Meine Tochter kann einen Zaubertrick. Sie findet NIE ihre gelben Gummistiefel, kann aber gehackte Petersilie im Kochtopf auf 100 Meter Entfernung erkennen. „BÄÄÄÄH!“

Kleinkinder sind beim Speiseplan oft wählerisch. Isst dein Kind zu wenig, nur bestimmte Nahrungsmittel oder verweigert das Essen ganz, kann die Mahlzeit zum echten Stresstest werden. Nur eine Phase oder Dauerzustand? Soll ich schnell was anderes kochen? Kommen überhaupt genug Nährstoffe und Kalorien im kleinen Körper an? Verständlich, dass du dir Sorgen machst. Daher hier schon mal Entwarnung: In den meisten Fällen entwickeln sich „schlechte“ Esser ganz normal und gesund. Sie werden mit der Zeit mutiger, probieren neue Lebensmittel aus und passen Portionen automatisch ihrem tatsächlichen Bedarf an.

Wir verraten dir, wie du sie dabei unterstützen kannst, welche Tricks im Alltag helfen und ab wann du doch zum Arzt gehen solltest.

Warum isst mein Kind nicht? Kleine Ursachenforschung

Manchmal ist es ganz einfach: Der Bauch tut weh, ein Schnupfen kommt um die Ecke. Auch wir Großen haben keinen Hunger, wenn wir uns angeschlagen fühlen. Doch bleiben Möhre, Nudel und Co. immer wieder auf dem Teller liegen, kann das andere Gründe haben:

Dein Kind ist satt

Frühstück, Mittag- und Abendessen. Soweit klar, aber war da nicht noch die Dinkelstange plus Obst auf dem Spielplatz? Zu viele oder zu große Zwischenmahlzeiten können der Grund sein, warum Kinder bei den Hauptmahlzeiten nichts mehr essen mögen. Sie haben einfach keinen Hunger.

Führe eine Zeit lang Ernährungstagebuch. So hast du besser im Blick, was und wie viel dein Kind über den Tag wirklich isst. Nicht jedes Kind braucht zwingend Zwischenmahlzeiten. Vielleicht macht es Sinn, sie teilweise oder ganz zu streichen.

Die Portionen sind zu groß

Wie viel ist eigentlich „zu viel“ oder „zu wenig“? Das Bundeszentrum für Ernährung empfiehlt in seiner Ernährungspyramide zum Beispiel fünf Portionen Gemüse und Obst pro Tag. Klingt ganz schön viel. Dabei meint eine Portion die Menge, die in eine (Kinder-)Hand passt. Und das ist oft deutlich weniger, als wir unseren Minis auf den Teller packen.

Tipp: Probiere beim nächsten Mal, ob kleinere Portionen beim Essen helfen. Nachnehmen geht ja immer.

Es gibt zu viel Ablenkung

Ihr kommt am Tisch zusammen, alle genießen eine entspannte Mahlzeit und danach wird blitzeblank sauber gemacht … so die Theorie. Echtes Familienleben macht auch am Esstisch keine Pause und vielleicht lässt sich dein Kind von Trubel besonders leicht ablenken.

Versuche, mehr Ruhe reinzubringen: Schaltet bei den Mahlzeiten Handy, Radio und Fernseher aus. Diese Zeit gehört ganz euch und nichts wird nebenher erledigt; auch nicht spielen oder Einkaufslisten schreiben. Und schon die Kleinsten dürfen Tischmanieren kennenlernen, zum Beispiel, dass man einander ausreden lässt und nicht immer wieder zwischendurch aufsteht.

Es fehlen klare Spielregeln

Kinder sind Gewohnheitstiere. Erwachsene auch. Versuche, mindestens eine Mahlzeit gemeinsam und in Ruhe einzunehmen – immer zur selben Zeit und immer nach den gleichen Spielregeln. Eltern bestimmen, was auf den Tisch kommt. Kinder entscheiden selbst, was und wie viel sie davon essen. Und wenn die Totalverweigerung eintritt, kannst du deinem Kind zum Beispiel ein Brot als Alternative anbieten oder die Mahlzeit einfach beenden. Du wirst merken, dass eine klare Routine für deutlich mehr Entspannung sorgt.

Der Erwartungsdruck macht schlechte Stimmung

Je größer die Sorge und der Frust, desto schwerer fällt es dir vermutlich, beim Essen gelassen zu bleiben. Gemeinsame Mahlzeiten sind so viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Albert herum, erzählt von eurem Tag und gebt dem Thema „Iss doch mal was!“ nicht zu viel Raum. Biete deinem Kind zwischendurch Gemüse, Fleisch oder sonstige kritische Komponenten des Essens an. Und akzeptiere, wenn dein Kind das Angebot ablehnt oder nur winzig kleine Häppchen probiert.

