Fast jedes zweite Baby trägt ihn: einen Storchenbiss. Der rote Fleck sitzt meist im Nacken oder im Gesicht von Neugeborenen, häufig auch auf dem Augenlid oder der Stirn. Wie es zu einem Storchenbiss auf dem Babykopf kommt und ob er behandelt werden muss, erfährst du hier.

Storchenbiss beim Baby: Ein besonderes Feuermal

Der Storchenbiss ist eine gutartige Hautveränderung und eine Sonderform des Feuermals, im medizinischen Bereich besser als Naevus flammeus bekannt. Dabei handelt es sich um eine kapilläre Malformation, also eine kleine Fehlbildung bzw. Entwicklungsverzögerung von oberflächlichen Blutgefäßen, die vollkommen harmlos ist.

Im Gegensatz zum Feuermal, das aufgrund seiner dunkelroten Färbung auch als Portweinfleck bezeichnet wird, nimmt ein Storchenbiss nicht an Größe zu und lässt sich auch nicht ertasten. Die Farbe des Storchenbisses ist meist heller als bei einem Feuermal und er hat oft eine asymmetrische Form. Ein Storchenbiss auf dem Hinterkopf eines Babys wird auch als Unna (Politzer) Nackennaevus, Unna-Fleck oder Nävus Unna bezeichnet – benannt nach dem Hautarzt Paul Gerson Unna, der den Hautfleck Ende des 19. Jahrhunderts erstmals beschrieb.

Storchenbiss üblicherweise auf Babys Kopf und Gesicht

Storchenbisse zeigen sich auf dem Babykopf und im Gesicht und sind dabei ca. fünf Millimeter bis zu zehn Zentimeter groß. Die wohl häufigste Stelle ist dabei im Nacken von Säuglingen. Daher rührt auch der niedliche Begriff „Storchenbiss“ für den zartroten Hautfleck: Im Volksmund packt der Storch die Babys im Nacken und bringt sie zu den Familien.

Weitere typische Stellen für einen Storchenbiss beim Baby sind unter anderem Augenbraue, Augenlider, Stirn und Nasenwurzel. An diesen Stellen wird der Fleck liebevoll als Engelskuss bezeichnet und erhält damit eine schöne, spirituelle Bedeutung.

Ursache für einen Storchenbiss beim Baby

Wie angenehm es für uns Mamas doch wäre, wenn wirklich ein Klapperstorch die kleinen Schätze bringen würde, nicht wahr? Mit einem Gewicht von 2,5 bis 4,5 Kilogramm hätte ein typischer Weißstorch allerdings massive Schwierigkeiten, ein etwa 3,5 Kilogramm schweres Baby (wenn reifgeboren) durch die Luft zu transportieren…

Die Ursache für das besondere Feuermal ist natürlich eine ganz andere. Die Blutgefäße direkt unter der Haut (Kapillaren) schimmern so stark durch, da sich bei einem Storchenbiss noch nicht genügend Nervenfasern entwickelt haben, die den Gefäßdurchmesser regulieren und sie daher vergrößert sind. Die Entwicklung ist über die Geburt hinaus verzögert.  Wieso das bei so vielen Babys der Fall ist, ist allerdings noch nicht eindeutig geklärt. Die Genetik und auch äußere Faktoren während der Schwangerschaft haben mit der Entstehung eines Storchenbisses auf dem Babykopf aller Wahrscheinlichkeit nach wenig zu tun.

Die Farbe eines Storchenbisses variiert zwischen einem zarten Rosa über Rotweinfarben bis hin zu einem Blaurotton – je nachdem, wie tief die erweiterten Blutgefäße liegen und wie groß ihr Durchmesser ist.

Verschwindet ein Storchenbiss beim Baby wieder?

