Neugeborene Babys müssen sich erstmal an ihr neues Umfeld gewöhnen. Der Tag- und Nachtrhythmus muss sich einstellen sowie neue Schlafgewohnheiten. Für Eltern bedeutet das wenige Stunden Schlaf am Stück in der Nacht oder schlaflose Nächte, wenn der Nachwuchs so gar nicht zur Ruhe kommt. Zurecht fragen sich übermüdete Eltern: Wann schlafen Babys denn eigentlich durch? Warum du den neuen Schlafgewohnheiten deines Babys möglichst entspannt begegnen solltest, was Durchschlafen bei Babys überhaupt bedeutet und wie du für einen geruhsamen Babyschlaf sorgen kannst: Das erfährst du hier.

Wie schlafen Babys?

Gerade der Schlaf von neugeborenen Babys weicht stark von den Schlafzyklen Erwachsener ab. Erwachsene durchleben nachts mehrere Schlafzyklen, die wie folgt aufgebaut sind:

  1. Einschlafen
  2. Leichter Schlaf
  3. Tiefschlaf
  4. REM-Schlaf

Die ersten drei Phasen sind der traumlose Non-REM-Schlaf, auf den stets der REM-Schlaf folgt, auch als „Traumschlaf“ bezeichnet, da wir nur in dieser Zeit lebhaft träumen. Die schnellen Augenbewegungen, die in diesem Schlafstadium typisch sind und auf eine höhere Hirnaktivität hinweisen, sind namensgebend für den „Rapid-Eye-Movement“-Schlaf. Der Schlafzyklus aus allen vier Schlafstadien wiederholt sich bis zu fünf Mal nachts, wobei der Tiefschlaf in den späteren Zyklen abnimmt und der REM-Schlaf zunimmt.

Diese vier Schlafstadien unterscheidet man bei Säuglingen noch nicht, sondern spricht hier von einem aktiven und ruhigen Schlaf. Der aktive Schlaf ist dabei eine unreife Form des REM-Schlafs, der bei Neugeborenen noch ca. 60 % der Schlafenszeit ausmacht und sich bis zum 6. Lebensmonat auf ungefähr 25 % verringert und sich damit dem REM-Schlaf von Erwachsenen annähert. Schlafzyklen dauern oft nur etwa 60 Minuten, wohingegen sie bei Erwachsenen meist bis zu 110 Minuten andauern. Diese Schlafgewohnheit von Babys ist evolutionsbedingt sehr sinnvoll, da die kurzen Zyklen und Ruheschlafphasen das Baby vor dem plötzlichen Kindstod bewahren und es so schnell seinen Bedürfnissen nach Nähe, Schutz und Nahrung nachgehen kann.

Wann Babys durchschlafen: Was heißt durchschlafen bei Säuglingen überhaupt?

Wie viel Schlaf ein Baby tags und nachts benötigt ist – wie bei jedem von uns – unterschiedlich. In den ersten Monaten schlafen Babys sehr viel. 16 bis 18 Stunden dösen sie über den Tag verteilt – genauer gesagt über 24 Stunden. Denn die doch sehr lange Ruhezeit, die Säuglinge benötigen, konzentriert sich nicht unbedingt zum Großteil auf abends und nachts, sondern über 24 Stunden verteilt in Schlafzyklen von zwei bis vier Stunden. Tag- und Nachtschlaf sind dabei bei Neugeborenen noch ungefähr gleich lang.

Ab einem Alter von drei Monaten hat sich das Baby an den neuen Rhythmus außerhalb des Mutterleibs weitestgehend gewöhnt und es könnten sich längere Schlafenszeiten auf nachts verteilen. Mit sechs Monaten können einige Babys die Nacht aufgrund der veränderten Schlafstadien durchschlafen. Beachte dabei jedoch, dass schon eine Schlafdauer von sechs Stunden am Stück bei Babys „Durchschlafen“ bedeutet. Legst du deinen Schatz also abends gegen 19 Uhr oder 20 Uhr schlafen, meldet er sich um 1 Uhr bzw. 2 Uhr nachts wieder oder ist sogar kurz munter.

