situationen klar zu kommen. © HighwayStarz – stock.adobe.com

Die positiven Auswirkungen eines imaginären Freundes können sich auch erst Jahre nachdem der unsichtbare Begleiter verschwunden ist, bemerkbar machen. Wie eine Studie im Fachmagazin „Social Behavior and Personality“ zeigte, sind Menschen, die in ihrer Kindheit einen ausgedachten Freund hatten, besser in der Lage, schwierige soziale Situationen zu meistern. Sie sind eher dazu bereit, sich anderen zu öffnen und können ihre Emotionen besser nach außen kommunizieren. Zudem zeichnet sie oft ein sehr hohes Maß an Kreativität aus.

Der imaginäre Freund: So gehst du mit dem unsichtbaren Begleiter deines Kindes um

Auch wenn es beängstigend sein mag, dass dein Kind einen unsichtbaren Begleiter hat, versuche den neuen Freund zu akzeptieren. Beziehe ihn bei Spielen oder in verschiedenen Alltagssituationen ein. So zeigst du deinem Kind, dass sein imaginärer Freund von dir ernstgenommen wird.

Höre gleichzeitig deinem Sprössling aufmerksam zu, wenn er über seinen unsichtbaren Freund spricht. Denn so kannst du oft auch Neues über deinen Sprössling erfahren, wie beispielsweise Vorlieben, Wünsche, Gefühle oder Sorgen. Dabei kann es auch vorkommen, dass dein Kind mithilfe seines Fantasiebegleiters versucht, dich zu manipulieren. So kann er beispielsweise erzählen, dass sein imaginärer Freund jetzt lieber Schokolade essen möchte als Obst. Damit du solchen Wünschen Einhalt gebieten kannst, solltest du auch dem Fantasiefreund deines Kindes Grenzen setzen.

Ein imaginärer Freund tut in den meisten Fällen deinem Kind gut, dennoch kann es vorkommen, dass das Gegenteil der Fall ist. Besonders wenn dein Kind plötzlich mehr Zeit mit seinem imaginären Freund verbringen möchte als mit seinen realen Freunden oder andere negative Verhaltensmuster entwickelt, solltest du vorsichtig sein. Beobachte genau, wie oft und in welchem Ausmaß solch ein Verhalten auftritt und hole gegebenenfalls einen ärztlichen Rat ein.

Quellen: Grin: Imaginäre Gefährten im Kindesalter | Praxisvita | WELT | FOCUS | AOK

Über den Autor

Ahmet Dönmez

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