Wer kennt ihn nicht: Tee mit einem Löffel Honig, der bei Erkältungsbeschwerden durch seine antibakterielle Wirkung Linderung schaffen soll. Honig gilt seit jeher als bewährtes Hausmittel. Und was sich so bewährt hat, kann doch auch für Babys nicht so verkehrt sein, oder? Und doch ist genau das der Fall, denn: Honig kann jungen Babys schaden! Warum das so ist, was zu tun ist, wenn dein Baby Honig gegessen hat und ab wann Honig fürs Baby unbedenklich ist: Das alles erfährst du hier.

Warum dürfen Babys eigentlich keinen Honig essen?

Beim Genuss von Honig sowie Ahornsirup oder Maissirup können Babys an einer Sonderform des Botulismus – dem Säuglingsbotulismus – erkranken. Die Krankheit wird durch Botulinum Neurotoxine (BoNT) ausgelöst. Das sind Giftstoffe, die von Stäbchenbakterien der Gattung Clostridium botulinum produziert werden, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem Ratgeber erklärt. Das Gift ist dir vermutlich besser bekannt unter der Abkürzung „Botox“, das gerne zur Faltenaufpolsterung eingesetzt wird.

Die Bakterien, die die Toxine produzieren, kommen natürlicherweise in Honig und anderen Naturprodukten vor. Denn bei der Verarbeitung von Honig gilt: Es darf nichts entzogen oder hinzugefügt werden – Imker dürfen lediglich grobe Verunreinigungen herausfiltern. Damit ist Honig ein völlig unbehandeltes, nicht sterilisiertes Rohprodukt.

Das Bakterium und seine Giftstoffe sind sehr widerstandsfähig und werden erst bei einer Temperatur von über 100 °C unschädlich gemacht. Daher sollten selbst eingekochte Lebensmittel am besten zweimal ausreichend erhitzt und ausgebeulte Konservendosen sofort entsorgt werden.

Säuglingsbotulismus: Gefährliche Krankheit für Babys

Babys, die jünger als ein Jahr sind, haben noch keine ausreichend entwickelte Darmflora, weshalb sie sich auch immer wieder mit Bauchschmerzen quälen. Kommen sie mit den Bakterien Clostridien und ihrem Giftstoff in Kontakt, können die giftigen Sporen den Darm besiedeln, dort auskeimen und ein lähmendes Gift produzieren.

Symptome des Säuglingsbotulismus

Haben sich Babys an der Krankheit infiziert, können sie folgende erste Symptome zeigen:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Mundtrockenheit

Beim Fortschreiten der Vergiftung können diese Symptome beim Baby auftreten:

  • Muskelschwäche
  • Atmungsschwierigkeiten
  • schwacher Saug- und Schluckreflex
  • Probleme, den Mund geschlossen zu halten
  • verzögerte Pupillenreaktion

Erkrankt ein Baby am Säuglingsbotulismus, muss es schnell intensiv-medizinisch behandelt werden, warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen. Die Krankheit ist sehr selten, doch hat sich ein Kind am Botulinumtoxin – das als das stärkste bekannte Gift gilt – vergiftet, kann die Vergiftung schnell tödlich enden.

Mein Baby (11 Monate) hat Honig gegessen – Was tun?

Wenn dein Baby in einem unbeaufsichtigten Moment an das Honigglas gekommen ist oder von deinem Honigbrot genascht hat, musst du nicht in Panik geraten. Mit 11 Monaten hat dein Baby schon eine besser entwickelte Darmflora und wird die Bakterien – sofern es überhaupt welche aufgenommen hat – vermutlich symptomlos wieder ausscheiden. Machst du dir dennoch Sorgen, solltest du ärztlichen Rat aufsuchen.

Milch mit Honig verdünnt – ab welchem Alter ist es erlaubt?

Baby über einem Jahr probiert Honig.
Nach dem ersten Geburtstag ist es für Kleinkinder sicher, Honig zu probieren. © galaganov – stock.adobe.com

Zum Süßen von Milch, Tees oder zum Verfeinern des Abendbreis ist Honig für Babys unter einem Jahr tabu. Säuglinge bis zur Beikosteinführung benötigen nur Muttermilch oder Säuglingsanfangsnahrung aus der Flasche. Wenn du mit der Beikost startest, sollte Wasser der Durstlöscher der Wahl sein. Nach dem ersten Geburtstag deines Kindes ist seine Darmflora in der Regel so gut aufgebaut, dass das Bakterium Clostridium botulinum deinem Schatz keine Probleme mehr bereiten kann.

Da Honig allerdings bis zu 75 Prozent aus Fruktose und Glukose besteht, sollte er nur gelegentlich und in geringen Maßen auf dem Ernährungsplan deines Babys stehen, um das Kariesrisiko nicht zu erhöhen. Und: Zähneputzen nicht vergessen!

Gut zu wissen: Im Drogerie- und Supermarkt gibt es Breizubereitungen und Snacks für Babys, die mit Honig verfeinert sind. Meistens sind diese ab einem Alter von einem Jahr deklariert. Der in den Produkten enthaltene Honig oder Sirup wird bei der Verarbeitung so hoch erhitzt, dass Bakterien zuverlässig vernichtet werden.

Mit 1, 2 oder 3 Jahren: Ab welchem Alter dürfen Kinder bedenkenlos Honig pur essen?

Ob verdünnt oder pur: Ab einem Jahr darf ein Baby Honig in Maßen probieren.

Übrigens: Erst mit ca. 3 Jahren ist die kindliche Darmflora so weit aufgebaut und stabil, dass sie der von Erwachsenen ähnelt.

Gar nicht soo gesund, wie er daherkommt, der Honig: Dem Bericht des NDR zufolge müssten wir kilogrammweise Honig essen, um wirklich etwas von der gern beschriebenen antibakteriellen Wirkung zu merken. Aufgrund des hohen Zuckergehalts ist das allerdings eine eher schlechte Idee.

Quellen

Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. | Robert Koch-Institut | Deutsche Apotheker Zeitung | Pädia.de | NDR

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Über den Autor

Julia May

Hi! Ich bin Julia und seit 2018 Mama eines aufgeweckten Jungen, der meine Welt manchmal ganz schön auf den Kopf stellt. 2022 gesellte sich mein zweites Söhnchen hinzu und gemeinsam erleben wir den trubeligen Alltag einer vierköpfigen Familie. Meine Erfahrungen teile ich mit dir in zahlreichen Artikeln rund um Kindererziehung, Schwangerschaft und Gesundheit und gebe bewährte und hilfreiche Tipps, die deinen Familienalltag erleichtern.

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