Stillen gibt deinem Baby genau die Nährstoffe, die es benötigt. Es ist ein Prozess, der von der Natur vorgesehen ist, weshalb das Zusammenspiel zwischen Baby und Brust wunderbar funktioniert – so die Theorie. Tatsächlich kann das Stillen allerdings eine echte Herausforderung sein, obwohl man es sich so leicht vorgestellt hat: Dein Säugling hat Schwierigkeiten, anzudocken, du hast zu viel oder zu wenig Milch oder dein Baby will nach einigen Monaten erfolgreicher Stillbeziehung plötzlich dauernuckeln, was gerade nachts eine große Belastung sein kann. Wenn du über das Abstillen nachdenkst, findest du hier Tipps, wie es tagsüber aber auch nachts möglichst stressfrei funktioniert.

Abstillen: Nicht zu voreilig das Handtuch werfen!

Wir möchten dir vorab ans Herz legen, erst über das Abstillen nachzudenken, nachdem du dein Baby bereits einige Monate bzw. mindestens ein halbes Jahr lang gestillt hast, wie es auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt. Mit deiner Muttermilch kannst du deinem Schatz so den besten Start ins Leben geben.

Wenn das Stillen allerdings aufgrund von Krankheit oder anderweitigen Umständen nicht klappt, musst du kein schlechtes Gewissen haben. Säuglingsnahrung ist ein guter Muttermilchersatz und das Geben der Flasche ein ebenbürtiger Liebesbeweis.

Es gibt jedoch eine Vielzahl an Stillschwierigkeiten, die sich auftun können und bei denen du nicht vorschnell das Handtuch werfen und ans Abstillen denken solltest.

Probleme, die Mütter beim Stillen erfahren

  • wunde Brustwarzen und Schmerzen
  • Milchstau
  • Mastitis (Brustentzündung)

Schmerzende, wunde Brustwarzen können für viele Mütter ein Grund zum Abstillen sein, ebenso wie ein schmerzhafter Milchstau oder eine Mastitis, die ärztlich behandelt werden muss. Ein Milchstau, der sich durch Knoten, Rötungen oder Schwellungen in der Brust zeigt und oftmals von einer erhöhten Körpertemperatur begleitet wird, kann sich zu einer Brustentzündung entwickeln, wenn er nicht beseitigt wird.

Um das zu vermeiden, ist es wichtig, auf die richtige Anlegetechnik und eine gute Hygiene zu achten. Außerdem ist es am besten, nach Bedarf zu stillen.

Stellst du einen Milchstau bei dir fest, solltest du dein Baby so anlegen, dass es beim Trinken den Knoten löst. Möchte es nicht gestillt werden, solltest du deine Brust ausstreichen oder abpumpen. Kühle deine Brust danach mit einer Quarkpackung oder gekühlten Weißkohlblättern.

Hat sich dein Milchstau zu einer Brustentzündung entwickelt, kann eine antibiotische Behandlung nötig sein – die Notwendigkeit zum Abstillen besteht allerdings nicht.

Stillschwierigkeiten des Kindes

  • Probleme beim Saugverhalten
  • Anatomische Ursachen, die eine ärztliche Behandlung bedürfen
  • Brustverweigerung

Probleme beim Saugverhalten können unmittelbar zu Beschwerden der Mutter führen. Saugt das Kind nicht richtig, bzw. umschließt sein Mund die Brustwarze nicht vollständig, kann das zu wunden Brustwarzen und Schmerzen führen.

Liegen anatomische Ursachen für Stillschwierigkeiten vor – wie beispielsweise Veränderungen der Zungenmuskulatur oder eine Lippenspalte – solltest du ärztlichen Rat aufsuchen. Durch eine intensive Stillberatung kann es dennoch möglich sein, eine gute Stillbeziehung aufzubauen.

