Toxoplasmose, Listerien, B-Streptokokken – es gibt einige Erreger, die in der Schwangerschaft gefährlich für das ungeborene Kind werden können. Für Schwangere, die ihr zweites Kind erwarten oder beruflich viel mit kleinen Kindern zu tun haben, kommt eine weitere Virusinfektion dazu, von der sie oftmals nur wenig bis gar nichts gehört haben: Zytomegalie. Alles über die Ansteckung, Tests und Behandlung einer Zytomegalie in der Schwangerschaft erfährt du hier.

Was ist Zytomegalie?

Zytomegalie (auch Ctyomegalievirus, CMV, genannt) ist eine Viruserkrankung, die durch das Humane Cytomegalievirus (HCMV) verursacht wird – auch als Humanes Herpesvirus 5 (HHV 5) bezeichnet. Als eine Herpesvirus-Variante bleibt das Zytomegalievirus nach Erstinfektion ein Leben lang im Körper und kann unter bestimmten Umständen reaktiviert werden. Personen, die an Zytomegalie erkranken, bleiben selbst nach Beendigung der Krankheit noch wochenlang ansteckend.

Wie häufig ist eine Infektion mit Zytomegalie?

Infektionen mit dem Zytomegalievirus sind weltweit verbreitet und kommen sehr häufig vor. Vermutlich haben rund 50 Prozent der europäischen Bevölkerung bereits eine Infektion mit Zytomegalie durchgemacht. Etwa 0,5 bis vier Prozent aller Frauen in Deutschland infizieren sich in der Schwangerschaft zum ersten Mal. Bei ca. 40 Prozent davon geht die Erkrankung auf das Baby über. Die Infektion mit dem Zytomegalievirus ist aktuell die bedeutendste Infektion in der Schwangerschaft – sie ist die häufigste Infektion, die die Mutter auf das Baby überträgt.

Ansteckung mit Zytomegalie

Am häufigsten wird Zytomegalie durch Schmierinfektionen übertragen, also durch direkten Kontakt mit Speichel, Tränen und weiteren Körperflüssigkeiten und -ausscheidungen.

Inkubationszeit

Bei gesunden Erwachsenen verläuft die Erkrankung mit dem Virus meist harmlos und symptomfrei, sodass viele gar nicht feststellen, dass sie sich angesteckt haben. Die Inkubationszeit beträgt ungefähr zwei bis sechs Wochen, kann allerdings nicht genauer angegeben werden, da viele Infektionen nicht erfasst werden.

Symptome

Zytomegalie verläuft meist symptomfrei. In manchen Fällen können folgende Symptome auftreten:

  • Husten
  • Fieber
  • Geschwollene Lymphknoten
  • Kopf- und Gliederschmerzen

Immunschwache Menschen können einen schlimmeren Krankheitsverlauf erleiden. Dann kann eine Ansteckung mit dem Zytomegalievirus zu einer Lungenentzündung mit Husten und Atemnot führen. Befällt der Virus den Darm und die Leber, können Übelkeit, Erbrechen und Gelbsucht die Folge sein.

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Zytomegalie in der Schwangerschaft

Während die Ansteckung mit Zytomegalie für gesunde Erwachsene meist harmlos ist, so kann sie in der Schwangerschaft eine Gefahr für das ungeborene Kind darstellen und sogar lebensbedrohlich sein. Besonders dann, wenn sich die Schwangere im ersten oder zu Beginn des zweiten Schwangerschaftstrimesters ansteckt. Da sich in der Frühschwangerschaft alle Organe des Kindes entwickeln, kann eine Infektion mit dem Zytomegalievirus – wenn es sich auf das Ungeborene überträgt – zu Wachstumsverzögerungen, Hörschäden, Störungen der Hirnentwicklung und zu einer geistigen Behinderung führen. Bei rund 20 Prozent der Ansteckungen in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten erfolgt eine Übertragung des Virus auf das ungeborene Kind.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Baby bei einer Erstinfektion mit Zytomegalie ansteckt, steigt im letzten Schwangerschaftsdrittel. Jedoch ist das Kind dann nicht mehr so stark gefährdet und Folgeschäden sind eher unwahrscheinlich.

Wie erfolgt die Ansteckung mit Zytomegalie in der Schwangerschaft?

Vielleicht bist du gerade schwanger mit deinem zweiten Kind und wunderst dich, warum du in der ersten Schwangerschaft noch gar nichts über Zytomegalie gehört hast? Wenn du nicht gerade in einem Beruf arbeitest, wo du engen Kontakt zu kleinen Kindern hast, ist das ältere Geschwisterkind der Grund dafür: Häufig übertragen Kleinkindern unter drei Jahren das Zytomegalievirus. Infizieren sich die Kinder mit dem Virus, finden sich in ihren Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen größere Virusmengen. Für eine Ansteckung kann es dann reichen, wenn du den Löffel deines Kindes in den Mund nimmst. Eltern und das Erziehungspersonal in Kindertagesstätten haben daher ein höheres Risiko, sich anzustecken.

