Sie zeigt sich durch einen erhöhten Blutdruck und Eiweiß im Urin, kann aber auch komplett symptomlos verlaufen: eine Schwangerschaftsvergiftung bzw. Präeklampsie. Warum diese Art der Schwangerschaftsvergiftung so tückisch ist, welche weiteren Symptome auf sie hindeuten und was im schlimmsten Fall mit Mutter und Kind passieren kann, wenn die Präeklampsie unentdeckt und/oder unbehandelt bleibt, erfährst du hier.

Schwangerschaftsvergiftung: Was ist eine Präeklampsie?

Eine Schwangerschaftsvergiftung ist keine Vergiftung im herkömmlichen Sinne, wie man es früher dachte. Die Schwangerschaftsvergiftung, unter dem Fachbegriff Gestose bekannt (aus dem lateinischen Begriff gestatio = Schwangerschaft und der altgriechischen Nachsilbe –ose, die Krankheit bedeutet), bezeichnet vielmehr Krankheiten oder Anpassungsstörungen des Körpers, die auf die Schwangerschaft zurückzuführen sind. Ein bekanntes Beispiel einer Gestose im frühen Stadion der Schwangerschaft ist Hyperemesis Gravidarum: ständige Übelkeit und häufiges Erbrechen im ersten Schwangerschaftsdrittel, was zu Gewichtabnahme und Dehydration der werdenden Mutter führt und nicht selten im Krankenhaus behandelt werden muss.

Die Präeklampsie (auch EPH-Gestose genannt), die man mit dem Begriff Schwangerschaftsvergiftung oft in Verbindung bringt, ist eine sogenannten Spätgestose:  Sie zeigt sich nicht vor der 20. Schwangerschaftswoche – meist erst im letzten Schwangerschaftsdrittel oder bei der Geburt, manchmal sogar erst nach der Entbindung. Ungefähr 5 bis 7 Prozent aller Schwangeren sind von einer Präeklampsie betroffen.

Welche Ursachen führen zu einer Schwangerschaftsvergiftung?

Bis heute sind die genauen Ursachen nicht eindeutig geklärt. Wissenschaftler:innen sind sich jedoch einig, dass die Präeklampsie durch eine Störung der Plazenta verursacht wird. In manchen Fällen verwächst der Mutterkuchen mit der Gebärmutter bereits zu Beginn der Schwangerschaft so, dass es im späteren Verlauf zu den typischen Symptomen wie Bluthochdruck kommt. Theoretisch kann eine Präeklampsie bei jeder Frau auftreten. Aus diesem Grund wird bei jedem Vorsorgetermin der Blutdruck der Schwangeren gemessen und ihr Urin kontrolliert.

Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, die eine Gestose begünstigen gehören. Dazu gehören:

  • Starkes Übergewicht bzw. Fettleibigkeit
  • Mehrlingsschwangerschaften
  • Ein auffälliger Mutterkuchen
  • Eine bereits bekannte Zuckerkrankheit (Typ-2-Diabetes oder Diabetes mellitus)
  • Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)
  • Verwandte, die eine Präeklampsie entwickelten
  • Eine Blutgerinnungsstörung
  • Chronischer Bluthochdruck
  • Nierenerkrankungen

Symptome einer Präeklampsie

Es gibt einige Merkmale, an denen Mediziner:innen eine Präeklampsie feststellen können. Diese sind:

  • Erhöhte Blutdruckwerte von über 140/90 mmHg
  • Eiweißverlust durch den Urin
  • Kopfschmerzen
  • Augenflimmern
  • Schmerzen im Oberbauch auf der rechten Seite (oberhalb der Leber)
  • Übelkeit bis hin zu Erbrechen
  • Starke Gewichtszunahme von mehr als einem Kilogramm pro Woche im letzten Schwangerschaftsdrittel
  • Extrem schnelle Wassereinlagerungen (Ödeme)

Es kann jedoch auch sein, dass nur wenige, milde Symptome vorhanden sind, die sich erst bei oder nach der Geburt zeigen oder schlichtweg fehlen.

Behandlung der Schwangerschaftsvergiftung

Die meisten Schwangeren mit einer Präeklampsie müssen im Krankenhaus vorstellig und ggf. behandelt werden. Auf jeden Fall dann, wenn es sich um eine schwere Form der Krankheit handelt, wie der Eklampsie oder dem HELLP-Syndrom. Im Krankenhaus werden die Patientinnen engmaschig überwacht und erhalten ggf. blutdrucksenkende Medikamente. Wenn kein Risiko für Komplikationen besteht, können die Frauen das Krankenhaus wieder verlassen. Sie müssen dann jedoch regelmäßig die Arztpraxis aufsuchen und sich einem Non-Stress-Test unterziehen. Dabei wird die Herzfrequenz des Babys im wachen und im schlafenden Zustand elektronisch überwacht. Zudem wird das Fruchtwasser untersucht und ein Bluttest gemacht. Heilbar ist die Präeklampsie nicht.

