Nach der kräftezehrenden Geburt beginnt das Wochenbett. In dieser Zeit erholt sich dein Körper, du kommst wieder zu Kräften und lernst dein neugeborenes Baby intensiv kennen. So die Theorie. Doch für viele Mütter sieht die Realität anders aus: Sie denken, dass sie sofort nach der Geburt wieder „funktionieren“ müssen und nehmen sich nur wenig Zeit für sich selbst. Damit du so gut es geht Entspannung während dieser wichtigen und kostbaren Phase findest, geben wir dir hilfreiche Wochenbett-Tipps.

Was passiert im Wochenbett?

Was passiert im Wochenbett und wieso heißt es überhaupt so?

Die ersten Wochen nach der Geburt werden als Wochenbett bezeichnet, da es für Mütter in früheren Zeiten überlebenswichtig war, sich einige Wochen zu schonen und in dieser Zeit wirklich das Bett zu hüten, damit Geburtsverletzungen heilen können und somit das Infektionsrisiko sinkt.

Heutzutage nimmt man das Wochenbett nicht mehr ganz so wörtlich, doch es beschreibt nach wie vor den Zeitraum, den der Körper mindestens benötigt, um sich von den Geburtsstrapazen zu erholen, Wunden zu schließen und sich hormonell umzustellen.

Die Dauer des Wochenbetts beträgt ca. sechs bis acht Wochen. Die ersten zehn Tage, in denen du dich unbedingt schonen solltest, werden als Früh-Wochenbett bezeichnet. Dein Köper vollbringt Höchstleistungen, indem er Geburtsverletzungen rasant schließt und obendrein noch die Milchbildung ankurbelt, die dazu führt, dass du dein Baby nach zwei bis drei Tagen voll stillen kannst, wenn du das möchtest.

Der Zeitraum nach dem Früh-Wochenbett bis ungefähr acht Wochen nach Geburt ist das Spät-Wochenbett. Dein Hormonhaushalt stellt sich um und du gewöhnst dich nach dem Gefühls-Auf-und-Ab der ersten Tage nach Geburt an den neuen Alltag mit Baby.

Wochenfluss nach Entbindung

Nach Geburt deines Kindes löst sich die Plazenta – auch Mutterkuchen genannt – von der Gebärmutterwand. Dadurch entsteht eine sehr große Wunde, etwa so groß wie der Handteller, die einige Zeit benötigt, um abzuheilen. Solange die Wunde offen ist, fließt der Wochenfluss, der dich etwas bis zu sechs Wochen nach Geburt begleitet.

Die Blutung ist in den ersten Tagen meist recht stark und kann Gewebereste aus der Gebärmutter enthalten, wie Schleimhautzellen und Reste der Eihaut. Wenn du dein erstes Kind bekommen hast, wirst du dich vielleicht über die Farbe wundern, die ganz anders ist, als du es von der Regelblutung kennst: Von bräunlich und orange bis hin zu gelblich und gräulich-weiß kann sich der Wochenfluss abzeichnen.

Durch die offene Wunde in der Gebärmutter besteht eine erhöhte Infektionsgefahr. Aus diesem Grund solltest du in den ersten Wochen auf Vollbäder verzichten. Reinige den Intimbereich ausschließlich mit Wasser oder sehr milden Waschlotionen.

Um den Wochenfluss aufzufangen, erhältst du direkt im Krankenhaus große und saugstarke Binden. Wechsle sie regelmäßig, am besten bei jedem Toilettengang, um eine gute Hygiene aufrecht zu erhalten. Verwende keine Tampons!

Wichtig: Sechs Wochen klingen lang, doch der Wochenfluss muss fließen! Versiegt er beispielsweise nach nur zwei Wochen, liegt meist eine Störung vor. Es könnte sich um einen Blut-Stau handeln, denn du unbedingt vom Arzt behandeln lassen solltest, um eine Gebärmutterentzündung zu vermeiden.