Hilf deinem Kind, ein gesundes Essverhalten auszubilden, indem du Nahrung weder mit Strafe noch Belohnung zusammenbringst. Solche Sätze waren mal sehr beliebt, will aber wirklich keiner mehr am Tisch hören:

1) Wenn du aufisst, wird morgen das Wetter schön.
2) Du stehst erst auf, wenn der Teller leer ist.
3) Wenn du das Gemüse nicht isst, gibt’s auch keinen Nachtisch.
4) Wenn du das nicht isst, bin ich ganz traurig.
5) Brave Kinder essen auf. Wenn nicht, kriegst du eine Strafe.



Ab wann du zum Arzt gehen solltest

Wenn dein Kind tagsüber aktiv ist und sich altersgerecht entwickelt, brauchst du dir keine großen Sorgen machen. Doch wenn dein Kind dauerhaft nicht isst, solltest du auf Folgendes achten:

  • Wirkt dein Kind müde oder abgespannt?
  • Ist es häufiger krank als gleichaltrige Kinder?
  • Hat es spontan Gewicht verloren oder weist deutliches Untergewicht auf?

Erste Anlaufstelle ist der Kinderarzt oder die Kinderärztin. Sie wird dir helfen, die Situation besser einzuschätzen, kann weitere Untersuchungen veranlassen und so einen Nährstoffmangel, Infekte oder Allergien ausschließen. Auch psychologische Ursachen lassen sich hier abklopfen, ggf. macht es Sinn, eine auf Kinder spezialisierte Ernährungsberatung aufzusuchen.

Wenn Kinder kein Obst und Gemüse essen

Kindgerechter Teller mit Pasta und Erbsen
Ein bunt oder witzig angerichteter Kinderteller macht Lust aufs Mitessen. © kuvona – stock.adobe.com

Die meisten Kinder lieben den süßen Geschmack von Obst und haben kein Problem, hier zuzugreifen. Zucchini, Spinat oder Salat sind dagegen schon echte Klassiker der Abschussliste. Eigentlich kein Wunder. Bitterstoffe sind in unserer körpereigenen Alarmanlage als Warnsignal für giftige Stoffe abgespeichert. Und auch wenn wir nicht mehr als Jäger und Sammler unterwegs sind, kommen die Kleinen mit diesem Instinkt zur Welt.

Wie kannst du trotzdem Obst und Gemüse schmackhaft machen, wenn dein Kind diese nicht gerne isst?

Mehrfach anbieten: Bis zu zehn „Kontakte“ braucht ein Kind, um neue Lebensmittel zu akzeptieren. Gib also nicht sofort auf, wenn der Brokkoli beim ersten Mal abgelehnt wird. Bau ihn regelmäßig in Mahlzeiten ein.

Zubereitung variieren: Möhre gekocht geht gar nicht? Vielleicht ja als Rohkost, in Sticks oder Scheiben! Oft ist es nicht (nur) der Geschmack, sondern die Konsistenz, die kleine Mäkler stört.

Mit süßem Gemüse starten: Möhre, Pastinake oder rote Paprika bringen natürliche Süße mit und kommen daher oft besser an als die grünen Kollegen. Dein Kind muss nicht ALLE Gemüsesorten mögen. 2-3 verschiedene Sorten sind ein guter Anfang und bieten genügend Nährstoffe.

Mitmachen lassen: Schon kleine Kinder können beim Einkaufen oder Kochen mithelfen. Dabei lernen sie „das eklige Grüne“ erst mal im Super- oder Wochenmarkt kennen; dürfen riechen, anfassen und mitgestalten. Das macht stolz und motiviert, was Neues zu schmecken.

Und für Spielkinder: „Mit Essen spielt man nicht.“ Stimmt soweit, außer du kannst es anschließend aufessen. Stapel Gurkenscheiben zu Bautürmchen oder nimm Brokkoli-Röschen zum Zungekitzeln. Aber nicht vergessen – am Ende soll das Essen, nicht das Spiel im Vordergrund stehen.

Noch mehr Tipps, wie deine Kinder mehr Obst und Gemüse essen, kannst du hier nachlesen.

Was hast du selbst schon alles für Tricks versucht, um deine Familie ausgewogen zu ernähren? Welche Lebensmittel mögen deine Kids überhaupt nicht und welche kommen inzwischen gut an?

Quellen: Verbraucherzentrale: Tipps zum Speiseplan für Kinder | Kindergesundheit-info.de: Kleine und große Probleme rund ums Essen | In form: Kinder für gesunde Ernährung gewinnen | Bundeszentrum für Ernährung: Ernährungspyramide: Wie groß ist eine Portion?

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Über den Autor

Tanja Silber

Hi! Ich bin Tanja. Seit 2018 bin ich Mama einer kleinen Tochter, die für jede Menge Randale und Hurra in unserer Familie sorgt. Gesunde Kinderernährung, neue Spielideen und einfach nur Überleben im Familienwahnsinn machen gerade meinen Alltag aus. Deinen auch? Dann bist du bei mir genau richtig.

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