Die Schlafenszeit von Babys in einer Tabelle

Alter0 bis 3 Monate4 bis 11 Monate1 bis 2 Jahre
Empfohlene Schlafdauer14 bis 17 h12 bis 15 h11 bis 14 h
davon Schlafenszeit am Tagetwa die Hälfte der Zeit3 bis 4 h1 bis 2 h
Quelle: Empfehlungen der National Sleep Foundation

Die Schlafenszeit in der Tabelle ist eine Empfehlung, wie viel dein Schatz insgesamt schlafen sollte. Bei Abweichungen von bis zu zwei Stunden solltest du dir keine Sorgen machen, da jedes Baby ein anderes Schlafbedürfnis hat. Ebenso solltest du dich nicht verunsichern lassen, wenn dein Kind vielleicht mit sechs Monaten längere nächtliche Schlafphasen hatte und mit acht oder neun Monaten wieder vermehrt nachts wach wird. Gerade in diesem Lebensabschnitt nimmt dein Baby sehr viel wahr und macht in seiner motorischen Entwicklung große Sprünge:

  • Es lernt krabbeln oder kann es vielleicht schon und übt allmählich das Aufstehen zur Vorbereitung auf das spätere Laufen.
  • Die Zähnchen machen sich schmerzhaft bemerkbar.
  • Es realisiert, dass du weggehen könntest und könnte stärker fremdeln.

All diese Eindrücke verarbeitet dein Sprössling im Schlaf, was dazu führen kann, dass er häufiger aufwacht.

Wann schlafen Babys durch? Das zeigt eine Statistik

Eine Studie, die in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Pediatrics erschienen ist, zeigt, dass ein großer Prozentsatz an Babys (37,6 %) mit sechs Monaten noch keine sechs Stunden am Stück schläft. Der Anteil der sechsmonatigen Babys, die es nicht schaffen, acht Stunden am Stück in der Nacht zu schlafen, liegt sogar bei 57%. Auch mit einem Jahr schlafen 27,9% der Babys noch keine sechs Stunden „durch“ und 43,4% Prozent der Babys schaffen es noch nicht, acht Stunden ohne Unterbrechung zu schlafen.

Es ist also durchaus üblich, dass ein Baby mit über sechs Monaten noch häufig nachts aufwacht, ohne dass dies auf Schlafprobleme zurückzuführen ist. Gerade gestillte Kinder wachen nachts häufiger auf, da die Muttermilch schnell verdaut ist. Doch auch Flaschenkinder können nachts häufig aufwachen – abstillen ist also keine Garantie für ruhigere Nächte.

Mit Routinen für einen geregelten Babyschlaf sorgen

Du kannst dein Baby durch einen geregelten Tagesablauf dabei unterstützen, bald in den richtigen Tag-Nacht-Rhythmus zu finden. Schlafwissenschaftlern zufolge orientiert sich die innere Uhr von Säuglingen weniger am Tageslicht als an der Tagesstruktur. Routinen und wiederkehrende Rituale können daher ein gesundes Schlafverhalten fördern.

So kannst du dein Baby auf das Einschlafen abends und die Nachtruhe vorbereiten:

  • Beginne bald – mit ca. drei Monaten – mit kleinen Einschlafroutinen. Beobachte, wie die Schlafzyklen deines Kindes sind und wähle abends eine Uhrzeit, die für euch Sinn macht, um den Nachtschlaf einzuläuten.
  • Ist das Kind schon etwas älter und isst bereits Beikost, beginnt mit dem Abendessen das alltägliche Abendritual.
  • Es kann helfen, in den letzten Stunden vor der Zubettgehzeit ruhig zu spielen.
  • Wasche dein Baby bei Bedarf mit einem warmen Waschlappen. Auch ein warmes Bad kann helfen – jedoch solltest du dein Baby nicht täglich baden. Manche Babys entspannt ein Bad außerdem nicht, sondern macht sie munter.
  • Ziehe deinem Schatz den Schlafanzug bzw. Schlafsack an.
  • Sorge im Kinderzimmer bzw. Schlafzimmer für die richtige Schlafumgebung für dein Baby.
  • Lege dein Baby müde ins Bett und dämpfe das Licht.
  • Lies deinem Sprössling eine kurze Geschichte vor oder zeige ihm Bilder in einem Baby-Bilderbuch.
  • Spiele eine wiederkehrende Schlafmelodie oder singe deinem Schatz etwas vor.
  • Gib deinem Baby einen Gute-Nacht-Kuss und bleibe bei ihm, bis es einschläft.
  • Stille deinen Schatz bei Bedarf in den Schlaf oder gib ihm einen Schnuller. (Keine Sorge, er wird an dieser Einschlafhilfe nicht sein Leben lang hängen bleiben.)

