Viele Kinderärzte und Kinderärztinnen sprechen sich schon lange für eine allgemeine Empfehlung der Meningokokken-B-Impfung für Babys aus. Seit Anfang diesen Jahres ist es offiziell: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung allen Säuglingen ab dem Alter von zwei Monaten. Wie oft geimpft werden sollte, was das für die Kosten der Impfung bedeutet und welche Nebenwirkungen auftreten können, erklären wir dir hier.

Was sind Meningokokken?

Meningokokken (Neisseria meningitidis) sind Bakterien, die über Tröpfcheninfektion (z.B. Husten, Niesen) bei engem Kontakt übertragen werden. Kommt es zu einer Infektion, kann sie zu einer Meningitis – einer eitrigen Hirnhautentzündung – oder einer Blutvergiftung (Sepsis) führen.

Es gibt insgesamt 12 verschiedene Serotypen, von denen die Meningokokken-Gruppen B, Y, W und C am häufigsten in Deutschland vorkommen. Die Serogruppe B (kurz: MenB) ist aktuell mit ca. 60 Prozent für den Großteil der Erkrankungen verantwortlich. Meningokokken C  sowie die Gruppen W und Y sind jeweils für 10 bis 15 Prozent der Erkrankungsfälle verantwortlich.

Eine Erkrankung an Meningokokken ist in Deutschland nach aktuellem Stand mit 0,4 Erkrankungen auf 100.000 Einwohner zwar selten. Kommt es jedoch zu einer Infektion, kann es besonders im Baby- und Kleinkindalter schnell zu schlimmen Verläufen kommen. Denn die Symptome sind unspezifisch, werden oftmals mit der einer Grippe verwechselt und so eine Meningitis zu spät erkannt. Innerhalb von nur wenigen Stunden kann sich der Gesundheitszustand eines Babys drastisch verschlechtern und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Bei 10 Prozent der Erkrankten endet die Infektion tödlich, jede:r Fünfte muss mit lebenslangen Folgeschäden kämpfen.

Symptome einer Meningokokken-Infektion

Babys können Symptome wie Reizbarkeit, Berührungsempfindlichkeit, Schläfrigkeit, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit, Fieber, Krämpfe und eine gerötete Haut zeigen. Auch eine harte oder vorgewölbte Fontanelle kann ein Hinweis auf die Erkrankung sein.

Bei einem schweren Verlauf können sich dunkle Hauteinblutungen auf dem ganzen Körper zeigen, die auf eine Blutvergiftung hinweisen.

Warum schon im Babyalter gegen Meningokokken B impfen?

Kinder unter zwei Jahren sind besonders häufig von der Erkrankung betroffen. Das liegt daran, dass ihr Immunsystem noch nicht ganz ausgereift ist.

Doch auch Jugendliche im Alter zwischen 15 und 19 Jahren haben ein höheres Risiko, an Meningokokken zu erkranken.

Meningokokken-C-Impfung schon länger für Babys empfohlen

Seit 2006 wird die Meningokokken-C-Konjugatimpfung für Babys von der STIKO empfohlen und von den Krankenkassen übernommen. Dadurch konnte man einen Rückgang der Erkrankungen feststellen, die auf den Erreger der Serogruppe C zurückzuführen sind. Neben dieser und der Impfung gegen die Serogruppe B gibt es noch die Meningokokken-ACWY-Impfung, die derzeit bei Reisen in Länder empfohlen wird, in denen ein erhöhtes Risiko einer Meningokokken-Infektion besteht.

Wie oft muss das Baby gegen Meningokokken B geimpft werden?

Säuglinge sollen nach der Empfehlung der STIKO insgesamt dreimal mit dem Meningokokken-B-Impfstoff Bexsero® geimpft werden: Im Alter von 2, 4 und 12 Monaten. Das gilt für Frühgeborene gleichermaßen.

Bei Kindern bis zum fünften Geburtstag sollen die Impfungen folgendermaßen nachgeholt werden:

  • Kinder im Alter von 12 bis 23 Monaten erhalten im Abstand von zwei Monaten zwei Impfstoffdosen. Eine dritte erfolgt 12 bis 23 Monate nach der zweiten Impfung.
  • Kinder, die älter als 24 Monate sind, sollen zwei Mal mit einem Mindestabstand von einem Monat geimpft werden.

Nebenwirkungen der Meningokokken-B-Impfung beim Baby

Eine Meningokokken-B-Impfung sowie Impfungen gegen andere Serogruppen zeigen in den meisten Fällen harmlose Reaktionen wie eine gerötete, geschwollene Impfstelle. In den ersten Tagen nach dem Stich können folgende Reaktionen auftreten:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Durchfall oder Erbrechen
  • Müdigkeit
  • Gliederschmerzen

Diese Nebenwirkungen können sich insbesondere zeigen, da die Impfung zeitgleich mit der Sechsfachimpfung gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Polio, HiB und Hepatitis B bei Babys stattfindet und sie zudem noch die Impfung gegen Pneumokokken erhalten.

So sieht der neue Impfkalender der STIKO aus.

In seltenen bis sehr seltenen Fällen kann es zu einer allergischen Reaktion, Krämpfen, Schwindel, Sehstörungen und Ohnmacht kommen.

Eine Impfreaktion – sei sie nun mild oder mit einem Krankheitsgefühl verbunden – lässt sich bei der Impfung gegen MenB erwarten, da der Impfstoff als sehr reaktogen gilt. Aus diesem Grund empfiehlt die STIKO eine prophylaktische Paracetamol-Gabe entweder zeitgleich mit der Impfung oder kurz danach. Das Fiebermittel beeinflusst die Wirksamkeit der Impfung nicht.

Kosten für die Meningokokken-B-Impfung beim Baby

Gute Nachricht: Mit der offiziellen Empfehlung für die Impfung im Säuglingsalter und der Aufnahme in den Impfkalender wird die Meningokokken-B-Impfung von den Krankenkassen übernommen. Frage am besten bei deiner Krankenkasse nach.

Warum gibt es erst jetzt eine offizielle Empfehlung zur MenB-Impfung?

Bis vor kurzem wurde die Impfung nur Risikogruppen und Reisenden empfohlen. Das hat folgende Gründe:

  1. Eine Erkrankung an Meningokokken der Serogruppe B ist schwerwiegend, aber in Deutschland verhältnismäßig selten.
  2. Es fehlten noch Informationen über die langfristige Wirksamkeit der Impfung. In Großbritannien erhalten Babys seit 2015 die MenB-Impfung. Die bisherige Datenlage zeigte jedoch nur den Schutz auf, der sich nach den zwei Impfungen im Alter von zwei und vier Monaten entwickelte. Daten zum Impfschutz nach der dritten Dosis sowie die Langzeitwirksamkeit fehlten. Mittlerweile kamen neue Erkenntnisse dazu.
  3. Es war noch unklar, ob ein Herdenschutz durch den eingesetzten Impfstoff erreicht werden kann. Jetzt steht fest, dass das nicht möglich ist. Denn die Impfung verhindert nicht, dass die Bakterien ohne symptomlos die Nasen-Rachen-Schleimhaut besiedeln.

Für den Einzelnen ist die Impfung sinnvoll, um so einen möglichen schweren Verlauf einer Meningokokken-B-Erkrankung zu verhindern.

Quellen

RKI: Meningokokken, invasive Erkrankungen (Neisseria meningitidis)
RKI: Schutzimpfung gegen Meningokokken: Häufig gestellte Fragen und Antworten
NetDoktor.de: Meningokokken-Impfung
Apotheken-Umschau: Meningokokken B: Für wen die Impfung empfohlen wird

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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