Nachdem sich die Schwangerschaft in den ersten Wochen nur durch Ziepen im Unterleib, Stechen in der Brust und gelegentliche Stimmungsschwankungen bemerkbar gemacht hat, geht es auf einmal ganz schnell: Übelkeit, Unwohlsein bis hin zu Erbrechen treten durchgängig oder in Schüben auf. Gerüche und Gerichte, die du eigentlich magst, drehen dir plötzlich den Magen um. Und das oftmals über den ganzen Tag verteilt und über mehrere Wochen hinweg.

Ab wann beginnt die Übelkeit in der Schwangerschaft?

Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft sind keine Seltenheit: Bis zu 80 Prozent der Frauen erfahren die Symptome in der Frühschwangerschaft. Die Beschwerden treten häufig zwischen der 6. und 12. Schwangerschaftswoche auf und können bis zur 20. SSW anhalten, in Extremfällen sogar bis zum Ende der Schwangerschaft. Die meisten Schwangeren haben es allerdings im ersten Trimester überstanden und fühlen sich im zweiten Drittel der Schwangerschaft pudelwohl.

Übrigens: Häufig wird die Übelkeit in der Schwangerschaft auch als Morgenübelkeit bezeichnet. Die Beschwerden können jedoch zu jeder Tageszeit auftreten, auch mitten in der Nacht.

Schwangerschaftsübelkeit: Das Hormon GDF15 als Ursache

Eine Studie, die im Wissenschaftsmagazin Nature erschienen ist, hat herausgefunden, dass das Wachstumshormon GDF15 (Growth/differentiation factor-15) für die Übelkeit in der Schwangerschaft verantwortlich sein soll. Wie ausgeprägt die Symptome sind, hängt davon ab, wie sensibel Frauen auf das Hormon reagieren und wie stark der GDF15-Spiegel während der Schwangerschaft ansteigt. Frauen, die ein erhöhtes Risiko für eine schwere Form der Schwangerschaftsübelkeit haben, weisen im nicht-schwangeren Zustand wohl einen geringen GDF15-Spiegel auf. Da sie nicht so an die Auswirkungen des Hormons gewöhnt sind wie Frauen, die auch ohne Schwangerschaft einen höheren GDF15-Spiegel zeigen, trifft sie die Übelkeit stärker.

Diese Erkenntnis könnte in Zukunft zu besseren Behandlungsmöglichkeiten für Frauen führen, die sehr unter Übelkeit in der Schwangerschaft leiden. Dazu muss wissenschaftlich jedoch vorab genau geklärt werden, welche Rolle das Hormon GDF15 bei einer Schwangerschaft spielt.

Übelkeit in der Schwangerschaft: Ein gutes Zeichen?

Auch wenn es nur ein schwacher Trost sein mag: Übelkeit in der Schwangerschaft ist meist ein Zeichen dafür, dass sich dein Kleines wunderbar und planmäßig entwickelt. Frauen mit Schwangerschaftsübelkeit haben wohl sogar ein geringeres Risiko für eine Fehlgeburt.

Wie fühlt sich Schwangerschaftsübelkeit an?

Viele Schwangere fühlen sich, als hätten sie einen Klumpen oder einen starken Druck in Magen und Speiseröhre. Andere fühlen sich wie nach einer durchzechten Partynacht mit fiesem Kater. Dieses Gefühl kann plötzlich auftauchen, gefolgt von Erbrechen, oder sich über den ganzen Tag ziehen.

Doch keine Sorge, es geht vorbei. Versprochen!

Was tun bei Übelkeit in der Schwangerschaft?

  • Vermeide Speisen und Gerüche, die die Übelkeit auslösen.
  • Iss regelmäßig kleinere Portionen: Versuche kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu dir zu nehmen, auch wenn du dich appetitlos fühlst. Oftmals reicht eine Kleinigkeit im Magen, um der Übelkeit entgegenzuwirken. Das kann Zwieback sein, Knäckebrot, Salzbrezeln, oder Obst. Die Lebensmittel sollten am besten reich an Ballaststoffen und fettarm sein.
    Stelle dir am Abend eine Schüssel mit Gebäck auf den Nachttisch und knabbere direkt nach dem Aufwachen davon, während du noch ca. 20 bis 30 Minuten im Bett liegen bleibst. Halte auch unterwegs immer etwas zum Snacken, beispielsweise einen Müsliriegel, bereit.
  • Viel Trinken: Wenn du gar keinen Hunger hast, dann achte in jedem Fall darauf, ausreichend zu trinken. Am besten kühles Wasser ohne Kohlensäure, ein Glas Orangensaft oder ungesüßten Tee. Trink die Flüssigkeit langsam und in kleinen Schlucken.
  • Akupunktur oder Akupressur: Eine Akupunktur-Therapie kann Übelkeitsbeschwerden lindern und entspannt. Alternativ kannst du dir Akupressur-Bänder für zuhause besorgen.
  • Bewegung: Ein Spaziergang an der frischen Luft ist nicht nur gut für deinen Kreislauf, sondern kann auch bei Schwangerschaftsübelkeit helfen.

In diesem Video stellt Frau Dr. Stephanie Westermann einen Akupressurpunkt am Handgelenk vor, der bei Übelkeit helfen kann:

Perikard 6 – Ein Akupressurpunkt gegen Übelkeit

Ganz wichtig: Klar, eine Schwangerschaft ist keine Krankheit – und dennoch fühlt es sich an manchen (oder vielen) Tagen genauso an. Wenn du dich also sehr schlecht fühlst, lass‘ dich notfalls von deinem Arzt bzw. deiner Ärztin ein paar Tage krankschreiben.

