Es juckt und kratzt. Mit geröteten, trockenen oder wunden Hautstellen, die einfach nicht abheilen wollen. Für Kinder kann Neurodermitis besonders quälend sein und es braucht viel Pflege und Aufmerksamkeit, um die Symptome zu lindern. Die gute Nachricht: Mit einem guten Behandlungsplan und Wissen über die Trigger, könnt ihr die Krankheit in den Griff bekommen.

Erfahre hier, wie sich Neurodermitis bei Kindern äußert, wie sie behandelt wird und was dir und deinem Kind im Alltag hilft.

Welche Ursache hat Neurodermitis? Kann man ihr vorbeugen?

Neurodermitis (oder atopische Dermatitis) ist eine allergische Erkrankung, bei der zum einen die Hautbarriere geschwächt ist, also nicht so gut vor Umwelteinflüssen schützt. Zum anderen schlägt das Immunsystem bei verschiedenen, eigentlich harmlosen Stoffen Alarm. Die Haut bildet dann chronisch-entzündliche Stellen, die meist stark jucken.

Die Ursache einer Neurodermitis liegt laut aktueller Forschung in einem Mix aus genetischer Veranlagung und reizenden Umwelteinflüssen. Haben beide Eltern Neurodermitis, liegt das Risiko des Kindes zu erkranken bei 60 bis 80 Prozent.

Die Gene allein verursachen nicht die Krankheit, sie sorgen eher für eine ungünstige Ausgangslage. Erst wenn beispielsweise Pollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben das Immunsystem verrücktspielen lassen, macht sich die Neurodermitis bemerkbar. Also alles auf Abstand und möglichst steril?

Was die Präventionsforschung empfiehlt

Es gibt Studien, die sogar das Gegenteil nahelegen. Man vermutet, dass übertriebene Hygiene für den starken Anstieg allergischer Krankheiten verantwortlich ist. Stadtkinder sind häufiger betroffen als Landkinder. Westliche Länder häufiger als Entwicklungsländer. Ganz konkret empfiehlt die Präventionsforschung:

  • Babys mit Neurodermitis-Risiko sollten mindestens vier Monate voll gestillt werden, um das Immunsystem zu stärken.
  • Geht das nicht, wird hypoallergene Babymilch empfohlen.
  • Zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat sollte mit Beikost gestartet werden, damit der kleine Körper frühzeitig Toleranzen entwickelt.

Auch Hunde im Haushalt sollen angeblich das Risiko für Neurodermitis verringern – Katzen gelten dagegen eher als Trigger, also ungeeignet für Allergiker.

Wie immer, wenn Empfehlungen auf Lebensrealität treffen, gilt: Was geht, das geht. Was nicht, das nicht. Wenn dein Baby mit 4 Monaten keinerlei Interesse an Babybrei zeigt und auch sonstige Reifezeichen fehlen, macht Drängeln keinen Sinn. Nur weil es das Risiko mindert, braucht ihr euch keinen Hund anschaffen. Maßnahmen, die nicht zu eurem Leben passen, bringen zusätzliche Unruhe rein.

Welche Pflege brauchen Kinder mit Neurodermitis?

Kinderhaut bei Neurodermitis pflegen
Die Haut der kleinen Neurodermitis-Patienten muss jeden Tag gepflegt werden. © bnenin – stock.adobe.com

Für Kinder mit Neurodermitis ist tägliches Eincremen ein Muss, auch wenn die Haut gerade ganz entspannt und gesund aussieht. Wichtig ist dabei eine rückfettende Creme oder Salbe ohne Konservierungs- und Duftstoffe. Welche Pflege am besten funktioniert, lässt sich leider nur durch Ausprobieren herausfinden. Das solltest du beachten:

  • Dein Kind braucht eine gute Basispflege. Cremes und Lotions auf Wasserbasis sind schön leicht und ziehen schneller ein. Salben eignen sich dagegen dann, wenn die Haut besonders trocken ist, zum Beispiel im Winter.
  • Achte darauf, dass auch Duschgel, Shampoo und Sonnencreme im Sommer auf die Bedürfnisse von Neurodermitis-Haut abgestimmt sind.
  • Lieber schnelles Duschen als ausgiebiges Baden. Das trocknet die Haut nicht zu stark aus. Wenn es in die Badewanne geht, solltest du die Badezeit kurz halten und auf körperwarmes Badewasser setzen. Medizinische Ölbäder versorgen die Haut mit einer Extraportion Feuchtigkeit und müssen nicht abgewaschen werden.
  • Trockne dein Kind nach dem Baden oder Duschen mit einem weichen Handtuch ohne zu rubbeln ab. Auch das schont gereizte Neurodermitis-Haut.

Was hilft bei einem akuten Schub?

Neurodermitis verläuft in Schüben. Das heißt, dass sich die Symptome mal stärker, mal schwächer bemerkbar machen. Bricht ein Schub aus, gibt es auch für die Kleinsten Kortison-Cremes, die gegen den Juckreiz und Entzündungen helfen. Es ist keine Dauerlösung, aber wichtiger Bestandteil des Pflegeprogramms.

Auch Fett-Feuchtverbände helfen gegen akuten Juckreiz und trockene, rissige Haut. Sie spenden Feuchtigkeit und kühlen zugleich. Dabei wird die Haut zunächst mit der fettreichen Basispflege eingecremt. Darüber kommt ein angefeuchteter Schlauchverband. Abschließend wird darüber ein zweiter, trockener (!) Schlauchverband angelegt. Hier findest du eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Was dürfen Kinder mit Neurodermitis essen?

