Stillen ist nicht nur Nahrung, sondern schenkt deinem Baby Wärme und Geborgenheit und baut eine emotionale Mutter-Kind-Bindung auf. Über die Muttermilch gibst du wertvolle Nährstoffe und Antikörper an deinen Säugling weiter, die sein Immunsystem stärken und ihn ideal auf das Leben vorbereiten. Doch obwohl Stillen das Natürlichste der Welt ist, scheint es manchmal wie eine komplizierte Wissenschaft. Wenn du bereits stillst oder schwanger bist und weißt, dass du stillen möchtest, erklären wir dir, wie lange und wie oft du optimalerweise stillen solltest.

Warum sollte ich mein Baby stillen?

Es ist dir überlassen, ob du dein Baby stillen möchtest. Es ist jedoch empfehlenswert, da die Muttermilch eine ideale Zusammensetzung an Wasser, Eiweiß, Omega-3-Fettsäuren, Mehrfachzucker und Antikörper für dein Baby enthält, die sein Wachstum fördern, Allergien vorbeugen und vor Infektionen schützen. Und auch später zeigen sich viele Vorteile: Gestillte Kinder haben ein geringeres Risiko für einen Herzinfarkt oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sind weniger verhaltensauffällig und haben beim Lernen seltener Schwierigkeiten.

Nicht nur dein Baby, sondern auch du profitierst vom Stillen. Denn wenn du stillst, hast du ein geringeres Risiko an bestimmten Krebsarten wie Brust- und Eierstockkrebs zu erkranken und auch das Risiko für Diabetes Typ 2 sinkt langfristig. Wenn du deinem Säugling die Brust gibst, schüttet dein Körper das Hormon Oxytocin aus, das die Rückbildung der Gebärmutter unterstützt. Darüber hinaus stärkt das Stillen die Bindung zu deinem Kind.

Stillen ist außerdem überaus praktisch, denn die Milch ist überall und jederzeit verfügbar, ideal temperiert, hygienisch und natürlich kostenlos.

Ein lachendes Baby wird von seiner Mutter gestillt.
Stillen stärkt die emotionale Mutter-Kind-Bindung. © Oksana Kuzmina – stock.adobe.com

Doch auch wenn die Vorteile eindeutig sind, so ist es manchen Müttern aus unterschiedlichen Gründen oftmals nicht möglich, zu stillen. Dann ist es genauso in Ordnung, das Baby mit der Flasche zu füttern, da Milchpulver als Babynahrung eine sehr gute Qualität hat und gerade die Pre-Milch der Muttermilch recht nahekommt.

Wie lange soll ich stillen?

Wenn das Stillen funktioniert und du dein Baby mit all dem versorgst, was es benötigt, fragst du dich vielleicht, wie lange du stillen solltest, damit dein Säugling auch langfristig von den guten Eigenschaften der Muttermilch profitiert.

Sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die Nationale Stillkommission (NSK) empfehlen eine Mindest-Stilldauer von sechs Monaten. In den ersten sechs Lebensmonaten sollte das Baby ausschließlich gestillt werden, da in dieser Zeit die Muttermilch eine vollkommen ausreichende Ernährung für dein Kind ist. Du solltest also auf jegliche Getränke wie Wasser, Tees, Säfte und andere Nahrung verzichten.

Spätestens im siebten Monat und nicht vor Beginn des fünften Monats soll dann schrittweise die Beikost eingeführt und die Stillmahlzeiten nach und nach ersetzt werden. Während des Beikoststarts solltest du dein Baby weiterstillen, damit es satt wird. Denn gerade am Anfang soll dein Säugling durch die Beikost neue Geschmackserlebnisse erfahren, die die Muttermilchmahlzeiten ergänzen und erst nach einiger Zeit einzig und allein vom Brei satt werden.

Wenn du und dein Baby ein eingespieltes Still-Team seid und du dich damit weiterhin wohlfühlst, dann solltest du die Stilldauer von sechs Monaten nicht als Grenze sehen, mit dem Stillen aufzuhören. Denn dein Baby profitiert auch weiterhin von den guten Eigenschaften der Muttermilch. Wie es die Stillkommission betont, bedeutet die Beikosteinführung nicht das Abstillen, „sondern die Fütterung von Beikost unter dem Schutz der Muttermilch“.

Die WHO empfiehlt sogar, Kinder bis zum zweiten Lebensalter und darüber hinaus neben regulären und abwechslungsreichen Mahlzeiten weiter zu stillen. Ob du dein Baby so lange stillen möchtest, entscheidest du selbst.

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Eine Mutter stillt ihr Kleinkind, ein kleines Mädchen.
Die WHO empfiehlt, Kinder bis zum zweiten Lebensjahr und darüber hinaus weiter zu stillen. © Iryna – stock.adobe.com

Wie oft soll ich stillen?

