Dein Baby ist auf der Welt, gesund und munter und auch das Stillen klappt sehr gut. Jetzt, da dein Säugling sich nicht mehr im Mutterleib befindet, können doch ein Gläschen Sekt oder ein Glas Wein abends oder zu besonderen Anlässen nicht mehr so schädlich sein. Oder etwa doch? Was du über Alkohol in der Stillzeit wissen und worauf du unbedingt achten solltest, erfährst du hier.

Alkohol in der Stillzeit: Wie lange ist Alkohol in der Muttermilch?

Alkohol geht in die Muttermilch über. Daher sind ähnliche Konzentrationen zu erwarten, wie im mütterlichen Blut. 30 bis 60 Minuten nach Alkoholkonsum sind die Konzentrationen dabei in der Muttermilch am höchsten. Babys sollten dann nicht gestillt werden! Wie schnell der Alkohol im Blut ansteigt, ist abhängig von der Zusammensetzung des Getränks, der Trinkgeschwindigkeit und dem eigenen Blutzuckerspiegel. Ein kohlensäurehaltiger Sekt führt beispielsweise zu einem schnelleren Anstieg als ein Glas Wein.

Durch Abpumpen und Wegschütten kann der Alkoholgehalt in der Muttermilch nicht reduziert werden. Er baut sich nur mit der Zeit wieder ab. Wie lange das dauert, ist abhängig von der Alkoholmenge, dem eigenen Körpergewicht und auch, ob ein alkoholisches Getränk auf nüchternen Magen oder nach einer Mahlzeit getrunken wird.

Die „Standarddrinks“ – Bier, Wein und Sekt – enthalten in ihrem üblichen Trinkmaß folgende Alkoholmengen:

 Alkoholgehalt in %übliche Trinkmenge (Glas)Aufgenommene Alkoholmenge
Bierca. 5 Vol.-%0,33 – 0,5 lca. 13,3 – 20 g
Weinca. 10 – 13 Vol.-%0,125 – 0,25 lca. 10 – 26 g
Sektca. 11 Vol.-%0,1 lca. 8,8 g
Tabelle nach Schwegler et. al. (2012)

Der Alkoholgehalt, den Frauen pro Stunde abbauen, beträgt ca. 0,1 bis 0,2 Promille bzw. 0,1 bis 0,2 Gramm pro Liter Blut. Trinkt eine ca. 55 Kilogramm schwere Frau ein kleines Glas Wein (0,125 Liter) mit 10 Volumenprozent, hat sie nach dem Konsum entsprechend der Widmark-Formel eine Blutalkoholkonzentration von ca. 0,30 Promille. Nach ungefähr zwei bis drei Stunden ist der Alkohol wieder abgebaut.

Da Alkohol jedoch nicht in der vollständigen Menge aufgenommen wird, ist es notwendig, ein paar Prozentpunkte von der errechneten Blutalkoholkonzentration abzuziehen. Online gibt es zahlreiche Rechner, die die Alkoholkonzentration im Blut mit weiteren Werten wie Körpergröße und dem Zeitpunkt, wann das Getränk konsumiert wurde, ermitteln und ebenso, wie schnell sich der Alkohol schließlich abbaut. Um kein Risiko einzugehen, solltest du auf die ermittelte Zeit am besten eine halbe Stunde bis Stunde mehr rechnen.

Wie viel Alkohol nimmt mein Kind in der Stillzeit über die Muttermilch auf?

In der Stillzeit ist die mütterliche Resorptionsrate geringer. Das heißt, dass nur eine geringe Dosis der Alkoholkonzentration im Blut der Mutter beim Säugling über das Stillen ankommt. Wird ein Baby 30 bis 60 Minuten nach Alkoholaufnahme gestillt – wenn also die höchste Konzentration im Blut erreicht ist – entspricht die Dosis, die das Kind über die Muttermilch aufnimmt, ca. ein Prozent der Dosis der Mutter. Bei niedrigem oder moderatem Konsum von Alkohol in der Stillzeit besteht demnach ein eher geringes Risiko für Babys. Da es dazu jedoch nur wenige Studien gibt und kaum welche, die zeigen, welche Auswirkungen Alkoholkonsum in der Stillzeit auf das Baby langfristig haben kann, solltest du vorsichtig sein und die Finger vom Alkohol lassen, wenn du dein Baby unmittelbar danach stillen möchtest bzw. musst.

Wie wirkt sich Alkohol auf das Stillen aus?

Auch, wenn bei geringem Alkoholkonsum vermutlich keine Gefahr für den Säugling besteht, so hat Alkohol ebenfalls Einfluss auf den Stillprozess. Anders, als früher vermutet, regt Alkohol die Milchbildung nicht an. Im Gegenteil: Alkohol kann die Milchmenge in den ersten vier Stunden nach Konsum sogar reduzieren. Zudem verändert Alkohol den Geruch der Muttermilch. Eine Stunde nach Genuss eines alkoholischen Getränks, wie beispielsweise eines Biers, ist die Geruchintensität dabei am höchsten.

Auch die Stillhormone werden durch Alkoholkonsum beeinflusst. So konnten Wissenschaftler:innen feststellen, dass sich der Prolaktinspiegel unmittelbar nach dem Genuss von Alkohol und dem Abpumpen der Muttermilch erhöht und der Oxytocinspiegel sinkt, was einen verzögerten Milchspendereflex zur Folge hat.

Fazit: Alkohol in der Stillzeit – ja oder nein?

Die bisherige Studienlage zeigt, dass der gelegentliche Genuss alkoholischer Getränke wie Bier, Wein oder Sekt in ihrer üblichen Trinkmenge (oder weniger) kein Risiko für das Baby beim Stillen darstellen sollte. Um auf Nummer sicher zu gehen, solltest du allerdings eine Stillpause von mindestens zwei, besser noch drei Stunden einhalten. Und genau hier kann es kniffelig werden, denn viele Babys ändern aufgrund von Entwicklungsschüben ihren Trinkrhythmus und es kann sein, dass dein Schatz schon nach einer Stunde die nächste Milchmahlzeit verlangt. Für so einen Fall ist abgepumpte Muttermilch aus dem Kühlschrank praktisch, die du deinem Schatz mit dem Fläschchen geben kannst. Sollte es doch einmal nicht planbar gewesen sein, musst du dein Kind wegen des einmaligen und geringfügigen Genusses von Alkohol in der Stillzeit nicht abstillen.

Auf größere Mengen Alkohol sowie Spirituosen solltest du in der Stillzeit auf jeden Fall verzichten, um deinem Baby nicht zu schaden.

Quellen

Kohlhuber, M., Roscher, E., Kopp, E., Ehlers, A., Weißenborn, A., Rubin, D., & Fromme, H. (2012). Alkohol in der Stillzeit: eine Risikobewertung unter Berücksichtigung der Stillförderung. U. Schwegler (Ed.). BfR.
gesundheitsinformationen.de: Wie wirkt Alkohol – und wie schnell wird er abgebaut?
Europäisches Institut für Stillen und Laktation: Alkohol und Stillen: eine Zusammenfassung des Kenntnisstandes

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Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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