Für Erzieherinnen, die im U3-Bereich tätig sind, ist der Test auf Zytomegalie daher äußerst wichtig. Haben sie keine Antikörper gegen Zytomegalie, erhalten sie ein Beschäftigungsverbot.

Wann soll ich mich auf Zytomegalie in der Schwangerschaft testen?

Viele Frauenärzte und -ärztinnen raten Schwangeren, die ihr zweites Kind erwarten, zu einem Test auf Zytomegalie. Der erste Test erfolgt dann direkt zu Beginn der Schwangerschaft. Ist er negativ, wird er meist im weiteren Verlauf der Schwangerschaft noch einige Male wiederholt.

Der Test gilt allerdings als individuelle Gesundheitsleistung (IGEL), das heißt, dass die Krankenkassen die Kosten dafür nicht übernehmen. Es kann sich jedoch lohnen, direkt bei der Krankenkasse nachzufragen. Die Kosten für den Test variieren zwischen 15 und 20 Euro.

Bei Frauen, die positiv auf das Zytomegalievirus getestet wurden, kann es in seltenen Fällen zu einer Reaktivierung der Infektion kommen. Das heißt, dass sich die Zytomegalieviren im Körper erneut vermehren. Jedoch verhindern in den meisten Fällen die mütterlichen Antikörper eine Übertragung des Virus auf das Ungeborene.

Behandlung einer Zytomegalie in der Schwangerschaft

Es gibt nach aktuellem wissenschaftlichen Stand noch keine Impfung gegen das Zytomegalievirus. Stellt der Arzt oder die Ärztin eine Zytomegalie bei einer Schwangeren fest, ist die Behandlung nicht unproblematisch. Immunschwache Menschen erhalten oftmals Virostatika – das sind virenhemmende Mittel, die die Vermehrung der Viren verhindern können. Experten empfehlen diese in der Schwangerschaft allerdings nicht.

Eine mögliche Behandlung ist eine Therapie mit Zytomegalie-Antikörpern, sogenanntem Hyperimmunglobulin. Dadurch könnte sich gerade in der Frühschwangerschaft das Risiko einer Übertragung auf das ungeborene Kind verringern. Jedoch ist auch diese Art der Therapie derzeit nicht offiziell für Schwangere zugelassen. Studien dazu laufen.

Durch eine Fruchtwasseruntersuchung kann der Arzt oder die Ärztin feststellen, ob sich das Baby an Zytomegalie angesteckt hat. Die Untersuchung birgt jedoch auch ein gewisses Risiko für das ungeborene Kind.

Ob eine Fruchtwasseruntersuchung und die Behandlung mit Hyperimmunglobulin notwendig sind, wägen die zuständigen ÄrztInnen in jedem einzelnen Fall sorgfältig ab. Da die Behandlungsart nicht offiziell zugelassen ist, muss außerdem geklärt werden, inwieweit die Krankenkasse die Kosten dafür übernimmt.

Hygienemaßnahmen zur Vorbeugung einer Zytomegalie

Wenn du schwanger bist und bereits ein Kind im Alter von unter drei Jahren hast, kannst du durch einige Hygienemaßnahmen das Risiko einer Ansteckung mit dem Zytomegalievirus deutlich senken.

Das solltest du beachten:

  • Immer gründlich mit Wasser und Seife die Hände waschen. Vor allem nach dem Wickeln, Füttern, Naseputzen und weiteren Situationen, in denen du mit den Körperflüssigkeiten deines Kindes in Kontakt kommst.
  • Es kann außerdem helfen, deinem Kleinkind für eine gewisse Zeit nur Küsse auf die Wange zu geben – nicht auf den Mund.
  • Teile mit deinem Kind kein Besteck, Geschirr oder Handtücher.

Auch, wenn manche der Punkte schwerfallen, ist es sinnvoll, sich an diese Hygieneregeln zu halten. Denn allein eine gute Hygiene kann das Risiko einer Erstinfektion mit Zytomegalie in der Schwangerschaft um bis zu 85 Prozent senken.

Zu guter Letzt: Keine Panik!

Auch wenn Zytomegalie die Virusinfektion ist, die in der Schwangerschaft am häufigsten auf das Kind übertragen wird, bedeutet das nicht, dass dies immer der Fall ist. Zunächst einmal ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Virus anzustecken, nicht sehr hoch. Solltest du dich angesteckt haben, bedeutet das wiederum nicht, dass dein Kind ebenfalls daran erkrankt. Solange du eine gute Hygiene einhältst, ist das Risiko, an einer Zytomegalieinfektion zu erkranken, relativ gering.

Quellen

Frauenärzte im Netz: Zytomegalie in der Schwangerschaft
Apotheken-Umschau: Zytomegalievirus-Infektion (CMV-Infektion)
Baby&Familie: Test auf Zytomegalie in der Schwangerschaft?

Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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