Muss mein Baby das Schlafen „lernen“?

Es ist anstrengend, nachts häufig aufzustehen, um ein quengelndes Baby zu beruhigen. Bevor dein Baby auf die Welt kam, hast du bestimmt schon zig Mal von dem Schlafentzug gehört, doch auf die Realität kann dich niemand wirklich vorbereiten. Es ist schlichtweg eine ganz neue Situation und Umstellung für die ganze Familie. Daher ist es zermürbender, sich nach einem Schlafrhythmus zu sehnen, wie du ihn vor der Geburt hattest, als wenn du einfach versuchst, dich der neuen Situation hinzugeben und zu akzeptieren, dass Babys nun einmal häufig aufwachen – manche häufiger als andere – und Nahrung und Nähe verlangen in einer Welt, die ihnen noch so fremd ist und du und dein/e Partner:in ihr einzig sicherer Hafen seid.

Es ist offensichtlich, dass dein Baby bereits schlafen kann und es das Schlafen bzw. Durchschlafen NICHT lernen muss. Es muss sich lediglich an die neuen Abläufe gewöhnen und Schlafphasen entwickeln, die unseren ähneln. Sogenannte „Schlaftrainings“ führen zu weitaus mehr Stress bei deinem Säugling und dir, als dass sie wirklich helfen, ein gesundes Schlafverhalten zu etablieren. Gerade junge Babys verstehen nicht, warum du auf ihr Zurufen nicht reagierst, werden panisch und schlummern keineswegs nach einer Weile friedlich ein, sondern aus Frust, Enttäuschung und Erschöpfung. Kinderpsychologen und Bindungsforscher sind sich einig, dass „Schreienlassen“ die emotionale Eltern-Kind-Bindung belastet, und rufen zu mehr Sensibilität, Feinfühligkeit und zum Vertrauen auf die eigene Intuition auf. Das bedeutet, auf die Bedürfnisse des Babys zu reagieren – am Tag und in der Nacht. Denn ein Erwachsener kann seine Bedürfnisse aufschieben, ein Baby kann das jedoch nicht.

Mein Baby schläft nicht durch – hat es eine Schlafstörung?

Häufiges Aufwachen ist bei vielen Babys normal und es handelt sich nicht zwingend um eine Schlafstörung.

Kämpft sich dein Kind jedoch durch die Nacht, wacht häufiger als zehn Mal auf oder will partout nicht einschlafen, könnte es sich um eine Schlafstörung handeln. Dasselbe gilt, wenn dein Kind schlafwandelt, es häufig unter Albträumen oder dem Nachtschreck leidet oder die Zähne knirscht. Wenn sich diese Störungen häufen, solltest du deinen Kinderarzt bzw. -ärztin konsultieren.

Ich gehe am Zahnfleisch – wann schläft das Baby endlich durch?

Wenn dein Baby häufig nachts aufwacht und sich durch Weinen und Schreien bemerkbar macht, kann das eine große Belastung sein. Wichtig ist es daher, dass du die Situation so stressfrei wie möglich gestaltest und tagsüber beim Mittagschlaf mitschläfst, sofern es dir möglich ist. Auch dein/e Partner:in sollte dich unterstützen, wo es nur geht. Anstatt mit Mühe und Not das Kind an sein eigenes Bett zu gewöhnen, kannst du es einfach eine Zeit lang bei dir im Bett schlafen lassen, bis sich ca. mit einem Jahr der Babyschlaf etwas reguliert hat und du es sanft ausquartieren kannst. Und wenn dein Schatz darüber hinaus immer noch zu euch ins Bett möchte, ist das ein völlig normales Verhalten.

Quellen

Lüpold, S. (2009). Ich will bei euch schlafen. Urania Stuttgart.
Lüpold, S. (2018). Kinder brauchen uns auch nachts. Eigenverlag.
Kanis, J. B. (2016). Elterliches Wissen, Selbsthilfe und psychotherapeutische Intervention bei nicht-organischen Schlafstörungen im Kleinkindalter (Doctoral dissertation, Universität Würzburg).
Hirshkowitz, M., Whiton, K., Albert, S. M. et al. (2015). National Sleep Foundation’s sleep time duration recommendations: methodology and results summary. Sleep health, 1(1), 40–43.
Pennestri, M. H., Laganière, C., Bouvette-Turcot, A. A. et al. (2018). Uninterrupted Infant Sleep, Development, and Maternal Mood. Pediatrics, 142(6).

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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