Schon mal von „Nudging“ gehört? Dabei handelt es sich um eine Taktik, mit der man das Verhalten von Menschen beeinflussen kann – ganz ohne Verbote und Zwang. Auch bei unserem Nachwuchs kann man Nudging-Methoden als Erziehungstricks anwenden. Mit unseren Tipps können insbesondere anstrengende Kinder davon profitieren. Wir verraten dir, wie du es schaffen kannst.

Was genau ist „Nudging“ und wie funktioniert es?

Bei „Nudging“ handelt es sich um einen Begriff aus der Verhaltensökonomie. Hierbei geht es um die Erzeugung von positivem Verhalten durch sanfte Manipulation. Nudging-Methoden werden sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft angewandt und finden in der Erziehung mittlerweile auch immer mehr eine Verwendung.

Obwohl „Manipulation“ negativ klingen mag, ist es in diesem Fall überhaupt nicht so gedacht. Denn beim Nudging bekommen Menschen kleine „mentale Anstupser“ (Nudges), um sie zu einem gewünschten Verhalten zu bewegen – ohne ihnen etwas zu verbieten oder ihnen etwas aufzuzwingen. Die Methodik besticht durch Freiwilligkeit und soll Menschen dabei helfen die Entscheidung zur für sie besseren Lösung einfacher zu machen.

Beim Nudging wird auf die sechs Grundprinzipien der Einflussnahme (von Robert B. Cialdini) gesetzt, die durch mehrere Studien bestätigt wurden:

  • Reziprozität: Gegenseitigkeit. Menschen revanchieren sich für einen Gefallen oder eine Hilfeleistung, die sie erhalten haben.
  • Commitment und Konsistenz: Selbstverpflichtung.Menschen, die zu etwas zugesagt haben, fühlen sich daran gebunden und halten es auch eher ein.
  • Soziale Bewährtheit: Nachahmung. Menschen orientieren sich daran, was andere (die Mehrheit) tun.
  • Autorität: Ansehen. Menschen verlassen sich auf den Rat von Experten.
  • Sympathie: Zuneigung. Je mehr jemand eine Person mag, desto stärker ist der Einfluss dieser Person.
  • Knappheit: (Künstliche) Verknappung. Je weniger von etwas verfügbar ist, desto eher wollen es die Menschen haben.

Nudging in der Erziehung: Wie können Kinder positiv beeinflusst werden?

Eltern können mit der Nudging-Taktik ihre Kinder zu einem gewünschten Verhalten anleiten. So kann man auch Kinder dazu anleiten viel Wasser zu trinken, täglich Obst und Gemüse zu essen, zu lernen oder andere anstrengende Arbeiten zu verrichten. Wir haben für dich einige Beispiele von Nudging-Erziehungstricks zusammengestellt, die dir dabei helfen können, deinen Nachwuchs besser zu Positivem anzuleiten.

Pädagogisch wertvoll oder nicht? Eine Mutter hilft ihrer kleinen Tochter beim Lernen an einem Lerncomputer
Mit der richtigen Nudging-Methode kannst du auch die Kinder zum Lernen animieren. © JenkoAtaman – stock.adobe.com

Fördere die Reziprozität deines Nachwuchses

Anders als bei Erwachsenen, ist Reziprozität bei Kindern nicht stark ausgeprägt. Für sie ist es selbstverständlich, was du für sie tust. Daher haben sie das Gefühl, sich nicht revanchieren zu müssen, wenn du ihnen hilfst oder einen Gefallen tust.

Dennoch kannst du versuchen mit ein paar kleinen Tricks Reziprozität bei ihnen zu fördern. Wenn du deinem Nachwuchs einen Gefallen tust und er sich bedankt, kannst du ihm mit deiner Antwort darauf einen kleinen Stupser in die richtige Richtung geben. Du kannst beispielsweise sagen: „Das habe ich gerne für dich getan, weil ich weiß, dass du mir beim nächsten Mal auch einen Gefallen tust.“ So lernen sie mit der Zeit, dass sie dir auch mal helfen müssen.

Verlange mehr, als du willst

Wenn es um das Aufräumen der Spielsachen geht, stellen sich die Kleinen meistens quer. Doch mit der sogenannten „Tür-ins-Gesicht“-Technik (Kontrastprinzip) aus dem Reziprozitätsgesetz, kannst du dafür sorgen, dass sie eher das tun, worum du sie bittest.

Ähnlich wie beim Feilschen eines Preises, kannst du von ihnen mehr verlangen, als du wirklich willst.  So kannst du dein Kind darum bitten, das gesamte Wohnzimmer aufzuräumen. In den meisten Fällen werden sie natürlich „Nein!“ sagen. Wenn sie dies tun, dann weiche zurück und frage sie nach einem kleineren, dem eigentlichen Gefallen – und zwar ihre Spielsachen wegzuräumen. Die zweite Bitte wird oft akzeptiert, da sie durch „Entgegenkommen“ annehmbarer wird.

Sorge mit Komplimenten für Sympathie

Komplimente hören nicht nur wir gerne, sondern auch unser Nachwuchs. Wenn du dein Kind um etwas bitten möchtest, kannst du es mit etwas Schmeichelei eher dazu bekommen als nur mit der Bitte allein. Wenn du dein Kleines beispielsweise darum bitten willst, den Tisch abzuräumen, kannst du es mit einem Kompliment im Sinne von „Nur du kannst das“ oder „du räumst alles immer so flott und ordentlicher ab“ versuchen.

Gehe mit gutem Beispiel voran

Wenn du von deinem Kind ein bestimmtes Verhalten erwartest, dann gehe selbst mit gutem Beispiel voran. Wenn dein Kleines sich beispielsweise nicht für Brokkoli begeistern lässt, dann verlasse dich auf deine Autorität – auch dann, wenn Brokkoli eigentlich nicht dein Ding ist. So kannst du in Kombination mit der sozialen Bewährtheit zum Beispiel sagen: „Dank Brokkoli konnten dein Bruder und ich überhaupt so groß und stark werden.“

Ein Mädchen möchte kein Gemüse essen. Beispielbild zum Thema Gemüse schmackhaft für Kinder machen.
Falls dein Kind kein Gemüse mag, gehe mit gutem Beispiel voran und zeig, wie gut es tut! © pingpao – stock.adobe.com

künstliche Knappheit in der Erziehung

Mit dem Knappheitsprinzip kann man auch in der Erziehung die Kinder dazu anleiten etwas zu tun. Hier kannst du beispielsweise ihnen einen „mentalen Stupser“ geben, sich gesünder zu ernähren. Biete deinem Kleinen zum Beispiel die letzten Möhrchen oder den letzten Apfel an. „Es sind noch wenige Möhrchen im Topf übrig, willst du sie haben?“

Nudging ist in der Erziehung vielfältig anwendbar

Wie du sehen konntest, kann Nudging auch in der Erziehung auf vielfältige Art und Weise angewandt werden. Mit Nudging-Methoden können definitiv auch anstrengende Kinder zu ordentlicheren bzw. gesünderen Lebensweisen angeleitet werden. Beachte nur, dass du hier deinem Nachwuchs nichts verbieten oder irgendwelche Regeln auferlegen darfst. Es ist ihm überlassen, ob er es tun möchte.

Quellen: comteamgroup.com | leadion.de | elternwissen.com

Über den Autor

Ahmet Dönmez

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