Die Brustverweigerung kann gerade im ersten Lebensmonat des Babys viele Ursachen haben. Dazu zählen:

  • Die frühe Trennung von Mutter und Kind bei Geburt
  • Medikamentengaben während der Geburt
  • Eine falsche Anlegetechnik
  • Eine ungünstige Stillhaltung
  • Ein verzögerter oder sehr starker Milchspendereflex
  • Saugverwirrung durch künstliche Sauger
  • Infektionen

Nach dem ersten Lebensmonat können Entwicklungsschübe, Stress, Krankheiten sowie das Zahnen unter anderem Grund für Stillschwierigkeiten und die Brustverweigerung sein.

Ein Baby schreit und verweigert die Brust.
Die Brustverweigerung ist ein emotionaler Kraftakt, aber kein Grund zum Abstillen. © Alina -stock.adobe.com

Auch, wenn das Anschreien und Verweigern der Brust eine emotionale Herausforderung sind, solltest du bei deinem sehr jungen Baby geduldig an eurer Stillbeziehung festhalten. Denn es ist äußerst selten, dass sich Babys im ersten Lebenshalbjahr selbst abstillen möchten.

Wenn dein Schatz zwischen drei und acht Monaten alt ist, kann es zudem zu einem sogenannten Stillstreik kommen. Dieser tritt im Gegensatz zur Brustverweigerung sehr plötzlich auf und kann zwischen zwei und vier Tagen dauern. Bei einem Stillstreik scheint das Baby gegen deine Brust anzukämpfen, tritt und schreit dabei. Doch auch dieser geht wieder vorbei und die Stillbeziehung kann fortgeführt werden.

Tipps zum Abstillen: Tagsüber & nachts

Wenn es nicht vom Baby ausgeht, ist für viele Mütter irgendwann der Punkt erreicht, an dem sie nicht mehr stillen möchten. Sei es aufgrund der beruflichen Situation oder schlaflosen Nächten durch ein dauernuckelndes Baby. Wie schön es doch wäre, wenn zumindest der oder die Partner:in das Füttern übernehmen könnte!

Diese Tipps helfen dir dabei, dein Baby tagsüber und/oder nachts sanft abzustillen.

Sanftes Abstillen

Grundsätzlich sollte das Abstillen – nach Möglichkeit – ein langsamer Prozess sein. Denn es hilft weder deinem Baby noch dir, wenn du von einem Tag auf den nächsten nicht mehr stillen möchtest. Ein guter Zeitpunkt ist die Beikosteinführung ab dem sechsten Lebensmonat: Die Beikost ersetzt Schritt für Schritt die Milchmahlzeiten, wodurch du die Stillmahlzeiten reduzieren kannst. Beachte dabei, dass die festen Mahlzeiten die Milch zunächst lediglich ergänzen sollen. Wenn du also dein Baby nicht mehr stillen möchtest, bis es satt ist, solltest du ihm ersatzweise Säuglingsnahrung in der Flasche geben.

Jetzt die Top-Produkte zu Babynahrung bei SANICARE entdecken!

Wenn du dein Baby vor dem sechsten Lebensmonat abstillen möchtest, kannst du die Stillmahlzeiten schrittweise durch Flaschennahrung ersetzen. Beginne am besten mit der Mahlzeit am Mittag oder Nachmittag. Nach einigen Tagen hat sich dein Körper an den neuen Stillrhythmus gewöhnt und du kannst die nächste Stillmahlzeit ersetzen.

Abstill-Tipp: Pfefferminz- oder Salbeitee trinken

Durch das Trinken von Salbei- oder Pfefferminztee kannst du die Milchmenge reduzieren. Besonders Salbei soll dabei die Ausschüttung des Hormons Prolaktin hemmen, das die Milchbildung unterstützt. Hole dir dafür am besten einen Bio-Tee aus der Apotheke und trinke täglich zwei bis drei Tassen.

