Die ersten Schritte des eigenen Babys: Es gibt wahrscheinlich nur wenige Momente im Elterndasein, die so rührend sind wie dieser. Das kleine Mäuschen zieht sich hoch, rappelt sich auf und macht ganz langsam die ersten Schritte im Leben. Es ist ein großer Meilenstein eines Babys. Eigenständig auf den Beinen zu stehen und die ersten Schritte zu laufen, kann den Kleinen allerdings viel Kraft abverlangen. Um das Laufen lernen bei ihren Kindern zu fördern, nutzen viele Eltern Lauflernhilfen. Doch Experten warnen davor, solche Geräte zu nutzen, denn sie stellen eine Gefahr für Babys dar. Warum Lauflernwagen, Gehfrei und Co. gefährlich für Babys sind, erfährst du hier.

Lauflernhilfen: Was sind eigentlich Gehfrei, Lauflernwagen und Co.?

Bei Lauflernhilfen handelt es sich um Geräte, die Babys dabei helfen sollen, laufen zu lernen. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Ausführungen. So gibt es beispielsweise Gehfrei-Geräte (Babywalker), bei denen es sich im Grunde um ein Plastikgestell auf kleinen Rädern mit integriertem Sitz handelt. Setzt man sein Baby hinein, befindet es sich in einer halb sitzenden bzw. halb stehenden Position. Wenn das Baby in dieser Position strampelt, wird die Lauflernhilfe in Bewegung gesetzt. Bei Lauflernwagen handelt es sich hingegen um eine Art Rollator für Babys. Die Kleinen können sich an diesen festhalten und vor sich herschieben. Diese Lauflernhilfen sind für Babys im Alter von sechs bis 15 Monaten konzipiert.

Experten warnen vor Lauflernhilfen

Obwohl Lauflernhilfen auf den ersten Blick förderlich für die Entwicklung von Kindern zu sein scheinen, warnen Experten vor der Nutzung solcher Geräte. Sowohl die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e.V. als auch Kindermediziner sehen ein großes Gefährdungspotenzial für Kinder bei Lauflernhilfen. Auch die Stiftung Warentest rät vom Kauf eines solchen Gerätes ab. Aber warum ist das so?

So gefährlich sind Gehfrei, Lauflernwagen und Co. für Babys

Wie die BAG Mehr Sicherheit für Kinder e.V. berichtet, sollen Lauflernhilfen immer wieder für schwere Unfälle sorgen. Mit dabei sind Stürze, Verbrühungen und Vergiftungen. Diese Verletzungen sind jedoch nur ein kleiner Teil der bisher vorgefallenen Unfälle. Zahlen aus mehreren europäischen Ländern der Daten­bank Injury Database (IDB) zeigen, dass mit mehr als 90 Prozent Kopfverletzungen die häufigste Verletzungsfolge sind. Bei 31 Prozent davon nahm auch das Gehirn schaden. Allein in Deutschland sollen pro Jahr circa 6000 Kinder einen Unfall mit einer Lauflernhilfe erleiden. Am meisten betroffen seien Kinder in einem Alter zwischen sechs und zwölf Monaten.

Grund für die hohe Unfallrate stellt nicht die technische Sicherheit dar, die in der Norm DIN EN 1273:2005 geregelt ist, sondern das erhöhte Gefährdungspotenzial, dass sich für Kinder durch die Benutzung solcher Geräte ergibt. Doch Lauflernhilfen sollen nicht nur für ein erhöhtes Unfallrisiko sorgen, sondern sollen auch negative Einflüsse auf die Entwicklung der Kinder haben. Welche Gefahren eine Lauflernhilfe für dein Kind mit sich bringt, erfährst du im Folgenden.