Wurde dein Baby von einem Engel geküsst und zeigt damit einen zartroten Fleck auf der Stirn oder dem Augenlid, wirst du vermutlich innerhalb der ersten Lebensjahre deines Babys feststellen, wie der Fleck nach und nach verblasst und womöglich ganz verschwindet. Bei einem Storchenbiss im Nacken sieht es anders aus: Er kann das ganze Leben lang bestehen bleiben. Vermutlich ist er dann jedoch unter der Haarpracht deines Schatzes versteckt und fällt so gut wie gar nicht mehr auf.

Muss ein Storchenbiss auf dem Babykopf behandelt werden?

Nein, für einen Storchenbiss im Nacken oder einen Engelskuss auf Stirn oder Augenlid bedarf es in der Regel keiner Behandlung. Er bereitet deinem Schatz keine Schmerzen, steht mit keinen Fehlbildungen in Zusammenhang und passt sich nach einiger Zeit dem umliegenden Hautton an.

Klar zu unterscheiden ist der Storchenbiss von einem infantilen Hämangiom, also einem Blutschwämmchen. Im Gegensatz zu einem Blutschwamm sind Storchenbisse auf dem Kopf des Babys keine Wucherungen: Die Blutgefäße sind zwar etwas erweitert, jedoch nicht fühlbar und wachsen auch nicht.

Um Fehlbildungen und ernsthafte Erkrankungen auszuschließen, die in manchen (seltenen) Fällen bei einem Feuermal oder auch bei einem Blutschwämmchen auftreten können, ist die richtige Diagnose des Storchenbisses oder Engelskusses wichtig. Dazu drückt der Arzt / die Ärztin beispielsweise mit einem Glasspatel auf die gerötete Stelle. Bei einem Storchenbiss entweicht das Blut für einen Moment und der Fleck scheint kurz zu verschwinden. Ist dein Baby sehr aufgeregt, schreit oder fiebert, ist der Storchenbiss aufgrund der erhöhten Durchblutung intensiver. Auch, wenn der Storchenbiss nach ein paar Jahren komplett verblasst scheint, kann er in so einem Moment – beispielsweise bei einem Wutanfall in der Kleinkind-Autonomiephase – wieder durchschimmern.

Und wenn ein Storchenbiss / Engelskuss im Gesicht bestehen bleibt?

Üblicherweise verblasst ein Storchenbiss im Gesicht so, dass ihn dein Schatz vermutlich nicht als störend empfindet. Ist das nicht der Fall, besteht die Möglichkeit, die erweiterten Blutgefäße eines kleinen Storchenbisses durch einen Laser oder Elektronadeln veröden zu lassen. Handelt es sich jedoch um einen größeren Storchenbiss, ist diese Therapie nicht sehr erfolgreich. Dann kann eine spezielle medizinische Schminke bzw. ein Camouflage-Make-Up den Fleck verdecken.

Wichtiger, als diesen vermeintlichen „Makel“ zu verstecken ist es jedoch deinem Kind zu erklären, dass solche markanten Flecken oder Hautmale zu uns gehören, uns ausmachen und wir sie daher selbstbewusst und ohne Scham tragen sollten.

Den klassischen Storchenbiss kannte ich von meinem ersten Sohn bereits. Er sitzt ihm im Nacken und ist durch seine Wallemähne fast schon in Vergessenheit geraten. Und auch mein Mann trägt seit Geburt das besondere Feuermal auf dem Hinterkopf. Neu war mir allerdings der Lachsfleck im Gesicht: Dort ziert ein Engelskuss das Augenlid meines zweiten Söhnchens. Mein erster Gedanke? Im Mutterleib muss er wohl so gelegen haben, dass ihm etwas aufs Auge gedrückt hat. Ein halbes Jahr später ist der Fleck schon etwas verblasst und fällt mir persönlich kaum noch auf.

Quellen

NetDoktor.de: Storchenbiss
Apotheken-Umschau: Naevus flammeus (Feuermal, Portweinfleck)
Ruhnke, S. (2011). Nävus Unna bei Melanompatienten. Gibt es eine Assoziation? Dissertation an der Medizinischen Fakultät Charité – Universitätsmedizin Berlin. Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie.

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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