Brust nicht vollständig entleeren

Trinkt dein Baby an der Brust, regt es damit gleichzeitig die Milchbildung an. Wenn du abstillen möchtest, solltest du darauf achten, die Brust nicht vollständig zu entleeren. Setze nach und nach die Stillmahlzeiten aus. Wenn deine Brust spannt, streiche die Milch nur so weit aus, bis der Überdruck bzw. das Spannungsgefühl nachlässt. Nach einer Weile stellt sich die Brust auf die geringere Nachfrage ein und produziert weniger Milch.

Tipp zum Abstillen: Dem/der Partner:in das Füttern überlassen

Abstillen bedeutet eine große emotionale Herausforderung. Denn Stillen ist nicht nur reine Nahrungsgabe, es ist ebenso ein Kuschelmoment für Mutter und Kind. Viele Baby protestieren daher verständlicherweise, wenn sie anstatt Mamas Brust nun an einem Silikonsauger nuckeln sollen. Und auch Müttern kann der Abschied vom Stillen schwerfallen. Es kann helfen, wenn dein/deine Partner:in das Füttern mit der Flasche übernimmt. Dem Baby fällt die Umstellung so leichter und deine bessere Hälfte kann eine intensivere Bindung zu eurem Kind aufbauen.

Auf diese Tipps zum Abstillen solltest du verzichten

Es gibt zahlreiche Empfehlungen, die zum Thema Abstillen nach wie vor kursieren, heute allerdings keine Gültigkeit mehr haben. Dazu gehören

  • das Tragen von engen BHs, um die Milchmenge zu reduzieren,
  • die Brust hochbinden,
  • das Einnehmen von Medikamenten wie Bromocriptin.

Zu enge BHs oder das Hochbinden der Brust ist nicht nur unbequem, sondern kann ebenfalls einen Milchstau provozieren. Auf Medikamente solltest du weitestgehend verzichten und nur einnehmen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, da sie unangenehme bis schlimme Nebenwirkungen verursachen können. Dein Arzt bzw. deine Ärztin sollte dich dazu umfassend beraten.

Abstillen: So lange kann es dauern

Wählst du den sanften Weg, kann bzw. sollte das Abstillen ein paar Monate dauern. Dein Körper und dein Baby können sich so optimal auf die veränderten Umstände einstellen. Hast du die letzte Stillmahlzeit durch Beikost oder Flaschennahrung ersetzt, ist deine Brust nach ca. einem Monat milchfrei und das Abstillen ist vollendet.

Schnell abstillen ohne Milchstau

Aus gesundheitlichen Gründen kann ein plötzliches Abstillen notwendig sein. Dazu gehören anstehende Operationen oder die Einnahme von starken Medikamenten.

Idealerweise nimmt dein Baby die Flasche problemlos an und kann mit Säuglingsnahrung gefüttert werden. Nimm hierfür auch am besten den Abstill-Tipp wahr, deinem/deiner Partner:in die Fütterung zu überlassen. Um einen Milchstau oder eine Brustentzündung zu verhindern, solltest du etwas Milch abpumpen oder mit der Hand ausstreichen – allerdings nur so viel, bis deine Beschwerden etwas gelindert sind, um die Milchbildung nicht anzuregen. Entleere die Brust anfangs ungefähr so oft, wie du dein Baby angelegt hast. Kühle deine Brust, um die Durchblutung zu vermindern und Spannungsgefühle zu lindern. Ibuprofen oder Paracetamol können zusätzlich gegen Schmerzen helfen. Lass dich dazu von deinem Arzt bzw. deiner Ärztin beraten.

Vergiss nicht, dass Stillen mehr ist als Nahrung. Kuschle mit deinem Baby und schenke ihm viel Nähe und Zuwendung, die es in dieser neuen Zeit braucht.

Quellen

Hertel, E. (2008) Stillprobleme, Muttermilch-Ersatz, Abstillen. In: Kompendium der Geburtshilfe für Hebammen. Springer, Vienna.
WHO: Breastfeeding: Recommendations
Still-Lexikon: Der Abstillprozess

Markiert in:

, , ,

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

Alle Artikel ansehen