Hausmittel bei Schwangerschaftsübelkeit

  • Ingwer: Ingwertee oder Ingwerkapseln und -tropfen können Übelkeit in der Schwangerschaft lindern. Konzentrierte Präparate mit Ingwer sollten allerdings nur im ersten Schwangerschaftstrimester eingenommen werden, da sie ab dem zweiten Trimester wehenfördernd wirken können.
  • Mandeln: Einige Schwangere sind überzeugt davon, dass das Kauen von ungeschälten Mandeln gegen die Übelkeit in der Schwangerschaft und zusätzlich gegen Sodbrennen hilft. Grund dafür ist die basische Wirkung von Mandeln: Der hohe Kaliumgehalt trägt zum Gleichgewicht unseres Säure-Basen-Haushalts bei. Kaue dazu bis zu 5 Mandeln so lange, bis sie sehr breiig geworden sind. Hebammen zufolge lenkt der erhöhte Speichelfluss außerdem von der Übelkeit ab.
  • Bittere Lebensmittel: Der Genuss von bitteren Lebensmitteln, wie z.B. Grapefruits, soll bei Schwangerschaftsübelkeit helfen.
  • Brausebonbons oder -pulver: Auch das sprudelnde Pulver bzw. die Bonbons haben so manch Schwangeren bei Übelkeit geholfen.
  • Wassereis: Kühles Wassereis kann ebenfalls die Schwangerschaftsübelkeit mildern.

Ganztägige Übelkeit in der Schwangerschaft, aber ohne Erbrechen: Was tun?

Die Übelkeit zieht sich über den ganzen Tag, aber übergeben musst du dich nie? Das wird dich vermutlich unheimlich auslaugen. Doch auch hier empfiehlt es sich, unsere genannten Tipps auszuprobieren. Iss kleinere Mahlzeiten, trink Wasser ohne Kohlensäure in kleinen Schlucken. Probiere unterschiedliche Dinge aus und du wirst herausfinden, wie du deine ganztägige Übelkeit in den Griff bekommst.

Medikamente, die bei Übelkeit in der Schwangerschaft helfen

Alles ausprobiert, aber nichts scheint zu wirken? Wenn du die Schwangerschaftsübelkeit nur schwer in den Griff bekommst, sprich mit deinem Arzt bzw. deiner Ärztin. Er oder sie kann dir passende Medikamente verschreiben, die deine Beschwerden lindern.

Bewährt hat sich seit ein paar Jahrzehnten die Wirkstoffkombination Doxylamin und Pyridoxin (Vitamin B6). Auch Vitamin B6 allein kann die Übelkeit lindern – mehr als maximal 80 Milligramm am Tag solltest du allerdings nicht einnehmen.

Wichtig: Nimm nur Medikamente ein, die auch explizit für Schwangere und gegen Schwangerschaftsübelkeit zugelassen sind und auch nur das, wonach dir ärztlich geraten wird.

Extremfall: Hyperemesis gravidarum

In seltenen Fällen verläuft die Schwangerschaftsübelkeit schwer. Wenn Du

  • dich öfter als vier Mal am Tag übergeben musst,
  • rasant an Gewicht verlierst,
  • dich dehydriert und schlapp fühlst,

lass dich ärztlich untersuchen! Es könnte sich um Hyperemesis gravidarum handeln, einem schweren Verlauf von Schwangerschaftsübelkeit, der unbedingt behandelt werden sollte.

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Schadet Erbrechen in der Schwangerschaft dem Baby?

Der Magen krampft sich zusammen und man fühlt sich einfach nur elend. Da stellt sich schnell die Frage, ob Erbrechen dem Baby in der Schwangerschaft schaden kann?

Nein, tatsächlich bekommt dein Krümel davon nicht allzu viel mit – sofern du dich nicht ständig übergeben musst. Ist dem so und du kannst kaum etwas im Magen behalten, kann es sein, dass dir wichtige Nährstoffe fehlen. Dann solltest du unbedingt ärztlichen Rat suchen.

Schwangerschaftsübelkeit: Hinweis auf das Geschlecht?

Übelkeit in der Schwangerschaft deutet nicht unbedingt auf ein bestimmtes Geschlecht hin. Dir kann übel werden, ganz unabhängig davon, ob ein Mädchen oder Junge in deinem Bauch heranwächst. Forscher aus den USA haben jedoch festgestellt, dass häufiges Erbrechen im ersten Trimester der Schwangerschaft ein Indiz für ein Mädchen sein könnte.

Bei beiden Schwangerschaften durfte ich Bekanntschaft mit der typischen Übelkeit machen – und sie begleitete mich bis zur 17. Woche. Am besten hat es mir persönlich geholfen, wenn ich immer eine Kleinigkeit gegessen habe. Am besten vorbeugend und spätestens dann, wenn sich der Magen etwas flau anfühlte. Ohne einen kleinen Snack bin ich nie aus dem Haus gegangen.

Was hat dir bei Übelkeit in der Schwangerschaft geholfen? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

Quellen

DAZ: Was hilft bei Schwangerschaftsübelkeit?
Frauenärzte im Netz: Schwangerschaftsübelkeit: Unangenehm – Aber auch ein gutes Zeichen
MSD Manuals: Hyperemesis gravidarum
Bublak, R. Häufiges Schwangerschaftserbrechen spricht für ein Mädchen. gynäkologie + geburtshilfe 26, 6 (2021). 
Fejzo, M., Rocha, N., Cimino, I. et al. (2023). GDF15 linked to maternal risk of nausea and vomiting during pregnancy. Nature 625, 760–767.
Gelbe Liste: Übelkeit in der Schwangerschaft: Dagegen lässt sich etwas tun

Veröffentlicht: 23.02.2021
Aktualisiert: 27.03.2024

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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