Gerade am Anfang und nach Start-Schwierigkeiten, die du vielleicht beim Stillen hattest, kann man sich über die Anzahl der Still-Mahlzeiten sehr verrückt machen. Von acht Mahlzeiten in 24 Stunden, also alle vier Stunden, hast du bestimmt schon einige Zahlen im Zusammenhang mit dem Stillen gesehen.

Tatsache ist, dass du und dein Baby einen individuellen Still-Rhythmus habt. Ein Baby ist kein Uhrwerk, das immer genau nach drei oder vier Stunden nach Milch verlangt, sondern passt seinen Bedarf immer wieder an. Vielleicht wunderst du dich, wenn du dein Baby doch gerade erst gestillt hattest und es bereits wieder lauthals die Brust einfordert. Wenn du alle weiteren Umstände ausschließen kannst – möchte es vielleicht gewickelt werden, ist müde oder hat Bauchweh? – dann leg es ruhig wieder an. Oftmals ist ein Wachstumsschub der Grund, dass dein Baby häufiger gestillt werden möchte. Dann steigert häufiges Anlegen die Milchbildung.

Wenn du dich ausgewogen ernährst und du und dein Baby gesund seid, dann musst du dir keine Sorgen machen, dass dein Baby nicht satt wird oder allein durch das Stillen zu viel zunimmt.

Stilldauer variiert zwischen zehn und 45 Minuten

Und auch die Stilldauer ist von Säugling zu Säugling unterschiedlich. Manche trinken nur kurz und dafür häufiger, andere trinken langsam und genüsslich und benötigen im Gegenzug weniger Stillmahlzeiten.

Milchzusammensetzung als Grund für die Stilldauer

Vielleicht wird dir gerade im Sommer auffallen, dass dein Baby oft, aber nur kurz an der Brust trinkt. Das kann an der Zusammensetzung der Milch liegen: Beginnt das Baby zu trinken, fließt sehr wässrige Milch, die den Durst des Säuglings löscht. Erst nach ein paar Minuten folgt die dicke und sahnige Milch, die den Hunger des Kindes stillt und es sättigt. Wenn es also nur durstig ist, trinkt es nur kurz etwas von der wässrigen Muttermilch.

Clusterfeeding: Stillen rund um die Uhr

Phasenweise kann es sein, dass dein Baby rund um die Uhr an deine Brust möchte. Das wird als Clusterfeeding (engl. „to cluster“: sich anhäufen; „feeding“: Fütterung) bezeichnet und betrifft in der Regel Neugeborene: Oftmals zu einer bestimmten Tageszeit möchte der Nachwuchs scheinbar ununterbrochen gestillt werden. Verständlich, dass du dir Sorgen machst, ob du genug Milch hast und dein Kind überhaupt satt wird. Doch diese Sorge ist unbegründet: Dein Säugling ist satt, doch das Sättigungsgefühl halt nur eine kurze Zeit an. In seinen noch kleinen Magen passen nur geringe Mengen Muttermilch, die dein Nachwuchs schnell wieder verdaut. So kann es sein, dass dein Baby nach nur zehn Minuten wieder hungrig ist.

Das häufige Anlegen kann anstrengend sein, doch die Clusterfeeding-Phase geht vorbei. Wann das jedoch der Fall ist, unterscheidet sich von Baby zu Baby.

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Egal, wie lange du stillen möchtest: Eine entspannte Einstellung ist das A und O

Zahlreiche Ammenmärchen über das Stillen, unterschiedliche Empfehlungen von Ärzten und Hebammen und die Meinungen von Verwandten, Freunden oder sogar Außenstehenden sorgen für viel Verunsicherung beim Thema Stillen. Daher ist es wichtig, dass du das machst, was du für richtig hältst und womit du und dein Baby euch wohlfühlt. Sechs Monate Stillen sind für dich genug? Das ist vollkommen in Ordnung. Du stillst dein Baby über das zweite Lebensjahr hinaus? Auch das ist okay.

Als Tipp möchten wir dir den Beitrag zu Stillmythen des Berufsverbands Deutscher Laktationsberaterinnen IBCLC e.V. (BDL) ans Herz legen, in dem mit typischen Falschaussagen über das Stillen aufgeräumt wird. Er wird dir helfen, deine eigene Meinung über das Stillen zu bilden und zu festigen.

Quellen

Frauenärzte im Netz: Stillen – Vorteile für Kind und Mutter
BfR: Empfehlungen zur Stilldauer – Einführung von Beikost
WHO: Breastfeeding – Recommendations
BZgA: Hilfreiche Tipps für den Stillalltag
Kita.de: Cluster Feeding: Was ist das und wann hört es auf?

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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