Wenn du merkst, dass dein Kind bereit ist, sich von der Windel zu verabschieden, ist es Zeit für das Töpfchentraining. Was im ersten Moment nach einem strikten Plan klingt, soll dein Kind primär ermutigen, sich auf die Toilette oder das Töpfchen zu setzen. Verbunden mit Spaß, positiven Erfahrungen und Lob wirst du dein Kind schnell trocken bekommen. Wir zeigen dir, wann der richtige Zeitpunkt ist, um mit dem Töpfchentraining zu beginnen. Außerdem stellen wir dir verschiedene Ansätze vor, wie du das Training angehen kannst und geben Tipps, die beim Trockenwerden helfen.

Töpfchentraining: Ist mein Kind bereit, trocken zu werden?

Um trocken zu werden, ist zunächst der Reifungsprozess bei Kindern entscheidend: Sie müssen in der Lage sein, ihren Darm und ihre Blase zuverlässig kontrollieren zu können. Wann dieser Prozess abgeschlossen ist, ist von Kind zu Kind unterschiedlich und kann zwischen zwei und vier Jahren dauern. Die meisten Kinder bemerken jedoch zwischen 18 und 36 Monaten bewusst ihre Blasen- und Darmaktivitäten und sind bereit für das Töpfchentraining. Ihren Darm können Kinder meist vor der Blase kontrollieren, da das Druckgefühl deutlicher ist, aber auch mehr Zeit verstreichen kann, bis es wirklich dringend wird.

Daran merkst du, ob dein Kind bereit für das Töfpchentraining ist:

  • Dein Kind äußert ein starkes Interesse für die Toilette und was dort passiert.
  • Es gibt dir mit Worten und/oder Gesten Bescheid, wenn es in die Windel gemacht hat und was es gemacht hat.
  • Dein Kind zieht sich zurück, um in die Windel zu machen.
  • Es hält beim Spielen kurz inne, wenn es die Blase entleert.
  • Es tanzt auf der Stelle oder fasst sich in den Schritt, wenn es Harndrang verspürt.
  • Dein Kind gibt dir Bescheid, dass es mal muss.

Es bringt nicht viel, dein Kind in einem sehr jungen Alter auf das Töpfchen zu setzen, wenn es seine Blasen- und Darmkontrolle noch nicht beherrscht. Dadurch wird es nicht schneller trocken und entwickelt im schlimmsten Fall durch den entstehenden Stress Angst vor dem Töpfchen.

Kleinkind spielt mit Klopapier neben einer Toilette.
Wenn Interesse an der Toilette besteht und das Kind die Blasen- und Darmkontrolle beherrscht, kann das Töpfchentraining beginnen. © New Africa – stock.adobe.com

Wie beginne ich das Töpfchentraining am besten?

Das Töpfchentraining beginnt indirekt, noch bevor du dein Kind aktiv ermutigst, sich auf die Toilette zu setzen. Und zwar, in dem du es dich immer wieder bei deinen Toilettengängen begleiten lässt.

Vielleicht bist du hin und wieder etwas genervt, wenn du nicht einmal auf der Toilette fünf Minuten für dich hast. Doch dein Sprössling findet das unheimlich interessant! Erzähl ihm also, warum du auf der Toilette sitzt und was du da machst. So erhält er bereits ein erstes Gefühl dafür und will es womöglich selbst einmal spielerisch ausprobieren. Zeige deinem Kind alle Schritte, die bei einem Toilettengang notwendig sind: Hose herunterziehen, hinsetzen, Wasser lassen, säubern, spülen, wieder anziehen und Hände waschen.

Vielleicht sucht ihr gemeinsam ein schönes Töpfchen oder einen Aufsatz für die Toilette aus, der deinem Schatz besonders gut gefällt. Bestimmt möchte er oder sie das neue Equipment zu Hause direkt ausprobieren.

Ist der Reifungsprozess, was die Blasen- und Darmkontrolle angeht, abgeschlossen, kannst du deinem Kind schließlich immer wieder das Töpfchen bzw. die Toilette anbieten, wenn du merkst, dass es mal muss. Du kannst ebenso eine Toilettenroutine einführen und dein Kind morgens nach dem Aufstehen, bevor ihr das Haus verlasst, vor dem Spielen und abends vor dem Zubettgehen auf das Töpfchen begleiten.

Wenn dein Kind tagsüber zuverlässig auf die Toilette geht, ist im nächsten Schritt die nächtliche Windel an der Reihe: Ist die Windel ein paar Tage in Folge morgens trocken, kannst du es probieren, sie wegzulassen.