Eins vorweg: Eine ausgewogene, gesunde Ernährung stärkt die Hautbarriere und das Immunsystem, sie ist also für kleine Neurodermitis-Patienten gut und wichtig. Aber oft stellt sich die Frage, ob manche Lebensmittel die Symptome verstärken und deshalb gestrichen werden müssen – zum Beispiel Weizen, Kuhmilch oder Zucker. Ist da was dran?

Etwa ein Drittel der Kinder mit Neurodermitis haben eine Lebensmittelallergie. Für sie macht es Sinn, (auch) die Ernährung umzustellen. Bei allen anderen ist eine spezielle Diät wenig hilfreich und verursacht im Familienalltag nur zusätzlichen Stress. Deshalb ist es wichtig, deinen Verdacht ärztlich absichern zu lassen – und auch alle paar Jahre erneut zu testen. Lebensmittelallergien können sich mit der Zeit verändern oder ganz verschwinden.

Wenn ganze Lebensmittelgruppen plötzlich tabu sind, ist die Umstellung ganz schön schwierig. Hilfe findest du bei einer spezialisierten Ernährungsberatung.

Welche Kleidung eignet sich?

  • Luftige Kleidung aus Baumwolle oder Leinen eignet sich besonders gut für kleine Neurodermitis-Patienten. Kunstfasern, aber auch Naturmaterialien wie Wolle oder Seide, können die Haut reizen.
  • Wasche neue Kleidungsstücke vor dem ersten Tragen – am besten mehrfach. Farbstoffe und andere Chemikalien, die neue Kleidung für den Transport gegen Schimmel und Schädlinge schützen, tun der Haut keinen Gefallen.
  • Second-Hand-Kleidung ist eine gute Alternative zu Neuware. Die Kleidungsstücke haben in der Regel schon mehrere Waschgänge hinter sich und so einen Großteil der Reizstoffe verloren. Schau dich auf unserem Marktplatz um oder biete selbst aussortierte Kleidung an.

Was musst du speziell bei Babys mit Neurodermitis beachten?

Rund 14 Prozent der deutschen Kinder sind oder waren schon mal Neurodermitis-Patienten. Am häufigsten tritt die Krankheit im Baby- oder und Kleinkindalter auf, aber mit zunehmendem Alter können Symptome schwächer werden oder sogar verschwinden. Das gibt es bei Babys mit Neurodermitis zu beachten:

  • Schneide die Fingernägel deines Babys regelmäßig kurz.
  • Damit sich die Kleinen nicht immer wieder wund kratzen, gibt es spezielle Baumwollhandschuhe, die du nachts über die Händchen ziehen kannst.
  • Babys mit Neurodermitis sind nachts besonders unruhig und weinen viel. Das macht auch deine Nächte anstrengend. Wechselt euch, wenn möglich, mit den Nachtschichten ab oder beziehe andere helfende Hände in die Betreuung ein.

Neben der trockenen Haut und dem Juckreiz gilt der sogenannte Milchschorf als erstes Anzeichen für eine Neurodermitis. Die Kopfhaut deines Babys zeigt dann gelblich-weiße Schüppchen. Aber Achtung: Oft wird Milchschorf mit dem harmlosen Kopfgneis verwechselt, der meist ganz von allein verschwindet. Ein Besuch bei eurem Hautarzt oder eurer Hautärztin bringt Klarheit.

Was hilft euch, im Alltag mit der Krankheit umzugehen?

Neurodermitis verlangt der Seele einiges ab. Dein Kind schämt sich vielleicht für sein Hautbild, wird angesprochen oder sogar gehänselt. Ein offener Umgang über Gefühle, Frust und Scham in der Familie tut gut. Sprecht über die Krankheit, aber gebt ihr nicht den ganzen Raum im Familienleben. Der ist reserviert für schönere Dinge!

Auch andere Eltern wirken manchmal erschrocken, wenn sie die entzündeten Hautstellen bemerken oder kommen mit guten Ratschlägen, die dich eigentlich nur nerven. Erkläre ihnen, dass Neurodermitis nicht ansteckend ist und ihr (hoffentlich) bereits einen guten Behandlungsplan an der Hand habt.

Für Eltern und (ältere) Kinder gibt es Neurodermitis-Schulungen, in denen ihr wertvolle Tipps für das Leben mit der Krankheit erhaltet.

Dein Kind hat Neurodermitis? Was hilft euch, damit klarzukommen? Erzähl es uns in den Kommentaren!

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Quellen:

Robert Koch Institut: KiGGS Welle 1: Neurodermitis | Allergieinformationsdienst Helmholtz Zentrum München: Neurodermitis | Kindergesundheit-info.de BZgA: Neurodermitis (atopische Dermatitis) bei Kindern | Kindergesundheit-info.de BZgA: Essen bei Neurodermitis

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Über den Autor

Tanja Silber

Hi! Ich bin Tanja. Seit 2018 bin ich Mama einer kleinen Tochter, die für jede Menge Randale und Hurra in unserer Familie sorgt. Gesunde Kinderernährung, neue Spielideen und einfach nur Überleben im Familienwahnsinn machen gerade meinen Alltag aus. Deinen auch? Dann bist du bei mir genau richtig.

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