Schwangere, bei denen eine Präeklampsie vor der 37. Schwangerschaftswoche festgestellt wurde und die nur milde Symptome verursacht, können ambulant behandelt werden. Sie sollen sich allerdings viel ausruhen und Stress so gut es geht vermeiden. Außerdem sollten betroffene Frauen mindestens einmal pro Woche ihren Frauenarzt bzw. ihre Frauenärztin aufsuchen und ihren Gesundheitsstand kontrollieren lassen.

Leidet die Schwangere allerdings unter Eklampsie oder dem HELLP-Syndrom, ist die einzige Behandlungsmethode das Kind vorzeitig auf die Welt zu bringen, um das Leben von Mutter und Baby zu schützen.

Kann man einer Präeklampsie vorbeugen?

Da es nicht möglich ist, eine Präeklampsie zu heilen, konzentrieren sich Ärzte und Ärztinnen bei Risikoschwangeren auf die Vorbeugung der Krankheit. Betroffene Frauen sollen möglichst schon im ersten Schwangerschaftsdrittel z.B. niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) einnehmen. ASS ist ein Medikament zur Blutverdünnung und kann dafür sorgen, dass sich der Mutterkuchen besser entwickelt. So kann das Risiko für die Entstehung einer Präeklampsie um 60 bis 80 Prozent reduziert werden.

Was ist Eklampsie und das HELLP-Syndrom?

Eklampsie und das HELLP-Syndrom sind besonders schwere Verlaufsformen der Präeklampsie, die im schlimmsten Fall das Leben von Mutter und/oder Kind bedrohen können.

Eklampsie

Eine Eklampsie ist eine schwere Ausprägung der Präeklampsie. Dabei können Schwangere an Krampfanfällen leiden, ohne dass eine bereits bekannte Epilepsie oder eine andere neurologische Erkrankung vorliegt. Die Krampfanfälle können zur Bewusstlosigkeit oder sogar zum Koma führen und sind ohne rasche Behandlung tödlich. Manche Schwangere erleiden eine Eklampsie, ohne dass sie sich durch die typischen Merkmale der Präeklampsie – wie hohem Blutdruck und Eiweißausscheidung durch den Urin – vorher ankündigt. Zum Glück ist diese schwere Form der Gestose selten: Weniger als ein Prozent der Frauen mit einer schweren Präeklampsie entwickelt eine Eklampsie.

HELLP-Syndrom

Das HELLP-Syndrom beschreibt eine besonders schwere Form der Präeklampsie. HELLP ist dabei die Abkürzung für die Symptome, die bei der Krankheit auftreten:

  • H steht für „Hemolysis“ bzw. Hämolyse. Unter Hämolyse versteht man den raschen Abbau (kürzer als 120 Tage) der roten Blutkörperchen (Erythrozyten).
  • E+L stehen für „Elevated Liver enzymes“, also einem Anstieg der Leberenzyme. Ein Anstieg der Leberenzyme im Blutserum deutet auf eine Erkrankung der Leber hin. Viele Schwangere mit dem HELLP-Syndrom beklagen sich über Schmerzen im Oberbauch unter dem rechten Rippenbogen. Dort, wo sich die Leber befindet.
  • L+P stehen für „Low Platelet count“, und bedeutet eine verminderte Thrombozytenzahl bzw. Thromboytopenie. Das erhöht das Blutungsrisiko während und nach der Geburt und kann zu großen Blutergüssen führen.

Doch auch wenn diese Symptome der Krankheit ihren Namen geben, kann das HELLP-Syndrom plötzlich und ohne Vorzeichen auftreten. Allerdings ist die Krankheit selten: Eine bis zwei von zehn Frauen, die einen schweren Verlauf der Präeklampsie haben, entwickelt das HELLP-Syndrom.

Wird bei einer Schwangeren das HELLP-Syndrom nachgewiesen, wird die Geburt eingeleitet oder das Baby sofort per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht, unabhängig von der Schwangerschaftsdauer. Denn sobald das Baby entbunden und die Plazenta entfernt wurde, klingen auch die Symptome bei der Mutter ab.

Welche Folgen hat eine Schwangerschaftsvergiftung für Mutter und Kind?

Durch eine Präeklampsie kann es zur Ablösung der Plazenta kommen. Dadurch wird das Baby nicht mehr gut versorgt – und das kann lebensbedrohlich werden. Bei solchen schweren Verläufen kann es außerdem zu Hirnblutungen, Nierenversagen, einem Leberriss oder einem Lungenödem bei der Mutter kommen.

Je nachdem, in welcher Schwangerschaftswoche das Baby bei einem schweren Verlauf der Gestose auf die Welt geholt werden musste, hat es bessere oder schlechtere Überlebenschancen. Grundsätzlich wird versucht, die Schwangerschaft so lang es geht aufrecht zu erhalten – mindestens bis zur 34. Schwangerschaftswoche – um Spätfolgen für das Baby, wie eine lebenslange Behinderung, zu verhindern.

Quellen

MSD MANUAL: Präeklampsie und Eklampsie
Onmeda.de: Gestose (Schwangerschaftsvergiftung)
Charité – Universitätsmedizin Berlin: Bluthochdruckerkrankungen in der Schwangerschaft
Larsen R. (2016). Präeklampsie-Eklampsie und HELLP-Syndrom. Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachpflege, 971–977.

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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