Neue Geschmacksrichtungen im eigenen Tempo und mit Spiel und Spaß entdecken: Das soll Baby-led Weaning (BLW) – zu Deutsch: babygeführtes Abstillen – ermöglichen. Statt Brei wird dem Baby zum Beikoststart so gut wie alles serviert, was auf den Familientisch kommt – in kindsgerechten Portionen. Hier erfährst du alles über die BLW-Methode und wir erklären, ab wann du sie mit deinem Baby ausprobieren kannst.

Mit BLW im eigenen Tempo feste Nahrung erkunden

Mittagsbrei bestehend aus einem Gemüse-Fleisch-Brei, dann der Abendbrei als Getreide-Milch-Brei und schließlich der Nachmittagsbrei aus Getreide und Obst – das sind die gängigen Empfehlungen zur Einführung der Beikost, die das Baby mit frühestens fünf Monaten zunächst ergänzend zu den Stillmahlzeiten erhält, diese aber langfristig durch den Brei ersetzt werden.

Beim britischen Ernährungskonzept Baby-led Weaning folgst du diesem Plan nicht, sondern lässt dein Baby intuitiv und nach eigenem Ermessen Nahrung in seiner eigentlichen Form und Konsistenz erkunden. Auf diese Weise soll das Baby selbst entscheiden, wann es für feste Kost bereit ist und wann es sich von der Muttermilch entwöhnen möchte. Denn beim Erkunden der vielen verschiedenen Nahrungsmitteln geht es zunächst nicht um das Sattwerden, sondern ums Ausprobieren, neue Erfahrungen sammeln und den natürlichen Forschungsdrang zu stillen.

Essen erfahren mit allen Sinnen – da bleibt die ein oder andere Sauerei nicht aus. © Digital Mammoth – stock.adobe.com

Baby-led Weaning: Wie und ab wann kann ich mit BLW beginnen?

Im Grunde beginnst du bereits, indem du deinen Nachwuchs regelmäßig bei euren Familienmahlzeiten am Tisch sitzen lässt. Falls er noch nicht selbstständig sitzen kann, kannst du ihn in einen geeigneten, sicheren Hochstuhlaufsatz legen. Durch das Beobachten steigt die Neugierde bei deinem Baby und es darf selbst zulangen, sobald es danach verlangt. Voraussetzung ist – wie bei der Beikosteinführung – dass die Beikostreife erreicht ist.

Das heißt, wenn dein Kind

  • seinen Kopf allein halten kann,
  • selbständig aufrecht sitzt,
  • nach Lebensmitteln greift und sie sich in den Mund steckt,

kannst du mit Baby-led Weaning beginnen. Ab wann das der Fall ist und dein Baby somit bereit für BLW, ist von Kind zu Kind unterschiedlich.

Viele Babys sind mit etwa sechs Monaten in der Lage, feste Nahrung auszuprobieren. Wächst das Interesse und dein Sprössling greift immer häufiger nach dem Essen auf deinem Teller, solltest du ihm altersgerechtes Fingerfood zur Verfügung stellen. Zwar fällt bei BLW das Pürieren der Mahlzeiten weg, doch die erste Kost sollte weiterhin salzarm, nicht gewürzt, weich gedünstet und leicht verdaulich sein.

Vorteile von Baby-led Weaning

Befürworter der alternativen Beikost-Methode sehen in ihr die folgenden Vorteile:

  • Keine aufwendige Zubereitung gesonderter Mahlzeiten nötig
  • Freiwillige Nahrungsaufnahme
  • Förderung des natürlichen Sättigungsgefühls
  • Trainieren der Hand-Mund-Koordination
  • Förderung der Sprachentwicklung durch das Kauen fester Nahrung
  • Trainieren der Kiefer- und Zungenmuskulatur
  • Kosten- und Zeitersparnis

BLW: Kritik an der alternativen Beikost-Methode

Viele Kinder- und Jugendärzte sowie das Netzwerk Gesund ins Leben, eine IN FORM-Initiative des Bundesernährungsministeriums, kritisieren die alleinige Nahrungsaufnahme durch die BLW-Methode. Im zweiten Lebenshalbjahr steigt der Nährstoffbedarf von Säuglingen und wird von der Muttermilch allein nicht mehr ausreichend gedeckt, weshalb die Ergänzung durch Beikost notwendig ist. Durch das Ausprobieren mit fester Nahrung und dem gelegentlichen Hinunterschlucken, wie es beim Baby-led Weaning der Fall ist, wird die empfohlene Nährstoffzufuhr nicht erreicht. Weiterhin gibt es kaum Studien, die ein gesünderes Essverhalten in Verbindung mit der BLW-Methode unterstützen.

Kinder, die motorisch noch nicht so weit sind, sich gezielt Essensstücke in den Mund zu stecken, sind bei der BLW-Methode benachteiligt.

Kritiker befürchten zudem, dass Kinder, die verschiedene Lebensmittel der BLW-Methode entsprechend in festeren Stücken zu sich nehmen, ein höheres Risiko haben, sich zu verschlucken. Eine britische Studie, die die Gefahr des Verschluckens bei Baby-led Weaning als auch bei der Brei-Fütterung untersucht hat, konnte bei der BLW-Methode jedoch kein erhöhtes Risiko feststellen.

Eine Babyhand hält ein Stück Gemüse.
Hier und da an einem Stückchen Gemüse saugen – das reiche für eine ausreichende Nährstoffzufuhr nicht aus, sagen Kritiker. © Justyna – stock.adobe.com

Alternative: Baby-led Weaning und Brei kombinieren

Wenn die reine BLW-Methode nichts für dich ist und du skeptisch bist, ob dein Baby dadurch alle Nährstoffe in ausreichender Menge erhält, dann kannst du sie einfach mit der gängigen Breikost-Empfehlung vereinen: Du lässt dein Baby seine eigenen Erfahrungen mit fester Nahrung machen und davon probieren, fütterst aber ebenso kleine Breimengen zu und stillst zunächst weiter nach Bedarf.

Wenn du auf die Signale deines Kindes achtest, sein Hungerbedürfnis richtig deutest und auf sein Sättigungsgefühl reagierst, förderst du damit ein gesundes Essverhalten. Denn auch, wenn du Breikost zufütterst, soll dein Kind so viel essen, wie es möchte. Achte außerdem auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Kost.

Übrigens: Die Breikost beschleunigt das Abstillen nicht in jedem Fall, denn manche Babys mögen den Brei vielleicht zunächst nicht. Wenn du abstillen möchtest, gilt es, das Baby dabei sanft zu begleiten und es nicht zu zwingen, wenn es vielleicht noch nicht bereit dafür ist.

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Quellen

Babyled-weaning.de: Baby Led Weaning (BLW)
BZfE: Ist Baby-led Weaning die neue Form der Beikost?
A. Brown: No difference in self-reported frequency of choking between infants introduced to solid foods using a Baby-led Weaning or traditional spoon-feeding approach.
Kinderärzte im Netz: Kinder-und Jugendärzte: Baby-led Weaning kann schaden!

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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