Eine einmalige Geburtserfahrung – das wünscht sich wohl jede Schwangere. Schon während der Schwangerschaft suchen viele Frauen den passenden Support, um brennende Fragen loszuwerden und sicherzugehen, dass es ihnen und dem wachsenden Leben in ihrem Bauch gut geht. Hebammen bieten genau diese Unterstützung. Doch obwohl jede Frau einen gesetzlichen Anspruch auf eine Hebamme hat, erweist es sich oftmals als Mammutaufgabe, eine zu finden. Die Betreuungslücke, die dadurch entsteht, wollen Doulas füllen bzw. ergänzen. Doch was ist eine Doula überhaupt? Was ist der Unterschied zwischen einer Doula und einer Hebamme? Und was sind ihre Aufgaben während Schwangerschaft und Geburt? Wir klären diese Fragen und noch mehr.

Was ist eine Doula?

Der Begriff Doula stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet übersetzt „Dienerin“. Und eigentlich macht eine Doula in der Schwangerschafts- und Geburtsbetreuung genau das: Sie dient der werdenden Mama, indem sie sie während Schwangerschaft und Geburt emotional unterstützt. Sie steht dir bei, kümmert sich um dein Wohlbefinden, muntert dich auf und macht dir Mut. Außerdem zeigt sie dir unterschiedliche Techniken und Strategien zur Entspannung und zur Schmerzbewältigung und kommuniziert deine Wünsche an das Fachpersonal in der Klinik.

Ihren Ursprung hat das Berufsfeld der Doula in den USA: Dort gibt und gab es schon immer nur wenige Hebammen, die Schwangere bei der Geburt im Krankenhaus begleiten. In den 1970ern hat ein Forschungsteam um Dr. Marshall Klaus und Dr. John Kennell untersucht, welche Auswirkungen die kontinuierliche Betreuung während der Geburt auf die Geburtserfahrung und das –outcome hat. Eine Studentin aus dem Forschungsteam war den Gebärenden während ihrer Beobachtungen besonders nahe, sprach ihnen gut zu und strich ihnen durch die Haare. Im Vergleich zu ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen konnte die Studentin dadurch positivere Eindrücke sammeln. 1980 fand diese Tätigkeit die passende Bezeichnung „Doula“.

Da die Quote für Kaiserschnittgeburten und andere Eingriffe in den Geburtsprozess in den USA stetig stieg, begannen mehr und mehr Frauen, sich nach Unterstützung während der Geburt umzusehen, die sie vor unnötigen Eingriffen schützen sollte. So gewann die Doula an Bekanntheit und Bedeutung. In Deutschland werden Ausbildungen zur Doula seit ca. 2008 angeboten und das Berufsfeld wird auch hierzulande immer bekannter.

Doula vs. Hebamme: Wo ist der Unterschied?

Der größte und wichtigste Unterschied zu Hebammen ist, dass Doulas keinerlei medizinisches Fachwissen haben. Das heißt, eine Doula darf

  • keine Geburt durchführen,
  • kein CTG schreiben,
  • keinen Ultraschall durchführen,
  • kein Blut abnehmen,
  • und keine medizinischen Entscheidungen treffen (z.B. ob ein Kaiserschnitt oder eine andere Intervention notwendig ist.

Sie darf die Geburt begleiten, die Schwangere aufmuntern und ermutigen und zwischen Fachpersonal und der Gebärenden plus Partner:in vermitteln.

Wer Hebamme oder Entbindungshelfer werden möchte, muss ein duales Studium absolvieren, das sechs bis acht Semester dauern kann. Im Gegensatz dazu gibt es keine geregelte Doula-Ausbildung. Grundsätzlich kann jede Frau die Tätigkeit ausüben, die bereits eigene Geburtserfahrungen gemacht hat – also praktische Erfahrungen vorweisen kann. Zusätzlich dazu gibt es Kurse, die theoretisches Wissen vermitteln. Diese Kurse können sich von Anbieter zu Anbieter jedoch stark unterscheiden – es gibt (noch) kein einheitliches Regelwerk. Der Preis für einen solchen Kurs kann zwischen 1.500 und 3.000 Euro betragen.

Viele Doulas verfügen über weitere Zusatzqualifikationen, wie beispielsweise eine zertifizierte Trageberatung.

Eine Doula massiert eine Schwangere mit einem Tuch, das um den Babybauch gebunden ist.
Doulas zeigen Übungen und Entspannungstechniken für eine möglichst angenehme Geburt. © Andrey Popov – stock.adobe.com

Emotionaler Beistand: Die Hauptaufgabe der Doula

Die Unterschiede zwischen Doulas und Hebammen sind eindeutig. Und es ist gut, dass Doulas nicht befähigt sind, medizinische Untersuchungen durchzuführen. Denn sie sollen sowohl die Schwangere als auch die Hebammen während der Geburt unterstützen. Um das zu erfüllen, bereiten Doulas auch den oder die Partner:in der Schwangeren bestmöglich auf die Geburt vor.