Nachwehen durch Rückbildung der Gebärmutter

In den ersten Tagen nach der Geburt kann es sein, dass du leichte bis starke Krämpfe im Unterleib spürst. Das sind die Nachwehen, die sich als Folge des Zusammenziehens der Gebärmutter bemerkbar machen. Die Nachwehen können spontan auftauchen, oder auch durch das Stillen ausgelöst werden.

Baby-Blues: Stimmungstief nach Geburt

Voller Adrenalin und vollgepumpt mit Glücksgefühlen hältst du dein Baby direkt nach der Geburt im Arm – doch nach nur wenigen Tagen ist dir nur zum Heulen zumute. Völlig normal! In dieser intensiven Zeit wirst du durch die hormonelle Umstellung und Rückbildung der Gebärmutter von verschiedenen Gefühlen überwältigt, sodass du ein paar Tage nach Geburt scheinbar grundlos zu weinen beginnst und nicht aufhören kannst. Keine Sorge, nach wenigen Tagen ist der sogenannte Baby-Blues vorbei!

Aufmerksam sein: Wochenbettdepression erkennen

Tritt der Baby-Blues allerdings deutlich später ein und hält über mehrere Wochen an, solltest du hellhörig werden: Dann kann es sein, dass du an einer Wochenbettdepression (postpartale Depression) leidest, die professionelle Hilfe bedarf. Etwa 10 bis 15 Prozent aller neuen Mütter sind davon betroffen.

Wochenbett: Wie lange soll ich liegen?

Auch wenn es Wochenbett heißt, ist es sehr unwahrscheinlich, dass du mehrere Wochen ausschließlich im Bett verbringen wirst. Doch gerade im Früh-Wochenbett, also ungefähr in den ersten zwei Wochen nach Geburt, solltest du versuchen, möglichst viel im Bett liegen zu bleiben. Dadurch wird die Muskulatur entlastet, deine Gebärmutter kann sich gut zurückbilden und dein Beckenboden erholen.

Vielleicht sind „Babyflitterwochen“ eine schönere Beschreibung der ersten Zeit nach Geburt, in der du intensiv mit deinem Säugling kuschelst.

Unsere 8 besten Wochenbett-Tipps

Ahh, die magische Neugeborenenzeit. Da sie so schnell vorbei geht, solltest du das Wochenbett umso bewusster genießen. © nataliaderiabina – stock.adobe.com

Wie du siehst, ist das Wochenbett eine sehr wichtige Zeit für dein Baby und dich. Damit du es in vollen Zügen genießen kannst, haben wir einige Wochenbett-Tipps für dich.

Wochenbett-Tipp 1: Zeit schenken lassen

Klar gibt es viele tolle Geschenke zur Geburt. Doch um dich im Wochenbett noch besser zu erholen und auf dich und dein Neugeborenes zu konzentrieren, ist es ein guter Tipp, sich Zeit von Verwandten und Freunden schenken zu lassen. Zeit, um hin und wieder für dich zu kochen, die Geschwisterkinder zu bespaßen, einzukaufen oder um den Haushalt auf Vordermann zu bringen.

Wochenbett-Tipp 2: Die eigenen Ansprüche herunterfahren

Du musst NICHT bereits kurz nach der Geburt top-gestylt herumlaufen und genauso wenig muss bei dir zu Hause perfekte Ordnung herrschen. Du hast einen kleinen Menschen zur Welt gebracht! Lass den Haushalt also Haushalt sein und kümmere dich nur um das Nötigste – dein Baby und dich. Mach tagsüber zusammen mit deinem Säugling kleine Schläfchen, um zu Kräften zu kommen.

Wochenbett-Tipp 3: Binden-Vorrat anlegen

Für den Wochenfluss wirst du einige Binden benötigen. Daher ist es sinnvoll, bereits vor der Geburt einen Vorrat anzulegen. Du kannst entweder spezielle Wöchnerinnen-Vorlagen aus der Apotheke besorgen, oder normale Binden für die Regelblutung aus dem Drogeriemarkt verwenden. Besorge dir hiervon die größten, längsten und saugstärksten, die zur Verfügung stehen. Sie sollten am besten ohne Flügel und mit schmalen Klebestreifen ausgestattet sein.

