Man hat sich gerade gemeinsam mit der Familie an den Esstisch gesetzt, da fällt einem ein, dass man was in der Küche vergessen hat. Prompt steht man auf und stolziert in die Küche und dann passiert es und man fragt sich: „Was wollte ich nochmal aus der Küche holen?“. Am Anfang macht man sich nichts draus. Doch wenn es häufiger passiert, fängt man an, sich sorgen, um sich selbst zu machen. Stimmt etwas mit mir nicht? Leider ich etwa an Alzheimer?“ Tatsächlich erfahren rund 80 Prozent aller Schwangeren vermehrt solche Situationen am Ende ihrer Schwangerschaft. Dieses Phänomen wird Schwangerschaftsdemenz bezeichnet. Man wird in der Schwangerschaft plötzlich sehr vergesslich und kann sich kurzzeitig nicht mal mehr an den Namen einer Freundin oder Freundes erinnern. Doch warum ist das so, was sind die genauen Symptome einer Schwangerschaftsdemenz und was kann man dagegen tun?

Vergesslich in der Schwangerschaft: Was ist die Schwangerschaftsdemenz?

Mit Schwangerschaftsdemenz wird ein Phänomen beschrieben, die manche Mutter während der Schwangerschaft erlebt. Sie leiden unter einer auffällig häufigen Vergesslichkeit. Dabei handelt es sich nicht um eine Erkrankung wie die Alzheimer-Demenz. Schwangere leiden unter den Symptomen nur vorübergehend.

Forscher der Deakin Universität in Melbourne haben in einer Meta-Analyse die Daten aus 20 Studien zusammengefasst: Rund 80 Prozent aller werdenden Mütter leiden demnach mit Vergesslichkeit während der Schwangerschaft. Bei den insgesamt 700 teilnehmenden Schwangeren wurde im Vergleich mit gleich vielen nicht schwangeren Frauen eine Einschränkung der gesamten kognitiven Leistung festgestellt. So soll sie um etwa 28 Prozent gesunken sein. Davon sollen besonders das Gedächtnis, die Entscheidungsfindung und Impulskontrolle betroffen sein. Die im Englischen als „Baby Brain“ bezeichnete Schwangerschaftsdemenz würde somit bewiesen sein. Allerdings gibt es auch Studien, die keine Verbindung zwischen Schwangerschaft und Einschränkungen der kognitiven Leistung finden konnten. So behaupten Forscher der Universität Canberra, dass Schwangerschaftsdemenz nicht existiert. Laut ihrer Studie sollen Frauen, die darunter leiden, bereits vor der Schwangerschaft unter Gedächtnisschwächen gelitten haben.

Das Thema „Schwangerschaftsdemenz“ ist, wie du lesen konntest, wissenschaftlich umstritten. Der Großteil der Studien spricht allerdings von einer Existenz dieses Phänomens.

Wann fängt die Schwangerschaftsdemenz an?

Die Symptome der Schwangerschaftsdemenz zeigen sich besonders stark im dritten Trimester der Schwangerschaft. Laut der Meta-Analyse sollen die Einschränkungen allerdings schon im zweiten Drittel auftreten. Wann genau die Schwangerschaftsdemenz anfängt und wie lange sie anhält, ist von Frau zu Frau unterschiedlich.

Was sind die Symptome der Schwangerschaftsdemenz?

Eine Schwangerschaftsdemenz zeigt sich besonders stark durch die plötzlich eintretende Vergesslichkeit. Es zeigt sich aber auch durch Verwirrtheit und Wortfindungsstörungen. Hinzu kommen weitere Symptome der Schwangerschaftsdemenz wie mangelnde Aufmerksamkeit und Konzentrationsschwächen.

Was sind mögliche Ursachen der Schwangerschaftsdemenz?

Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein veränderter Hormonhaushalt in der Schwangerschaft Frauen vergesslich machen kann. Gerade zum Ende der Schwangerschaft soll dieser verrückt spielen. Das Hormon Prolaktin steigt zum Ende der Schwangerschaft stark an. Dieses ist für die Milchbildung im Körper der Frau verantwortlich. Gleichzeitig steigt auch der Oxytocin-Spiegel an, was bei der mütterlichen Bindung eine wichtige Rolle spielt. Es wird vermutet, dass die Aufmerksamkeit der Frau in dieser Phase der Schwangerschaft so sehr auf das Baby gerichtet ist, dass vieles andere einfach in Vergessenheit gerät. Zudem erhöht sich während der Schwangerschaft auch der Cortisol-Spiegel. Das Stresshormon soll auch die Vergesslichkeit begünstigen. Hinzu kommen intensive Gefühle der Freude und Angst, die sehr aufwühlend sein können. Neben den Veränderungen im Körper sollen auch Schlafmangel und Erschöpfung eine große Rolle bei der Schwangerschaftsdemenz spielen.

Was kann man gegen Vergesslichkeit in der Schwangerschaft tun?

Wenn du das Gefühl hast, unter Schwangerschaftsdemenz zu leiden, gibt es einige Dinge, die du tun kannst, um es zu verhindern oder zumindest die Symptome abzumildern:

Stress vermeiden

Das Stresshormon Cortisol wird in der Schwangerschaft erhöht ausgeschüttet. Da in dieser Phase der Cortisol-Spiegel ohnehin stark ansteigt, ist es sinnvoll, im Alltag möglichst Stress zu vermeiden. So kannst du beispielsweise Aufgaben im Haushalt, deinem Partner oder Partnerin abgeben oder Termine so setzten, dass kein Zeitdruck entsteht.

Richtig essen und trinken

Es ist wichtig, dass du in der Schwangerschaft vollwertige und regelmäßige Mahlzeiten zu dir nimmst. Gleichzeitig solltest du auf üppige Portionen am Abend verzichten, um Völlegefühl und Sodbrennen zu vermeiden, denn diese können zu Einschlafproblemen führen. Es ist auch wichtig, dass du genug Flüssigkeit zu dir nimmst und das über den Tag verteilt. So kannst du nächtliche Toilettengänge reduzieren.

Ausreichend bewegen

Bewegung tut nicht nur allgemein der Gesundheit gut, sondern macht auch müde. Regelmäßige Aktivitäten wie tägliche Spaziergänge an der frischen Luft oder Yoga können dabei helfen, Schlafstörungen zu reduzieren. So leidest du weniger an Schlafmangel, was Schwangerschaftsdemenz begünstigen kann.

Schwangere beim Yoga
Sport kann für einen besseren Schlaf sorgen. © pressmaster – stock.adobe.com

Ausreichend ausruhen und entspannen

Egal, ob du ein entspannendes Bad nimmst oder dich auf die Couch setzt und einfach nur die Füße hochlegst: Ruhephasen reduzieren Stress. Versuche daher in deinen Alltag mehrere Ruhephasen einzuplanen.

Gedächtnis trainieren

Gedächtnistraining kann dir helfen, Symptome der Schwangerschaftsdemenz abzumildern. Versuche daher, dein Gedächtnis regelmäßig mit Gehirnjogging-Spielen wie Memory auf Trab zu halten. So wirkst du aktiv gegen die Vergesslichkeit in der Schwangerschaft.

Quellen: Davies, Sasha J, Lum AG, Jarrad, Skouteris, Helen et al.: Cognitive impairment during pregnancy: a meta-analysis | Scimex.org: ‘Baby brain’ is real | Christensen, Helen, Leach, Liana S. und Mackinnon, Andrew: Cognition in pregnancy and motherhood: prospective cohort study | AOK: Schwangerschaftsdemenz | Dr. Wendler, Nicole: Schwangerschaftsdemenz

Über den Autor

Ahmet Dönmez

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