Endlich Vorschulkind! Plötzlich ist das letzte Kindergartenjahr gekommen und die Kleinen sind gar nicht mehr so klein. Für alle beginnt jetzt eine aufregende Zeit, denn nicht nur die Vorschulkinder selbst, auch ihre Eltern haben viele Fragen rund um den Schulstart. Ist mein Kind bereit? Wie kann ich es für die Schule am besten vorbereiten? Was müssen Vorschulkinder überhaupt können, um den Übergang gut zu meistern?

Hier findest du eine Checkliste, die dir bei diesen Fragen helfen kann. So viel schon mal vorweg: Erste Buchstaben schreiben oder Zahlen rechnen können ist für den Schulstart hilfreich. Doch vor allem beim Spielen, Toben oder Kuchenbacken zu Hause lernen Vorschulkinder ganz nebenbei wichtige Fähigkeiten, die sie für die Schulzeit fit machen.

Wann ist man eigentlich ein Vorschulkind?

Die Vorschule gibt es in Deutschland in dem Sinne nicht mehr. Stattdessen wird häufig das letzte Kita-Jahr genutzt, um das Kind auf den Schulstart vorzubereiten. Es ist dann ein Vorschulkind und darf zum Beispiel an speziellen Veranstaltungen oder Ausflügen teilnehmen, die seine Fähigkeiten für die Schule ausbauen und stärken. Auch Lerntechniken, zum Beispiel Arbeitsblätter bearbeiten oder Gelerntes wiederholen, werden von den Vorschulkindern geübt.

Wann gelten Vorschulkinder als schulreif?

Ob ein Kind geistig, körperlich und emotional bereit für die Schule ist, müssen Eltern nicht allein entscheiden. Kinder- und Schulärzte und pädagogische Fachkräfte in der Kita werden ihre Einschätzung abgeben und Empfehlungen aussprechen, wie es am besten für euch weiter geht.

Die Einschulungsuntersuchung & U9-Untersuchung

Die Einschulungsuntersuchung richtet sich an alle Eltern mit Kindern, die im nächsten Schuljahr eingeschult werden. Sie sind verpflichtend und werden meistens relativ früh im Jahr angesetzt, damit ihr genügend Zeit habt, um Empfehlungen umzusetzen. Die Untersuchung dauert ca. 45 Minuten. Untersucht werden Gewicht, Größe, Hör- und Sehvermögen sowie körperliche, geistige und soziale Entwicklung deines Kindes. Das Ergebnis bescheinigt deinem Kind die Schulreife. Oder empfiehlt, es zurückstellen zu lassen, weil es einfach noch nicht soweit ist.

Auch bei der U9-Untersuchung beim Kinderarzt bzw. Kinderärztin steht die Schulreife im Mittelpunkt. Die U9 findet zwischen dem 60. und 64. Lebensmonat deines Kindes statt, wenn es also ca. 5 Jahre alt ist. Es ist die letzte Vorsorgeuntersuchung vor der Einschulung, darum werden neben den Standards (Größe, Gewicht und Kopfumfang) auch hier Sprachkompetenz und kognitive Fähigkeiten geprüft. Idealerweise begleitet euch der Kinderarzt oder die Kinderärztin schon seit der ersten U-Untersuchung. Doch auch wenn nicht, wird er dir mit seiner professionellen Erfahrung sagen können, wie bereit dein Vorschulkind ist.

Elterngespräche in Kita und Kindergarten

Pädagogische Fachkräfte in Kita und Kindergarten verbringen viel Zeit mit eurem Kind und sehen jeden Tag, was sich in seiner Entwicklung verändert. Daher sind sie wichtige Berater bei der Frage, ob ein Vorschulkind schulreif ist. Es sollten regelmäßig Elterngespräche stattfinden, in denen du die Gelegenheit hast, dich über Stärken und Schwächen deines Kindes auszutauschen.

