Während einer Schwangerschaft passieren unheimlich viele Dinge im Körper. Die Gebärmutter gewinnt an enormer Größe und bereitet sich darauf vor, einen neuen Erdenbürger zu schaffen und auf die Welt zu bringen. Und dafür muss sie trainieren! Das zeigt sich durch die sogenannten Übungswehen. Was während einer Übungswehe in deinem Körper passiert, ab wann du sie spüren kannst, wie sich Übungswehen anfühlen und ob sie schmerzhaft sind – das alles erfährst du hier.

Was sind Übungswehen und ab wann kann ich sie spüren?

Über die Dauer der Schwangerschaft vergrößert sich der Uterus rasant und wächst um das 20-Fache (!) seiner ursprünglichen Größe an. Etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche beginnt die Gebärmutter, sich langsam auf die bevorstehende Geburt vorzubereiten. Übungswehen, auch Schwangerschaftswehen, wilde Wehen, falsche Wehen und Braxton-Hicks-Kontraktionen genannt, merkst du ab dann deutlicher. Die glatte Muskulatur des Uterus – das Myometrium – zieht sich zusammen und entspannt sich nach kurzer Zeit wieder. Dadurch wird der Bauch für eine kurze Zeit hart wie ein Stein und kann eine kantige Form zeigen. Dieser Vorgang stärkt die Muskulatur und führt dazu, dass die Plazenta und das Baby besser durchblutet werden. Übungswehen sind also wie ein kleines Workout für die Gebärmutter.

Nicht nur die Gebärmutter musst trainieren: Sport ist auch für deinen Körper in der Schwangerschaft wichtig! Diese Sportarten kannst du problemlos schwanger machen.

Diese Art von Wehen taucht unregelmäßig und mit kurzer Dauer von meist nur 30 Sekunden bis maximal zwei Minuten auf. Bis zu zehn Übungswehen am Tag sind normal. Sie haben keine Wirkung auf den Muttermund und sind somit nicht geburtseinleitend.

Wie fühlen sich Übungswehen an?

Übungswehen sind nicht schmerzhaft und behalten in der Regel die gleiche Intensität. Sie sind schwach und werden nicht stärker, sodass du während einer Übungswehe üblicherweise noch andere Dinge gleichzeitig machen kannst. Aber die Spannung, die während einer Übungswehe auf deiner Babykugel herrscht und den Bauch steinhart werden lässt, kann etwas unangenehm sein und du musst eventuell einmal tief durchatmen. Das ist eine gute Gelegenheit, um Atemübungen für die Geburt zu machen! Nach einigen Sekunden ist die Wehe vorübergegangen und dein Bauch entspannt sich wieder.

Beim Anblick meines langsam immer fester werdenden Bauches bei einer Übungswehe musste ich oft an Taschenwärmer denken. Die, bei denen sich bei Berührung des kleinen Metallchips die Flüssigkeit verfestigte. In einer ähnlichen Geschwindigkeit hat sich der weiche Bauch plötzlich in einen harten Ball verwandelt.

Unterschied zwischen Übungswehen und Senkwehen

Senkwehen machen sich im letzten Schwangerschaftsdrittel, ungefähr ab der 36. Schwangerschaftswoche, bemerkbar. Der genaue Zeitpunkt ist bei jeder Schwangeren unterschiedlich.

Senkwehen sorgen dafür, dass der Kopf deines Babys tiefer ins Becken rutscht, wodurch sich der Gebärmutterhals verkürzt. Aus diesem Grund kann es sein, dass du bei einer Senkwehe ein Druckgefühl oder ein Ziehen in der Leistengegend spürst. Das sorgt vielleicht dafür, dass der Babykopf mehr auf deine Blase drückt und du häufiger zur Toilette musst. Es kann sich dadurch auch so anfühlen, als könnte dein Bauchbewohner jeden Moment herausrutschen. Aber keine Sorge: Senkwehen öffnen den Muttermund nicht, sie schieben dein Baby lediglich in eine gute Startposition für die Geburt.