Baby mit Lauflernwagen
Mit Lauflernwagen können sich Babys viel schneller fortbewegen, sodass es gefährlich werden kann. © africa-studio.com (Olga Yastremska and Leonid Yastremskiy) – stock.adobe.com

Stürze und Stöße aufgrund erhöhter Geschwindigkeit

Babys und Kleinkinder können mithilfe von Lauflernhilfen eine Geschwindigkeit von bis zu zehn Stundenkilometern erreichen, was sehr gefährlich für sie ist. Diese Geschwindigkeit reicht aus, um bei einem Aufprall ernsthafte Verletzungen zu verursachen. Wenn ein Kind mit einer Lauflernhilfe durch die Räume und Flure flitzt, kann es schnell vorkommen, dass es gegen einen Tisch oder Regale knallt. Die Folgen können Prellungen, Schleudertraumata oder schlimmere Verletzungen sein. Zudem schützen Lauflernhilfen nicht vor Stürzen. Es kann passieren, dass ein Kind mit einer Lauflernhilfe über eine Türschwelle kippt oder die Treppen hinunterstürzt. Wie die BAG Mehr Sicherheit für Kinder e.V. im Jahr 2011 berichtete, soll es einen Fall gegeben haben, wo ein sieben Monate altes Kleinkind mit einer Lauflernhilfe in einen Wassereimer gekippt und fast ertrunken ist. Die Folge waren irreversible Hirnschäden, die dazu führten, dass das Kind schwerstbehindert wurde.

Verbrühungen und Vergiftungen aufgrund erhöhter Sitzposition

Kinder sitzen in Lauflernhilfen in einer halb stehenden Position, wodurch sie leichter an höher liegende Gegenstände kommen können. Damit ist auch die Verletzungsgefahr höher. So können sie beispielsweise leichter eine Tasse mit heißem Kaffee oder Tee vom Tisch ziehen und sich verbrühen. Zudem kommen sie leichter an Medikamente oder andere giftige Stoffe ran, welche eine enorme Gefahr für Kinder darstellen. 

Negative Auswirkungen von Lauflernhilfen auf die motorische Entwicklung

Studien zeigen, dass Lauflernhilfen die motorische Entwicklung von Kindern verzögern, statt zu beschleunigen. Die Bewegungsmöglichkeiten in Lauflernhilfen sind einseitig und unnatürlich. Daher werden Babys und Kleinkinder durch Lauflernhilfen in ihrer natürlichen Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Durch Lauflernhilfen wird zudem der Körperschwerpunkt in eine falsche Position gerückt, wodurch es zu Fehlbelastungen kommen kann, die negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Muskulatur und der Wirbelsäule hat. Zudem kann es in schlimmeren Fällen zu Fußfehlstellungen und zu einer Gangbildveränderung kommen.

Besser ohne Lauflernhilfen laufen lernen

Dein Baby sollte am besten ohne Geräte laufen lernen. Es freut sich sogar, wenn es etwas selbstständig machen kann. Denn ohne Geräte kann dein Kleines seinem natürlichen Bewegungsdrang uneingeschränkt freien Lauf lassen. Doch du musst dein Kind bei dem Thema nicht komplett auf sich allein gestellt lassen. Du kannst dein Kind auf spielerische Art und Weise beim Laufen lernen unterstützen. So kannst du beispielsweise Bälle oder Luftballons nutzen, um den natürlichen Bewegungsdrang zu fördern. Dein Kind wird versuchen, nach dem Spielzeug zu greifen, was die motorische Entwicklung der Arme und Beine unterstützt.

Weitere Tipps, um dein Baby beim Laufen lernen zu unterstützen, gibt es hier.

Quellen: Produktwarnung.eu: Gehfrei – Kindermediziner warnen erneut vor Lauflernhilfen | BGA Mehr Sicherheit für Kinder e.V.: Lauflernhilfen, Babywalker und Gehfrei: Förderung oder Gefahr? ; Lauflernhilfen / Gehfrei / Babywalker ; Hände weg von Lauflernhilfen: Nach Unfall für immer schwerstbehindert | Eurosafe: Injury Database

Über den Autor

Ahmet Dönmez

Hi! Ich bin Ahmet und als Medien-Experte informiere ich dich zu allerlei Themen im Bereich der Unterhaltung und Medienerziehung. Mit meinen Ratgeber-Artikeln zeige ich dir zudem, wie du dich im Medienkosmos zurechtfinden kannst.

Alle Artikel ansehen