Eine kleine Checkliste für Vorschulkinder

Jedes Kind hat seine Stärken und Schwächen. Jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit. Unsere Checkliste bietet dir einen Überblick über Fähigkeiten, die bei Vorschulkindern beobachtet und gefördert werden – zum Beispiel durch das Vorschul-Programm in der Kita. Aber natürlich muss dein Kind nicht in allen Bereichen glänzen, um eine glückliche und erfolgreiche Schulzeit zu erleben!

Sprache: Wie gut kommuniziert dein Vorschulkind?

  • Spricht dein Kind viel und gerne über seine Erlebnisse?
  • Kann es eine Geschichte zusammenhängend erzählen?
  • Spricht es auch Worte mit Zischlauten oder schwierigen Konsonantenabfolgen deutlich aus? Zum Beispiel „Schulklasse“ oder „Trinkbecher“?
  • Hört dein Kind Unterschiede zwischen Reimwörtern? Zum Beispiel „Tasche“ und „Lasche“?
  • Kann es sich Liedtexte und Reime gut merken?

Warum ist das wichtig?

Spaß an Geschichten, am Erzählen und Zuhören sind die besten Voraussetzungen fürs Lesen und Schreiben lernen. Und: Wenn sich dein Kind klar mitteilen kann, fühlt es sich auch im Unterricht wohler, Fragen zu stellen und aktiv mitzumachen.

Kognition und Konzentration: Wie ausdauernd ist dein Vorschulkind?

  • Kann dein Kind geometrische Formen und Farben sicher benennen und unterscheiden?
  • Kann es Getränke oder Nahrungsmittel in Gläser, Schüsseln und Co. füllen, ohne zu kleckern?
  • Löst es altersgerechte Puzzle, Rätsel oder Sortierspiele und bleibt am Ball, auch wenn es knifflig wird?
  • Kann es Aufgaben, die aus mehreren Schritten bestehen, erfüllen? Zum Beispiel „Geh bitte in die Küche, öffne die zweite Schublade und bring mir einen Teller.“

Warum ist das wichtig?

Zusammenhänge verstehen, sich Neues merken oder Probleme lösen – kognitive Fähigkeiten sind in allen Schulfächern gefragt. Wer schon früh ein gutes Gefühl für Mengen und logische Reihenfolgen hat, kommt außerdem in Mathe leichter zurecht. Wenn dein Vorschulkind auch bei komplizierten Aufgaben nicht aufgibt und konzentriert Lösungen sucht, wird es für seine Ausdauer mit einem Schwung Glückshormone belohnt. Dann macht Lernen richtig Spaß.

Sozialverhalten & Emotionen: Wie geht dein Vorschulkind mit sich und anderen um?

  • Wie geht dein Kind mit Enttäuschungen um, zum Beispiel wenn es bei einem Spiel verliert? Hält es sich an Regeln und kann auch mal zurückstecken?
  • Hat es Freundschaften geschlossen?
  • Kann dein Kind seine Wünsche formulieren – auch fremden Personen gegenüber?
  • Grenzt es sich klar ab, wenn es etwas nicht möchte? Zum Beispiel durch „Nein, ich will das nicht“ sagen?
  • Spricht es mit dir oder anderen Bindungspersonen über seine Gefühle und erzählt von Problemen?

Warum sind diese Fähigkeiten wichtig?

Natürlich gibt es auch in Kindergarten und Kita Regeln, die das Miteinander bestimmen. In einer Schulklasse spitzt sich das noch mal zu. Längere Zeit geduldig zuhören, sich bei einer Frage melden und Fehler wegstecken können, gehören zum Schul-Alltag. Und wenn das alles deinem Kind zu viel wird, hilft ihm ein offenes Gespräch über seine Gefühle, wieder ins Lot zu kommen.

Grob- und Feinmotorik: Wie sicher bewegt sich dein Vorschulkind?