Wochenbett-Tipp 4: Bequeme und praktische Kleidung tragen

Nach der Geburt aussehen wie vor der Schwangerschaft – von so einer Idealvorstellung sollten sich alle neuen Mütter schleunigst verabschieden. Zwar kommt aus dir ein durchschnittlich ca. drei Kilogramm schweres Kind heraus und die Plazenta wiegt ebenfalls ein bisschen was, doch die Gebärmutter ist nach wie vor vergrößert und braucht einige Zeit, um sich zurückzubilden. Unmittelbar nach der Geburt wirst du also noch ein kleines Bäuchlein haben – absolut normal! Zieh dir daher bequeme Kleidung an, die dir ungefähr im sechsten Schwangerschaftsmonat gut gepasst hat. Außerdem ist praktische Kleidung sinnvoll, wenn du stillen möchtest. Lockere Oberteile mit Knopfleiste oder Wickeloberteile eignen sich besonders gut. Und natürlich den Still-BH oder wahlweise Still-Tops nicht vergessen, an denen du schnell und einfach einen Träger entfernen kannst.

Wochenbett-Tipp 5: Besuchszeiten reduzieren

Selbstverständlich wollen Verwandte und Freunde den neuen Erdenbürger so schnell wie möglich sehen, wenn er auf der Welt ist. Doch zunächst sollten du und deine Familie euch ausreichend Zeit nehmen, das Baby intensiv kennenzulernen. Es ist daher absolut in Ordnung, nur wenig oder sogar gar keinen Besuch zu empfangen, wenn du in den ersten Tagen noch sehr emotional bist oder du dich als Neu-Mama an den Umgang mit deinem Neugeborenen gewöhnen musst.

Wochenbett-Tipp 6: Ausreichend essen und trinken

Wenn du voll stillst, ist es wichtig, dass du ausreichend isst und trinkst. Ein guter Wochenbett-Tipp ist es daher, eine große Karaffe mit Wasser oder ungesüßtem Tee ans Bett zu stellen. Lass dich von deiner/deinem PartnerIn, Verwandten oder Freunden bekochen oder bestell hin und wieder etwas vom Lieferdienst.

Wochenbett-Tipp 7: Nicht schwer heben

Übernimm dich nicht nach der Geburt und hebe am besten nichts Schweres. Die Grenze liegt bei max. sechs Kilogramm. Halte dich besonders streng daran, wenn du einen Kaiserschnitt hattest und trage am besten nichts, das schwerer ist als dein Baby.

Wochenbett-Tipp 8: Rückbildung unterstützen

Mit einem Rückbildungskurs solltest du frühestens vier bis sechs Wochen nach Geburt beginnen, doch du kannst bereits vorher ein paar kleine Übungen machen, die deinen Beckenboden stärken und die Rückbildung der Gebärmutter unterstützen. Beispielsweise wird die Gebärmutterrückbildung angeregt, wenn du dich hin und wieder auf den Bauch legst. Ungefähr zwei bis vier Wochen nach Geburt kannst du im Liegen mit leichten Übungen für den Beckenboden beginnen, z.B. indem du dein Steißbein für ein paar Sekunden anspannst und dann wieder lockerlässt. Das kannst du ungefähr 15-mal wiederholen.

Wir hoffen, unsere Tipps ermöglichen dir ein entspanntes Wochenbett und eine wundervolle Kuschelzeit mit deinem Baby. Kennst du weitere Tipps, die du anderen Mamas im Wochenbett unbedingt mit auf den Weg geben möchtest? Dann schreib es uns in die Kommentare!

Quellen

Baby&Familie: Wochenbett: Die ersten Tage nach der Geburt
Frauenärzte im Netz: Wochenbett & Rückbildung

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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