Vielleicht hast du es genau so erlebt: Während der Schwangerschaft waren deine Nägel kräftig und du hattest eine wunderschöne Haarpracht. Nach der Geburt sieht das plötzlich ganz anders aus: Viele Haaren fallen aus, teilweise hängen sie büschelweise in der Haarbürste und im Waschbecken. Was für ein Schock! Wir erklären dir, was es mit dem Haarausfall nach der Geburt auf sich hat und warum du ganz gelassen bleiben solltest. Außerdem zeigen wir dir, was du tun kannst, um das Haare lassen einzudämmen.

Woher kommt der Haarausfall nach der Geburt?

Wie so oft sind es die lieben Hormone, die uns zunächst eine traumhafte Haarpracht verpassen, aber nach der Geburt auf Haarausfall programmiert sind.

Genauer gesagt ist es das Schwangerschaftshormon Östrogen, das dafür sorgt, dass die Haare von schwangeren Frauen eine längere Lebensdauer und Wachstumsphase haben. Es werden also weniger Haare abgestoßen und sie bleiben länger auf dem Kopf, wodurch sie insgesamt kräftiger und gesünder wirken. Bis zu zehn Prozent mehr Haarpracht könntest du in der Schwangerschaft erhalten.

Ist das Baby schließlich geboren, fällt der Östrogenspiegel rapide ab und alle Haare, die durch das Hormon in der Schwangerschaft länger als gewöhnlich auf dem Kopf geblieben sind, begeben sich in die Ruhephase. In dieser Phase stellt sich die Stoffwechselaktivität des Haarfollikels ein. Die Haare verkümmern allmählich und verabschieden sich (leider) wieder. Es wird also der „Normalzustand“ des Haarwachstums wieder hergestellt. Neue Haare stehen dann bereits wieder in den Startlöchern.

Auch, wenn es teilweise schockierend ist, in welchen Mengen die Haare in der Bürste oder auf dem Duschboden zu finden sind: Es handelt sich dabei lediglich um die Haare, die du vor der Schwangerschaft ohnehin verloren hättest. Da das nun nachgeholt wird und viele Haare auf einmal fallen, wirkt der Haarausfall entsprechend schlimmer. Der vermehrte Haarausfall nach der Schwangerschaft hat auch einen Fachausdruck: postpartales Effluvium.

Wann muss ich mit dem Haarausfall nach der Geburt rechnen?

Es ist sehr individuell, wann der Haarausfall nach der Geburt einsetzt. Das kann bereits nach wenigen Wochen passieren, kann allerdings auch erst nach einigen Monaten der Fall sein. Beginnt das postpartale Effluvium, kann es bis zu neun Monate dauern, bis sich der Hormonspiegel wieder normalisiert hat und der starke Haarausfall aufhört. Manche Frauen haben jedoch auch bis zu einem Jahr mit dem vermehrten Haarausfall nach der Geburt zu tun.

Die Stilldauer kann den Haarausfall hinauszögern, da sich das Östrogen dadurch langsamer abbaut. Mit dem Stillen an sich hat der Haarausfall jedoch nichts zu tun.

Was tun gegen Haarausfall nach der Geburt? Tipps & Tricks

Leider lassen sich die Hormone nicht steuern und der Haarausfall nach der Geburt lässt sich dementsprechend nur schwer beeinflussen. Sobald sich der Östrogenspiegel eingependelt hat, lässt auch der übermäßige Haarausfall nach der Geburt nach. Dann durchläuft das Haar wieder seinen normalen Lebenszyklus, der etwa zwei bis sechs Jahre andauert.

Übrigens: Du kannst bis zu 100 Haare am Tag verlieren – das ist ganz normal!

Ist der Haarausfall auch viele Monate nach der Geburt noch ungewöhnlich stark, dauert sehr lange an oder es bilden sich kahle Stellen, solltest du die Ursache dafür bei deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin abklären lassen.

Diese Tipps & Tricks können den Haarausfall nach der Geburt eindämmen

  1. Haare offen tragen: Durch das Binden oder Flechten eines Zopfes könntest du mehr Haare verlieren.
  2. Ruhe bewahren: Stress kann Haarausfall begünstigen.
  3. Achte auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung, damit dein Körper alle Nährstoffe erhält, die er benötigt.
  4. Ein Mineralstoffmangel kann in manchen Fällen der Grund für einen hohen Haarverlust sein. Kläre am besten mit deinem/deiner FrauenärztIn, ob du z.B. Eisen supplementieren solltest.
  5. Drücke deine Haare nach dem Waschen mit einem Handtuch sanft aus und verzichte darauf, sie kräftig durchzurubbeln.
  6. Lasse deine Haare nach dem Waschen nach Möglichkeit lufttrocknen.

Auch eine neue Frisur kann dir helfen, den Haarausfall nach der Geburt optisch etwas auszugleichen. So sorgt ein Stufenschnitt für mehr Volumen und Fülle und die nachwachsenden kurzen Haare fallen weniger stark auf.

Das solltest du nicht tun

  • Laufe nicht los und kaufe Haarwasser oder Shampoos, die gezielt gegen Haarverlust helfen sollen. Sie werden kaum Wirkung zeigen.
  • Nimm keine Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel, ohne das zuvor mit deinem/deiner ÄrztIn abzuklären. Für den hormonbedingten Haarausfall nach der Geburt ist das oftmals nicht notwendig.

Hab Geduld!

Neben schlaflosen Nächten und Augenringen, die gefühlt bis zum Boden reichen, kann der Haarausfall nach der Geburt verständlicherweise eine große Belastung sein. Doch es lohnt sich, Geduld zu haben und sich von diesem natürlichen Prozess nicht verunsichern oder stressen zu lassen. Genieß die Zeit mit einem Baby so intensiv wie möglich und verliere nur wenige Gedanken an deine Haare. Nach kurzer Zeit wirst du feststellen, dass viele neue Haare nachwachsen. Diese „Babyhaare“, die gerade bei ansonsten langen Haaren gerne kreuz und quer abstehen, bekommst du mit etwas Haarspray oder Gel gut in den Griff.

Quellen

Netdoktor.de: Haarausfall nach Schwangerschaft
Rauch, L., Ruzicka, T. & Bruch-Gerharz, D. (2005). Hautveränderungen in der Schwangerschaft. Gynäkologe 38, 619–624.

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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