  • Kann dein Kind auf einem Bein balancieren und loshüpfen?
  • Wirft und fängt es einen Ball? Kann es sicher rückwärts gehen?
  • Versteht es den Unterschied zwischen oben und unten, neben und dazwischen?
  • Kann dein Kind einen Stift richtig (im Dreipunktgriff) halten?
  • Fädelt es Perlen auf? Kann es einfache Formen mit der Schere ausschneiden?
  • Malt es Vorlagen aus, ohne über die Ränder zu krickeln?

Warum ist das wichtig?

Ein gutes Körpergefühl macht stark und selbstbewusst. Klettern, kriechen, rennen und springen haben aber auch einen positiven Einfluss auf Kognition, Sprachkompetenz und das mathematische Grundverständnis. Geübte Hände und eine sichere Hand-Auge-Koordination helfen deinem Kind, mit Füller, Bleistift und Schere umzugehen.

Selbstständigkeit: Was kann dein Vorschulkind schon ganz allein?

  • Wie gut kommt dein Kind mit Knöpfen und Reißverschluss zurecht? Kann es eine Schleife binden, seine Kleidung selbstständig an- und ausziehen?
  • Kennt es seinen vollständigen Namen und seine Adresse?
  • Wie gut kommt dein Kind im Straßenverkehr zurecht? Kennt es die wichtigsten Verkehrs- und Sicherheitsregeln?

Warum ist das wichtig?

In einer Schulklasse können Lehrkräfte nicht allen Kindern beim An- und Ausziehen helfen. Außerdem muss es schnell gehen, weil der Tag durch die Schulstunden strenger getaktet ist. Da hilft es enorm, wenn sich dein Kind selbstständig um seine Jacke, Turnsachen etc. kümmern kann. Sich selbstständig, kompetent und unabhängig von den Eltern zu fühlen, ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung deines Kindes.

Vorschulkinder zu Hause fördern: Übertrieben oder notwendig?

Vorschulkinder im Sandkasten
Oft sind es ganz einfache Dinge, die dein Vorschulkind fördern – © Kzenon – stock.adobe.com

Vielleicht fühlst du dich verunsichert, wie du dein Kind in seiner Vorschulzeit am besten begleitest. Die einen meinen:„Bloß nicht zu viel vorbereiten, sonst wird deinem Kind in der Schule langweilig!“ Die anderen sagen: „Wer jetzt nicht genug gefördert wird, hinkt in der Schule hinterher.“

Ganz schön viel Druck und ziemlich extrem gedacht. Also kurz mal Stress raus und sich folgende Dinge bewusst machen:

  • Vorschulkinder sind neugierig und können sich für die unterschiedlichsten Themen begeistern. Sie lernen von Natur aus gerne.
  • Du bist nicht der einzige Impulsgeber. Kita, Freunde, Sportverein, Oma und Opa – Vorschulkinder interagieren mit vielen anderen Bezugspersonen und kriegen dabei so viele unterschiedliche Eindrücke mit.
  • Freie Zeit fürs Spielen und Entdecken ist oft viel förderlicher als irgendein teures, ausgetüfteltes Programm, auf das eigentlich keiner in der Familie Lust hat.
  • Und natürlich: Dein Bauchgefühl ist der beste Ratgeber. Wenn du selbst das Gefühl hast, dass dein Kind sich in bestimmten Bereichen langsam oder gar nicht entwickelt, geh dem nach und hol dir ggf. Unterstützung von den Experten.

Wenn du dennoch dein Vorschulkind spielerisch zu Hause fördern möchtest, haben wir hier noch ein paar konkrete Tipps

Oh, wie schön ist Sprache!

Schon die Kleinsten freuen sich über Lieder, Reim- oder Fingerspiele und auch als Vorschulkind bleiben Geschichten einfach magisch. Lies deinem Kind regelmäßig vor, sprecht über Inhalte und spinnt die Geschichten weiter. Das regt die Fantasie an und animiert zum Quasseln und Quatschen.