Im Gegensatz zu Übungswehen, die nicht zu übersehen sind, können Senkwehen auch spurlos vorübergehen und du merkst vielleicht erst am nächsten Tag an deiner abgesenkten Babykugel, dass sich da ganz schön was getan hat.

Unterschied zwischen Übungswehen und echten Wehen

Im Gegensatz zu Übungswehen ziehen echte Wehen tief in die Gebärmutter und sind daher oft auch im unteren Rücken spürbar. Sie dauern anfangs nur ein paar Sekunden an und kommen in größeren Abständen von 20 Minuten und mehr. Dann werden sie allmählich länger (bis zu einer Minute), schmerzhafter und kommen in kürzeren Abständen. Der Schmerz sticht dabei so doll in den Unterleib, dass dir die Luft wegbleiben kann. Darum ist es wichtig, sich Atemübungen anzueignen und sich intensiv auf die Atmung während der Wehen zu konzentrieren.

TIPP: Gerade bei der ersten Schwangerschaft ist man noch sehr unsicher, ob die Geburt nun wirklich einsetzt, oder ob es ein „falscher Alarm“ ist. Um zu wissen, ob es sich um echte Geburtswehen handelt, kann ein warmes Bad hilfreich sein: Übungs- und Senkwehen werden bei Wärme schwächer. Echte Wehen bleiben hingegen unverändert stark oder werden sogar noch stärker.

Alvarez-Wellen: Schmerzhafte Wehentätigkeiten

Die sogenannten Alvarez-Wellen – benannt nach dem Arzt, der sie in den frühen 50er Jahren zum ersten Mal registriert hatte – werden oft als eine Art von schwachen, frühen Übungswehen bezeichnet, die im späteren Verlauf der Schwangerschaft in Braxton-Hicks-Kontraktionen übergehen. Allerdings sind Alvarez-Wellen von Braxton-Hicks-Kontraktionen zu unterscheiden. In englischen Fachkreisen stehen Alvarez-Wehen mit einem „irritable uterus“ – zu Deutsch: eine nervöse, reizbare Gebärmutter – in Verbindung.

So lassen sich Übungswehen von Alvarez-Wehen unterscheiden:

Alvarez-WellenBraxton-Hicks-Kontraktionen (Übungswehen)
können schmerzhaft seinsind  nicht schmerzhaft
können häufiger und regelmäßiger seintreten oft plötzlich und unregelmäßig auf
dauern zwischen 30 Sekunden und 1 Minute andauern in der Regel zwischen 15 und 30 Sekunden an (manchmal aber auch bis zu 2 Minuten)
können Schmerzen im unteren Rücken verursachenmeist nur vorne im Bauch spürbar
schon ab der 9. SSW zu spürenab dem 2. Schwangerschaftstrimester zu spüren

Die krampfartigen Schmerzen, die eine Alvarez-Welle verursachen kann, sind mit Menstruationskrämpfen zu vergleichen. Sie sind wie Übungswehen nicht muttermundwirksam, können aber bei Schwangeren, die ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt haben, echte Wehen auslösen. Was die nervöse Gebärmutter verursacht, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Alvarez-Wellen können bis zum Ende der Schwangerschaft auftauchen.

Übungswehen konnte ich bei meinen beiden Schwangerschaften sehr deutlich feststellen – bei meinem zweiten Baby noch intensiver, sodass ich dann und wann kurz innehalten und Luft holen musste. Kein Vergleich jedoch zu den Geburtswehen! Wie waren deine Erfahrungen mit Übungswehen, wie haben sie sich für dich angefühlt? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

Quellen

Russo, S., Batista, A., Esgalhado, F., Palma Dos Reis, C. R., Serrano, F., Vassilenko, V., & Ortigueira, M. (2021). Alvarez waves in pregnancy: a comprehensive review. Biophysical reviews, 13(4), 563–574.
Lansinoh.de: Senkwehen – dein Baby nimmt seine Geburtsposition ein

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Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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