Die Brust spannt, das Stillen schmerzt und du fühlst auf einmal eine ungewohnte Verhärtung: So macht sich meist ein Milchstau bemerkbar. Jetzt ist es wichtig, den Stau schnell zu lösen, um eine schlimmere Entzündung zu verhindern. Was du tun musst, um einen Milchstau zu lösen und wie es überhaupt dazu kommt, das erfährst du hier.

Milchstau: Was ist das genau?

In der stillenden Brust befinden sich zahlreiche Milchbildungszellen – auch Milchbläschen oder Alveolen genannt – in denen die Muttermilch gebildet und auch gespeichert wird. Sie sehen ein bisschen wie Weintrauben aus und befinden sich im Drüsengewebe der Brust. Sobald das Baby saugt, werden diese Zellen zusammengepresst und schießen die Muttermilch schließlich über die ca. 4 bis 18 Milchgänge der Brust in Richtung Brustwarze – direkt in Babys Mund. Das passiert, da das Baby durch das Nuckeln das Hormon Oxytozin freisetzt und somit den Milchspendereflex auslöst. Der Milchspendereflex wird immer an beiden Brüsten gleichzeitig augelöst.

Bei einem Milchstau verbleibt Muttermilch in den Alveolen.  Sie kann nicht abfließen, da sie durch ein Hindernis gestaut wird. Das kann z.B. ein kleines Häutchen sein, das den Milchgang verschließt. Oder aber ein Fettpfropf, der durch verklumpte Fettglobuli – die in der Muttermilch natürlicherweise enthalten sind – gebildet wird.

Ein Hindernis staut die Muttermilch und verstopft so den Milchgang. © maniki – stock.adobe.com

Welche Ursachen führen zu einem Milchstau?

Jede stillende Frau kann einen Milchstau bekommen – und das über die ganze Dauer der Stillzeit. Folgende Ursachen können dabei zu einem Milchstau führen:

  • Der Milchspendereflex ist gestört, z.B. aufgrund von Stress
  • Die Brust wird nicht ausreichend geleert, z.B. weil das Kind nicht richtig angelegt ist, das Baby falsch saugt oder die Brust zu selten entleert wird
  • Der Milchfluss wird blockiert, z.B. durch einen zu eng sitzenden BH
  • In seltenen Fällen führt eine übermäßige Milchproduktion zu einem Milchstau
  • Ein Ungleichgewicht der gesunden bakteriellen Flora, die sich in den Milchgängen befindet

Auch nach dem Abstillen kann es zu einem Milchstau kommen, wenn die Brust nicht mehr entleert wird.

Symptome eines Milchstaus

Es ist wichtig, dass du die Symptome eines Milchstaus schnell erkennst und darauf reagierst. An diesen Symptomen erkennst du einen Milchstau:

  • Die Brust spannt und schmerzt
  • Du spürst eine verhärtete Stelle in der Brust, die sich wie ein Knoten anfühlt
  • Deine Körpertemperatur könnte sich erhöhen, steigt aber nicht über 38,4 °C
  • Die betroffene Stelle ist evtl. gerötet und warm (das könnte allerdings schon den Anfang einer Brustentzündung bedeuten)
  • Meist ist nur eine Brust vom Milchstau betroffen

Bei einem Milchstau beschränken sich die Beschwerden auf die Brust. Kommen Unwohlsein und Fieber dazu und ist die Brust warm und stark gerötet, hat sich der Milchstau zu einer Brustentzündung, einer sogenannten Mastitis, entwickelt und muss ärztlich behandelt werden!

So kannst du den Milchstau lösen

Bevor es so weit kommt, ist es wichtig, den Milchstau schnell zu lösen. So kann es funktionieren:

Stille dein Baby weiter

Dein Schatz kann den „verstopften“ Bereich der Brust lösen, indem er die Brust möglichst vollständig entleert. Lege dein Baby also häufig und nach Bedarf an der betroffenen Brust an.

Baby richtig anlegen

Achte darauf, dass dein Baby richtig saugt. Das tut es, wenn sein Mund deine komplette Brustwarze und einen Teil des Brustwarzenhofs umschließt. Die Nase liegt dicht an der Brust, beide Lippen sind nach außen gestülpt. Ziehe die Lippen deines Würmchens vorsichtig nach außen, wenn sie in seinem Mund sein sollten. Damit dein Baby richtig saugt, kannst du selbst mit der Hand etwas nachhelfen. Forme die Brust passend für den Babymund. Wende dazu am besten den sogenannten C-Griff an: Umschließe den Brustwarzenhof mit deiner Hand, der Daumen liegt oben und die anderen Finger unten. So kannst du deinem Schatz die Brust anbieten.

Babys Kinn zeigt zum Milchstau

Die Stelle an der Brust, an dem dein Baby sein Kinn hat, wird üblicherweise am besten entleert. Positioniere dein Baby also so, dass sein Kinn in Richtung deines Milchstaus zeigt. Je nachdem, wo sich der Milchstau befindet, kann das auch ein paar ungewöhnliche Stillpositionen wie etwa den Vierfüßlerstand bedeuten: So kannst du z.B. einen Milchstau lösen, der sich oberhalb der Brustwarze befindet.

