PEKiP, Babyschwimmen, Krabbelgruppe – es gibt einige Babykurse, in denen nicht nur Eltern neue Bekanntschaften machen, sondern auch Babys erste soziale Kontakte knüpfen. Doch brauchen so junge Kinder überhaupt schon gleichaltrige Freunde? Alles über die Sozialentwicklung von Kindern und ob ein Baby oder Kleinkind abgesehen von dem familiären Umfeld soziale Kontakte braucht, erfährst du hier.

Die Sozialentwicklung von Kindern

Von Geburt an verfügen wir über Sozialkompetenzen. Bereits Säuglinge zeigen ein Sozialverhalten, indem sie sich bedingungslos an ihre Bezugsperson binden und mit ca. vier bis sechs Wochen durch Lächeln Kontakt aufnehmen. Wie groß diese Bindungsbereitschaft ist, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Manche Babys akzeptieren andere Verwandte wie Großeltern oder Geschwister aber auch Erzieher schnell, wohingegen andere am liebsten nur bei ihren Eltern bzw. festen Bezugspersonen sind.

Neugeborene Babys lernen nach und nach ihren Körper besser kennen und es entwickelt sich das „Ich“. Das beginnt bereits in den ersten Monaten, in denen das Baby feststellt, dass sein Handeln mit einer Wirkung einhergeht. Stößt ein Baby im Alter von drei Monaten beispielsweise ein Mobile an, stellt es fest, dass es sich dadurch bewegt.

Im gesamten ersten Lebensjahr steigert sich die Selbstwahrnehmung von Babys. Sehen sie ihr eigenes Spiegelbild, möchten sie es mit allen Sinnen erforschen. Dass sie sich selbst im Spiegel sehen, ist ihnen noch nicht bewusst. Auch zu Beginn des zweiten Lebensjahres wird das eigene Spiegelbild noch als fremdes Kind wahrgenommen, zu dem sie Kontakt aufnehmen möchten. Sie möchten es berühren und bringen ihm Spielsachen. Ungefähr im Alter von 15 bis 22 Monaten ist die Selbstwahrnehmung so weit fortgeschritten, dass Kinder sich selbst als eigenständige Person wahrnehmen und feststellen, dass sie sich selbst im Spiegel sehen.

Der „Rouge-Test“ kann aufzeigen, ob ein Kind sich selbst im Spiegel sieht: Dafür zeichnet man dem Baby mit Rouge heimlich einen Punkt auf die Stirn. Sieht es diesen im Spiegelbild und greift sich anschließend an die eigene Stirn, hat es sich im Spiegel erkannt. Die meisten Kinder greifen durchschnittlich mit etwa 18 Monaten nach dem Fleck auf ihrem Körper. Mit knapp zwei Jahren bezeichnen die meisten Kinder ihr Spiegelbild mit ihrem Namen.

Interaktion von Baby und Kleinkind mit sozialen Kontakten im gleichen Alter

Wie die Sozialentwicklung von Kindern zeigt, haben Babys durchaus schon Interesse an Gleichaltrigen. Babys im ersten Lebensjahr verhalten sich gleichaltrigen und älteren Kinder gegenüber anders als materiellen Dingen. Sie lächeln sie an und möchten sich annähern. Gegen Ende des ersten Lebensjahres spielen sie erste einfache Spiele mit Gleichaltrigen und rollen z.B. einen Ball hin- und her. Deutlich wird das auch durch das Verhalten, dass sie zeigen, wenn sie ihr Spiegelbild sehen, sich allerdings noch nicht selbst wahrnehmen. Dann möchten sie mit dem „fremden“ Kind im Spiegel interagieren und mit ihm spielen.

Auch in Kindertagesstätten und auf dem Spielplatz kann man beobachten, wie interessiert bereits Kinder unter zwei Jahren an Gleichaltrigen oder älteren Kindern sind und wie schon ein Baby soziale Kontakte sucht. Zwar bleiben die Eltern bzw. Bezugspersonen der „sichere Hafen“, doch sie versuchen bei vielen Gelegenheiten mit Kindern in Kontakt zu treten. Der Austausch findet hier meist nur zwischen zwei Kindern statt. Dabei ahmen sie ihr Verhalten und ihre Spielweisen nach, wodurch sie sich gegenseitig Verbundenheit und Gleichartigkeit vermitteln. Kinder spielen in der zweiten Hälfte des zweiten Lebensjahres meist parallel – es findet kein direkter Austausch mit dem Gegenüber statt. Gruppenspiele übersteigen noch die sozialen und kognitiven Fähigkeiten von sehr jungen Kindern.

Besondere Erfahrungen und Lernerfolge durch Interaktion mit Gleichaltrigen

Interaktionen mit Gleichaltrigen fordern Babys und Kleinkinder auf eine andere Art und Weise heraus als der Umgang mit Erwachsenen. Erziehungswissenschaftler sprechen von einem symmetrischen Austausch unter Kleinkindern. Sie befinden sich auf einer Wellenlänge, handeln ähnlich und amüsieren sich durch quietschende Laute und schnelle Gestiken. Wissensstand, Handlungsmöglichkeiten und Machtverhältnisse sind gleichwertig, wohingegen Erwachsene ihnen stets überlegen sind. Um soziale Kontakte zu knüpfen, muss sich ein Baby Erwachsenen gegenüber anders verhalten als Gleichaltrigen. Während Erwachsene versuchen, ein Missverständnis zu klären und das Kindesverhalten richtig zu deuten, müssen Kleinkinder bei Gleichaltrigen schon kreativer werden, wenn ihr Gegenüber ihrer Spielaufforderung nicht nachkommt.

Neben kreativen Spielen, bei denen schon junge Kinder das Teilen oder Abwechseln lernen, sich gegenseitig beobachten und sich fantasievolle Geschichten ausdenken, lernen Babys und Kleinkinder durch soziale Kontakte

  • wie die Kontaktaufnahme mit einem gleichaltrigen Kind am besten erfolgt,
  • mit ersten Konflikten, Rangeleien und Aggressionen umzugehen und dafür Lösungen zu finden,
  • anderen Kindern zu helfen und sie zu trösten.

Fazit: Braucht ein Baby oder Kleinkind soziale Kontakte?

Gegen Ende des ersten Lebensjahres beginnt ein Baby erstmals mit einem gleichaltrigen Kind zu spielen. Vermutlich sind regelmäßige Kontakte im gesamten ersten Lebensjahr daher keine Notwendigkeit. Im zweiten Lebensjahr entwickelt sich die Selbstwahrnehmung rasant und sehr junge Kinder zeigen großes Interesse an anderen Kleinkindern. Der regelmäßige Kontakt kann daher viele Lernerfahrungen schaffen, die die sozialen Kompetenzen des Kindes fördern und erweitern. Verbringen Kleinkinder regelmäßig Zeit miteinander, können also bereits soziale Beziehungen und im weiteren Verlauf durchaus erste Freundschaften entstehen.

Quellen

Benz, C., & Jenni, O. (2015). Kindliches Sozialverhalten–Entwicklungsaufgaben und Krisen in den ersten Lebensjahren. Pädiatrie up2date, 10(04), 295-318.
Familienhandbuch.de: Soziale Kontakte und Beziehungen zwischen Kleinkindern

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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