Verschiedene Ansätze beim Töpfchentraining

Wie bei allen Erziehungsmethoden gibt es auch bei der Art und Weise, wie du deinem Kind das Töpfchen näherbringst, verschiedene Ansätze. Wir stellen dir zwei Möglichkeiten vor:

Töpfchentraining in der Montessori-Pädagogik

Selbstständige Aktivität, in einer vorbereiteten Umgebung, auf Basis einer feinfühligen und respektvollen Beziehung zum Erwachsenen – das sind die drei Pfeiler der Montessori-Pädagogik. Das gilt auch beim Töpfchentraining: Sobald dein Kind von sich aus mitteilt, dass es die Windel nicht mehr möchte, gehst du seinem Wunsch nach und begleitest es auf das Töpfchen. Dieses ist bereits kindgerecht vorbereitet: Neben dem Töpfchen steht eine eigene Rolle Toilettenpapier, ein kleiner Abfalleimer und vielleicht ein paar Kinderbücher. Du bietest es ihm an und wenn dein Kind sein Geschäft erfolgreich gemacht hat, weist du es ganz neutral darauf hin: „Du hast Pipi in das Töpfchen/Klo gemacht“. Hat dein Kind nichts in das Töpfchen gemacht, dann probiert es das einfach beim nächsten Mal erneut.

Da es in der Montessori-Pädagogik vorranging um die Wertschätzung und das Gesehenwerden geht, solltest du dein Kind selbstverständlich nicht schimpfen, wenn etwas daneben geht, aber auch nicht loben oder belohnen, wenn es erfolgreich in das Töpfchen gemacht hat.

Oftmals wird hier geraten, die Windel komplett wegzulassen, sobald das Töpfchentraining beginnt. Also auch nachts, da es das Kind sonst verwirren könnte. Hier sollte die kindliche Umgebung ebenfalls entsprechend vorbereitet sein und das Bett mit einer saugfähigen Auflage und einem wasserdichten Matratzenschoner ausgestattet werden.

Töpfchentraining durch Lob und Ermutigung

Vielleicht merkst du, dass dein Kind theoretisch so weit ist, aufs Töpfchen zu gehen, denn es sagt dir bereits, wenn es muss oder verkrümelt sich dabei in seinem Kinderzimmer. Doch von sich aus möchte es sich noch nicht von der Windel verabschieden.

Dann kannst du aktiv werden: Ermutige dein Kind, sich zunächst für das kleine Geschäft auf das Töpfchen oder direkt auf die Toilette zu setzen. Hat es geklappt, dann lobe dein Kind, wie groß es schon sei, weil es das schon so gut macht. Hat es sich auf die Toilette gesetzt, aber musste doch nicht, ist es nicht schlimm. Enttäuschung und Frust sind beim Töpfchentraining absolut fehl am Platz! So fährst du fort, bis sich eine Routine entwickelt. Wenn sich dein Kind jedoch absolut sträubt und nicht auf die Toilette setzen möchte, dann zwinge es auch nicht.

Auch kleine Belohnungen können einen positiven Anreiz schaffen. So wird beispielsweise nach jedem Toilettengang ein Sticker in einen Kalender geklebt. Doch es muss sich nicht um Sachgeschenke handeln, sondern es kann auch eine Geschichte sein, die ihr dann gemeinsam lest. Jedoch solltest du Belohnungen nicht länger als nötig anbieten, damit dein Kind nicht davon abhängig wird und nur dann auf die Toilette geht, wenn es etwas dafür erhält. Auch hier ist es vorranging, das Kind für seine Eigenständigkeit zu loben.

Ein kleines Mädchen sitzt beim Töpfchentraining auf der Toilette und gibt seinem Vater ein High-Five.
Ein High-Five auf dein Kleinkind, das selbstständig auf Toilette geht. © Odua Images – stock.adobe.com

Das Hormon ADH steuert die nächtliche Blasenkontrolle

Einige Kinder machen nachts noch lange Zeit in die Windel – und das, obwohl sie tagsüber bereits komplett trocken sind und zuverlässig die Toilette aufsuchen. Für die nächtliche Steuerung der Blase ist das anti-diuretische Hormon (ADH) zuständig. Es sorgt dafür, dass die Blase nachts weniger Harn produziert, der dafür morgens sehr konzentriert ist. Bei einem ADH-Mangel füllt sich die Blase nachts stark und es passiert, dass sie sich unkontrolliert entleert. Kinder, die einen sehr tiefen Schlaf haben, wachen davon nicht auf. So kann nächtliches Wasserlassen noch bis zum siebten Lebensjahr vorkommen. Ob das Hormon dafür verantwortlich ist, kann dir dein Kinderarzt sagen und deinen Sprössling bei Bedarf therapieren.

Tipps für das Töpfchentraining

Um das Töpfchentraining entspannt und positiv zu gestalten und damit einen langfristigen Erfolg zu erzielen, haben wir einige Tipps für dich, die du dabei beachten solltest:

Geduld ist das A und O beim Töpfchentraining

Für welchen Weg du dich auch entscheidest – ohne oder mit Lob – allen Ansätzen ist das einfühlsame und geduldige Verhalten der Eltern gemein. Es braucht Zeit, eine neue Routine zu etablieren und der Abschied von der Windel hat für viele Kinder eine große emotionale Bedeutung, weshalb du verständnisvoll auf dein Kind eingehen solltest.