Klatschspiele, Reime und Zungenbrecher machen Spaß und trainieren die Aussprache. Aber auch normale Gespräche im Alltag fördern die Sprachkompetenz deines Kindes.

Legen, sortieren, knobeln

Bestimmt habt ihr auch Spielzeug zu Hause, mit dem man ganz einfach Sortierspiele vorbereiten kann. Ihr könnt Kuscheltiere nach Größe oder Legosteine nach Farben sortieren. Ihr könnt auf dem Weg zum Supermarkt „Ich seh etwas, was du nicht siehst“ spielen. Statt mit Farben geht das übrigens auch super mit geometrischen Formen.

Im Handel findest du jede Menge Spielzeug, das die Konzentration fördern soll oder spezielle Rätsel- und Übungsblöcke für Vorschulkinder. Nicht jedes Kind hat Spaß daran, aber wenn doch, sind sie eine tolle und sinnvolle Ergänzung für zu Hause.

Schau doch auch mal auf unserem Familienmarktplatz vorbei. Dort findest du jede Menge Lernspielzeug in einem guten Zustand und zu einem günstigen Preis.

Bring Bewegung rein

Nehmt euch Zeit für Bewegung, am besten draußen. Gelegenheiten fürs Springen, Klettern oder Balancieren gibt es fast überall und Kinder finden meist von selbst einen Weg, sich auszutoben. Ganz wichtig, auch wenn es schwerfällt: Einfach mal machen lassen. Ein aufgeschürftes Knie oder eine kleine Beule lässt sich nicht verhindern und verheilt schnell wieder. Die Feinmotorik wird bei jedem Bastelprojekt gefördert. Aber auch mit Matschküche oder Knete spielen macht kleine Finger stark und geschickt.

Das große Miteinander

Fast schon ein Selbstläufer, denn im Miteinander lernen Kinder jeden Tag, welche Regeln es gibt. Ausreden lassen oder geduldig zu warten könnt ihr natürlich prima im Familienalltag – zum Beispiel beim Abendessen – üben. Gesellschaftsspiele helfen dabei, konkrete Regeln zu verstehen und zu befolgen. Auch Frust gehört dazu, schließlich kann man nicht immer gewinnen.

Das klappt schon ganz allein

Auch Selbstständigkeit kann man üben. Zum Beispiel indem dein Kind kleinere, altersgerechte Aufgaben übernehmen muss, für das es ganz allein verantwortlich ist. Aber manchmal sind es auch kleine Veränderungen an den Rahmenbedingungen, die selbstständiger machen. Gibt es Kleiderhaken in Kinderhöhe? Dann kann dein Kind seine Jacke auch selbst aufhängen. Steht ein Hocker vor dem Waschbecken? Perfekt, Händewaschen klappt ja auch ganz allein.

Du merkst, eigentlich sind es gar keine großen Veränderungen oder Übungsprogramme, die dein Vorschulkind fit für die Schule machen. Wenn du noch mehr über Bildung und Förderung von Kindern erfahren möchtest, schau doch mal hier vorbei.

Quellen: Bundeszentrale für politische Bildung: Schulreife oder Schulfähigkeit – was ist darunter zu verstehen? | Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Bildungsgrundsätze für Kinder von 0 bis 10 Jahren | Kizz. Online: Ich sage was, was du nicht kennst | Hessisches Sozialministerium: Sprachentwicklung und Sprachförderung bei Kindern | Kinder- & Jugendärzte im Netz: U9 – Vorsorge im letzten Kinderjahr

Über den Autor

Tanja Silber

Hi! Ich bin Tanja. Seit 2018 bin ich Mama einer kleinen Tochter, die für jede Menge Randale und Hurra in unserer Familie sorgt. Gesunde Kinderernährung, neue Spielideen und einfach nur Überleben im Familienwahnsinn machen gerade meinen Alltag aus. Deinen auch? Dann bist du bei mir genau richtig.

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