Verhärtete Stelle in der Brust massieren

Massiere die verhärtete Stelle während des Stillens in Richtung Brustwarze. So kannst du zusätzlich unterstützen, dass sich der Milchgang öffnet.

Milch ausstreichen

Nach dem Stillen und massieren kannst du deine Brust zusätzlich entleeren, indem du sie etwas ausstreichst. Wende dazu am besten den C-Griff an und streiche die Brust sanft Richtung Brustwarze aus.

Muttermilch abpumpen

Du kannst den Milchstau auch durch Abpumpen der Muttermilch lösen, wenn dir das Andocken deines Babys zu viele Schmerzen bereiten sollte. Dafür kannst du entweder eine Handpumpe oder eine elektrische Milchpumpe verwenden. Massiere während des Pumpens von der verhärteten Stelle aus in Richtung Brustwarze, um das Auflösen des Milchstaus zu unterstützen.

ACHTUNG: Sollten alle Maßnahmen nicht innerhalb von spätestens zwei Tagen zu einer Verbesserung führen oder sich innerhalb eines Tages sogar verschlimmern, kontaktiere umgehend deine Hebamme, Stillberaterin oder deinen Frauenarzt bzw. deine Frauenärztin!

Schmerzen bei einem Milchstau lindern

Um einen Fettpfropf zu entfernen, der die Milchgänge verstopft und um das Ausstreichen zu erleichtern, kannst du die betroffene Brust unter der warmen Dusche sanft massieren. Die Wärme lässt die Muttermilch besser fließen.

Zwischen den Stillmahlzeiten schaffen gekühlte, ausgewalzte Weißkohlblätter Linderung. Sie kühlen die wunde Stelle und wirken entzündungshemmend. Nimm zum Auswalzen der Kohlblätter am besten ein Nudelholz zur Hand. Nach dem Stillen, Abpumpen oder Ausstreichen kannst du die kühlen Weißkohlblätter einfach in den BH legen und so lange darin lassen, bis der Kälteeffekt nachlässt. Die Kälte hemmt die Milchbildung und hilft bei Schwellungen.

Alternativ kannst du auch einen Quarkwickel machen. Eine tolle und einfache Anleitung dazu findest du in dem Video von Jana Friedrich:

Der Vorteil von Quarkwickeln: Sie schmiegen sich ideal an deine Brust und kühlen auf diese Weise genau da, wo du es brauchst.

Paracetamol und Ibuprofen sind die Mittel der Wahl, wenn du aufgrund des Milchstaus große Schmerzen haben solltest. Du kannst nach der Einnahme problemlos weiterstillen.

Milchstau vorbeugen: Tipps

Idealerweise kommt es natürlich gar nicht erst zu einem Milchstau und den damit verbundenen Schmerzen. Diese Tipps können helfen einem Milchstau vorzubeugen:

  1. Nach Bedarf stillen: Lege dein Kind häufig an und orientiere dich dabei nicht an einer bestimmen Stundenzahl, die du zwischen den Mahlzeiten einhalten solltest. Gerade am Anfang brauchen du und dein Kind noch Zeit und auch Übung, bevor sich eine richtige Stillbeziehung entwickelt und deine Brust sich an deinen Schatz gewöhnt hat.
  2. Verschiedene Positionen einnehmen: Um einen Milchstau gar nicht erst entstehen zu lassen kann es hilfreich sein, das Baby immer wieder in verschiedenen Positionen anzulegen: Mal liegt es zum Trinken auf deinem Bauch, mal in der klassischen Wiegeposition, oder du hältst es im Football- oder Rückengriff. Nachts kannst du es ganz entspannt im Liegen stillen. So massiert dein Baby unterschiedliche Stellen der Brust und die Muttermilch kann sich nicht so schnell stauen.
  3. Baby richtig anlegen: Auch zur Vorbeugung ist es wichtig, dass du dein Baby richtig anlegst. Umschließt der Mund deines Babys die komplette Brustwarze und einen Teil des Brustwarzenhofs, saugt es effektiv und du spürst keine Schmerzen. Das ist ganz wichtig! Gerade am Anfang kann das ungewohnte Saugen zwar zu wunden Brustwarzen führen, aber wirklich wehtun sollte das Stillen nicht. Ist das bei dir der Fall, solltest du deine Hebamme oder Stillberaterin kontaktieren.

Meinen ersten und einzigen Milchstau hatte ich, als mein zweites Söhnchen ungefähr 8 Monate alt war. Autsch, war das unangenehm! Ich habe mein Würmchen dann besonders oft an der betroffenen Brust angelegt (mit einem stechenden Schmerz zu Beginn) und habe die andere Seite etwas ausgestrichen, damit es nicht zu sehr spannt. So hat sich der Milchstau zum Glück ohne weitere Komplikationen gelöst. Und wie sieht es bei dir aus? Was hat dir besonders gut bei einem Milchstau geholfen? Verrate es uns gerne in den Kommentaren!

Quellen

NetDoktor.de: Milchstau
Patienteninformation.de:  Milchstau – wenn sich die Brust beim Stillen entzündet
Hertel, E., Renning, A., Schilling, D., & Brendel-Walter, K. (2020):  Pädiatrisch gut beraten. consilium Hebamme.
Still-Lexikon.de: Hintergrundwissen zum Milchspendereflex und Fettgehalt der Muttermilch

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Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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