Wenn du arbeiten gehst, ist am Wochenende oder in deinem Urlaub oftmals ein guter Zeitpunkt, das Töpfchentraining zu beginnen. Du bist schnell zur Stelle, wenn dein Schatz die Toilette aufsuchen möchte, aber auch, wenn mal etwas in die Hose geht. Dann kannst du dein Kind ermutigen, Bescheid zu geben, wenn es denn das nächste Mal muss und ihm erneut das Töpfchen oder die Toilette anbieten.

Den Toilettengang positiv gestalten: Ohne Druck und Stress

Damit der Abschied von der Windel erfolgreich ist, sollte die Töpfchen-Erfahrung so positiv wie möglich gestaltet werden. Druck und Stress solltest du in jedem Fall vermeiden. Frage also nicht zu häufig nach, ob dein Kind denn auf die Toilette muss und schimpfe nicht, wenn es zu spät Bescheid gegeben hat. Das könnte dein Kind verängstigen. Verbinde den Toilettengang mit Spiel und Spaß, damit dein Kind gerne aufs Töpfchen geht, das Gefühl von Sauberkeit genießt und die Windel so schnell vergisst.

Ein Mädchen und ein großes Plüschtier sitzen auf Töpfchen.
Mit Spiel und Spaß wird das Töpfchentraining erfolgreich. © Irina Schmidt – stock.adobe.com

Windel abgewöhnen: Schritt für Schritt

Auch wenn hin und wieder erwähnt wird, dass du die Windel ab Beginn des Töpfchentrainings auch nachts weglassen solltest, ist eine Schritt-für-Schritt-Abgewöhnung sinnvoller. Der Reifungsprozess ist womöglich nachts noch nicht so weit fortgeschritten, dass ein problemloses Weglassen der Windel auf Anhieb möglich ist. Achte daher auf Anzeichen, die dir zeigen, dass dein Kind auch nachts keine Windel braucht und vermeide so unnötigen Stress.

Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten schenken

Vielleicht hat dein Nachwuchs die Wickelzeit immer sehr genossen, da er dabei stets deine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte und viele Streicheleinheiten bekam. Damit er diese nicht vermisst, dürfen sie trotz erfolgreichem Gang zum Töpfchen nicht zu knapp kommen.

Luftige und leicht ausziehbare Kleidung

Gerade die warmen Sommermonate eignen sich gut, das Töpfchentraining zu beginnen, wenn dein Kind so weit ist. Es trägt luftige Sachen, die schnell an- und ausgezogen sind und es kann auch mal nackt herumtollen, wodurch es ein besseres Körpergefühl erhält. Außerdem hast du weniger Wäsche, falls ein Unfall passieren sollte. ? Unfälle gehören im Prozess des Windel-Abgewöhnens dazu, daher solltest du daraus kein großes Thema machen.

Flüssigkeiten NICHT reduzieren

Es scheint ein vermeintlich guter Tipp zu sein, Getränke wie Wasser vor dem Schlafengehen zu reduzieren, damit das Kind nicht ins Bett macht. Davon raten wir ab: Dein Kind soll so viel trinken, wie es möchte, bis es nicht mehr durstig ist. Für nächtliches Wasserlassen sorgst du am besten vor, in dem du eine wasserdichte Auflage auf die Matratze legst oder die Windel nachts noch eine Weile anlässt, bis dein Kind auch hier so weit ist.

Den perfekten Plan gibt es nicht

Sauber werden in drei Tagen – von solchen Aussagen halten wir nicht sehr viel, denn das erzeugt unnötigen Druck, der für das erfolgreiche Abgewöhnen von der Windel nicht zielführend ist. Du kannst dich für verschiedene Ansätze entscheiden – wie lange es letztendlich braucht, bis dein Kind sich an den Gedanken gewöhnt hat, nicht mehr in die Windel zu machen und nur noch auf das Töpfchen zu gehen, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Mache das Töpfchentraining also nicht an einem Zeitraum fest, sondern geh individuell auf dein Kind ein und begleite es geduldig und mit viel Verständnis bei diesem großen Schritt.

Wie hat das Töpfchentraining bei deinem Sprössling geklappt? Gibt es Tipps, die du unbedingt weitergeben möchtest? Dann ab in die Kommentare damit!

Quellen

Gabriele Haug-Schnabel: Physiologische und psychologische Aspekte der Sauberkeitserziehung.
Caroline Benz, Prof. Remo Largo: Entwicklung der Blasen- und Darmkontrolle
BZgA: Trocken und sauber werden
Budenzauber.org: Abschied von der Windel
Kinderärzte im Netz: Bettnässen bei Kindern ist kein Grund zur Scham
SZ: „Ohne Windel? Da müssen Eltern schnell sein“

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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