Doulas helfen Schwangeren während der Schwangerschaft und Geburt mit Entspannungsübungen, zeigen Atemtechniken, und geben hilfreiche Tipps zur Bewältigung der Wehenschmerzen. Sie gehen während der Geburt einfühlsam und motivierend auf die Gebärende ein und kommunizieren Wünsche und Ängste an die diensthabende Hebamme. So muss sie kein schlechtes Gewissen haben, dass sie nicht durchgehend bei der Schwangeren bleiben kann, und die werdende Mutter fühlt sich durch die anwesende Doula stets gut betreut. Und das kann sich nachweislich positiv auf das Geburtserlebnis auswirken.

Welche Voraussetzungen gibt es für die Ausbildung zur Doula?

Ursprünglich galt: Wer als Doula arbeiten möchte, sollte weiblich und mindestens 25 Jahre alt sein und bereits selbst ein Kind zur Welt gebracht haben. Mittlerweile können sich allerdings auch Frauen ohne eigenen Nachwuchs und auch Männer zur Doula ausbilden lassen.

Viele Frauen absolvieren die Ausbildung zur Doula neben ihrem Hauptjob. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass eine gelernte Doula in den zwei Wochen vor und nach dem errechneten Geburtstermin auf Abruf zur Verfügung stehen muss – zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Was kostet eine Doula?

Die Leistungen einer Doula werden durchschnittlich mit ca. 500 bis 1.000 Euro honoriert. Da sie meist freiberuflich tätig sind, können sie selbst über den Preis bestimmen. Meistens passen sie ihren Lohn an die Lebensverhältnisse der Frauen an, die sie betreuen. Auch Teil- oder Ratenzahlungen können möglich sein.

Als Leistungen sind darin üblicherweise enthalten:

  • ein Vorabgespräch, ob man die Betreuung erhalten möchte (ist man sich sympathisch?)
  • zwei bis drei Besuchstermine im letzten Schwangerschaftsdrittel
  • eine 24-Stunden-Rufbereitschaft ca. 14 bis zehn Tage vor und 14 Tage nach dem errechneten Geburtstermins des Babys
  • die vollumfängliche Geburtsbegleitung mit Eins-zu-eins-Betreuung der werdenden Mutter
  • ein bis zwei Folgegespräche nach der Geburt, ungefähr bis zum vollendeten 3. Lebensmonat des Babys

Übernimmt die Krankenkasse die Leistungen einer Doula?

Nein, die Kosten für eine Doula übernehmen die Krankenkassen üblicherweise nicht. Sie müssen selbst bezahlt werden.

Tipp: Gibst du die Leistungen deiner Doula bei der Krankenkasse als „Verordnung von Haushaltshilfe“ an, ist evtl. eine Teilerstattung möglich.

Brauche ich eine Doula als Unterstützung im Kreißsaal?

Das kommt ganz auf dich, deine Bedürfnisse und eventuell vorangegangene Geburtserfahrungen an. Studien haben gezeigt, dass sich eine Eins-zu-eins-Betreuung während der Geburt positiv auf das Geburtserlebnis auswirken kann. Und leider kann das unter den aktuellen Umständen eine Hebamme alleine nicht bewältigen, da sie sich oft um mehrere Schwangere gleichzeitig kümmern muss.

Hebammen stehen daher der Entwicklung hin zur Doula-Betreuung skeptisch gegenüber. Denn: Jeder Frau sollte eine individuelle und einfühlsame Betreuung während dem einschneidenden Moment der Geburt zustehen – ohne, dass sie diese aus eigener Tasche zahlen muss. Verstummt der Aufschrei über den Hebammenmangel, da selbstbezahlte Doulas die fehlende Eins-zu-eins-Betreuung im Kreißsaal erfüllen, so würde auch Politik und Krankenkassen die Verantwortung genommen werden, an der Situation etwas zu ändern.

Kanntest du das Berufsfeld der Doula bereits? Oder hast du sogar schon einmal eine Doula in Anspruch genommen? Wir sind gespannt auf deine Antwort in den Kommentaren!

Quellen

Hartmann, M. (2019). Hebammenmangel in deutschen Kreißsälen–Doulas füllen die Lücke. Hebamme, 32(06), 44-48.
Apotheken-Umschau.de: Doula als Geburtsbegleiterin sinnvoll?
Azubiyo.de: Doula Ausbildung & Beruf
Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege: Berufsbild Hebamme/Entbindungspfleger – Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung

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Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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